Aus der Werkstatt
Wochenrückblick KW32 / 2023
veröffentlicht: 11.08.2023 · Franziska Köppe | madiko
Aus der Werkstatt 2023
[ 2023 Franziska Köppe | madiko ]
Es war eine durchwachsene zweite August-Woche. Sehr viele schöne, produktive Stunden. Leider auch Rückschläge in Bezug auf meine Insomnie. Schlaflosigkeit ist echt ein Problem und ich komme noch nicht so an die Wurzel der Ursachen, wie ich gern möchte. Dieses Mal scheiterte ich an meiner Faszination für Bücher. Ich las und las und las. Ich konnte in besagter Nacht Jane Austen einfach nicht aus der Hand legen. Hm. Am darauffolgenden Tag zahlte ich natürlich den Preis. Mit dem Nachgeben im Schlaf- und Ruhebedürfnis konnte ich es schnell ausgleichen. Am übernächsten Tag war ich erneut voller Schaffensfreude und Kreativität. Glück gehabt. Ich klopfe mir kurz auf die Schulter, dass ich als Freiberuflerin eine flexible, freie Zeiteinteilung habe. Ich hoffe, dass dieser Tag meinen Lebens-Arbeits-Rhythmus nicht komplett umwirft. Nun, wir werden sehen.
Die Wetterlage hier in der Region Stuttgart ist weiter angenehm. Nachtabkühlung, sommerlicher Regen und sonst blauer Himmel – was meine Stimmung sofort hebt – wechseln sich in für Mensch und Natur erquicklicher Weise ab. Ich halte dies so beharrlich fest, um es in meiner Erinnerung zu verankern. Denn weltweit ist die Lage wirklich entsetzlich. Das Haus brennt. Lichterloh. Ich gebe zu, ich möchte diesen Werkstatt-Bericht mit Einzelheiten ungern belasten. Es ist schwer genug, es in den Nachrichten zu sehen. Tja, das mit der Ermüdung zeigt sich bei mir ebenso auf diesem Wege. Doch wir alle müssen auf unsere Gesundheit achten – auch die psychische.
Vom Globalen zum Lokalen: Fürs Haus, in dem ich wohne, gibt es leider ebenfalls wenig gute Neuigkeiten. Die Dringlichkeit, die Öfen auszutauschen und ein wohl völlig absurder Kosten-Voranschlag zur Sanierung des Heizungskonzepts hat zu Torschlusspanik geführt. So werden noch in diesem Jahr auch in den anderen drei Wohnungen erneut Gasheizungen eingebaut. (Halbparterre und Dachgeschoss erhielten 2019 und 2020 eine neue, gas-betriebene Anlage.) Die Pläne der Stadt zum Ausbau von Fernwärme hier im Quartier ziehen sich. Der Schornsteinfeger drängte auf Austausch, weil er die Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann. Ein Altbau mit vorhandener Gas-Infrastruktur. All das zusammen führte zur Entscheidung. Ich kann es verstehen, gleichwohl werden wir alle es zukünftig zahlen. Auf die eine und die andere Weise. Meine Hoffnung setze ich nun auf ein sinnvolles Photovoltaik-Konzept. Für Ende des Jahres / Anfang 2024 ist der Entwurf der Stadt bzw. der Stadtwerke Stuttgart für Bürger-Energie angekündigt. Dann weiß ich hoffentlich mehr. Mal sehen.
Ferner wurde im engsten Familienkreis in den letzten Wochen gleich zwei Mal die Diagnose Demenz in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Vier bis acht Jahre Lebenserwartung, davon nur noch wenige Jahre (Monate?) in geistiger Lebendigkeit. Die Personen zählen 70 Lenze. Beschleunigt wurde die Entwicklung wohl durch die Hitzewelle. Es überrascht mich nicht. In einem der beiden Fälle handelt es sich zudem um die schwer zu pflegende Form, die mit einem hohen Maß an Verfolgungswahn und damit einhergehend Aggressivität verbunden ist. Zum Glück gibt es Patienten-Verfügungen. Anders als bei meiner Großmutter, werde ich nicht die Hauptlast dieser Diagnosen tragen – weder in Zeit noch finanzieller Art. Ich bin indirekt betroffen und versuche die Person(en), die sich der Sache angenommen hat (haben), zu unterstützen. Für mich eine seltsame und auszulotende Situation. Seltsam vor allem, weil ich denke, ich müsste mehr empfinden. Doch außer einem Gefühl der Verantwortung (wovon ich durch ebendiese Person entlastet wurde), regt sich bei mir nichts. Die Nachrichten lösten in mir lediglich die Erkenntnis aus, dass ich von den betreffenden Personen meinen Abschied vor Jahren genommen habe. Es gibt Menschen in meinem engeren Umfeld, wo mich eine derartige Diagnose weit mehr treffen würde. Und ich hoffe, sie wird nie kommen.
Nachdem letzte Woche so gut gelaufen war (pun intended), klappte das mit den Spaziergängen diese Woche schon wieder nicht mehr so gut. Ich erhebe mahnend meinen Zeigefinger gen Spiegelbild. Jeder Tag ein neuer Tag. So bleibe ich stets bemüht.
Soweit zur gemischten Gefühlslage und allgemeinen Situation. Soweit zum Persönlichen. Lass uns nach nebenan in die Manufaktur für Lebens- und Arbeitswelten mit Zukunft gehen. Es ist das ein oder andere zu berichten. Wohlan!
WandelMut Manufaktur
Den Wochenbericht zu WandelMut kann ich kurz halten:
Community-Funktionalität
Ich feile weiter an den verschiedenen Prozessen und Algorithmen zur Community. Der rudimentäre, minimale Registrierungsprozess ist entworfen und die ersten grundlegenden IT-Entscheidungen sind getroffen. Danke für die wertvollen Tipps an die Friends of REDAXO.
Aktuell beschäftigt mich die Feinarbeit an den Berechtigungen (Lese- & Schreib-Rechte) sowie an der Integration der Finanz-Ströme in Bezug auf die Administration der Organisationen. Was passiert beim Hoch- und Runterstufen von Dienstleistungen? Was passiert mit dem Austritt eines Mitarbeitenden aus einer Organisation – mit entsprechendem Übergang von Verantwortlichkeiten? Dann die damit verbundenen Aufbewahrungspflichten sowie Datenschutz-Rechte (DSGVO etc). Es ist ein weites Feld, Luise.
Sobald dieser Werkstattbericht heute publiziert ist, hoffe ich, noch etwas Zeit zu haben, daran weiterzuarbeiten. Mal schauen.
Klima-Folgen-Forschung
Inhaltlich kam ich voran in der Auswahl, mit welchen Bereichen des Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) ich starten werde. Ich bin im Austausch mit einem Forscher, der mich darin bestärkt und unterstützt. Wir klären aktuell das weitere Vorgehen. Denn leider ist eine große Hürde die Übersetzung des Fachtextes ins Deutsche. Mal schauen. Ich sandte ihm diese Woche meinen ersten Aufschlag und bin nun gespannt, was er antworten wird. Vor allem hoffe ich darauf, dass wir uns die nächste Zeit persönlich treffen, um die Zusammenarbeit ausloten und uns abstimmen zu können. Sobald es spruchreif ist, werde ich gern berichten.
Treffen mit einem Sympathisanten
Zudem freue ich mich darauf, in den späten Nachmittagsstunden ein Mitglied der Bewegung und Kooperative wiederzusehen. Wir hatten seit COVID-19 unser Leben beherrschte lediglich selten und dann auch nur virtuell Kontakt. Heute sitzen wir uns endlich wieder Aug’ in Aug’ gegenüber. Er machte erste Andeutungen, dass viel zu besprechen sei. Sehr schön!
Talent & Handwerk
Worauf kommt es bei kreativen Berufen an?
Oben sprach ich es bereits kurz an: Seit einiger Zeit habe ich große Freude an den Romanen von Jane Austen (1775–1817). Ich kramte mir ihre Werke im Original im Bücherregal heraus. “Sense and Sensibility” war über viele Jahre mein Lieblingswerk. Alle Figuren – von der Mutter über die drei Töchter bis zu den Herren der Schöpfung einschließlich der Nebenfiguren – waren mir schon seit meiner Jugendzeit ans Herz gewachsen. Ich liebte und hasste sie, wie es sich als Jugendliche gehört.
Zwischen den Zeilen
Jane Austens Werk sind alles andere als Liebes-Schmonzetten. Es sind feinsinnige Gesellschaftskritiken. Die Handlung mag einem Groschen-Roman gleichen: Schon zu Beginn ist klar, wer für wen bestimmt ist. Und dass sich die Paare den üblichen Hindernissen zum Trotz finden werden. Sie lieben sich, sie küssen sich, Happy End. Ihre Romane jedoch macht Sub-Plot, Erzählweise und vor allem die Dialoge aus. Sie offenbaren die menschen-verachtende und anti-humane Einstellung der damaligen Gesellschaft.
Junge Frauen und Männer werden behandelt wie auf dem Viehmarkt. Darüber legen sich kontrastierend die Dialoge mit einer feinen, vornehmen Sprache.
Michael Köhlmeier
Quelle: Über die Magie des Schreibens im Gespräch mit Wolfgang Tischer via Literaturcafe Podcast zum Werk Jane Austens im Rahmen des Literaricum 2023
Dass sich daran wenig geändert hat, ist leider auch wahr. Ich erinnere an Romantische Anziehung in Zeiten des Patriarchats von Meike Stoverock (veröffentlicht am 2023-02-13). Wir knabbern an der männlich dominierten Gesellschaft mithin schon mehr als zweihundert Jahre. Meike beschreibt wie sich bei der Partnerwahl biologische und kulturelle Einflüsse vermischen. Und was die Konsequenzen sind.
So ist es inzwischen ein anderes Werk, dass mir das bedeutendste von Jane Austen wurde. Denn neben “Pride and Prejudice“ (“Stolz und Vorurteil”) las ich mit Begeisterung “The Confession of Fitzwilliam Darcy” (1999, Great Britain). Mary Street erzählt darin dieselbe Geschichte – nur komplett aus seiner Sicht. Aus seiner Warte erleben wir die Geschehnisse noch einmal. In vielem trifft Mary Street sogar den Tonfall Jane Austens. Pointiert an den neuralgischen Stellen der Handlung finden sich wörtliche Zitate (die Dialoge), die sie jedoch neu verwebt. Allein das fand ich faszinierend und literarisch spannend. Es öffnet eine tiefere Interpretation des Werks durch eine ergänzte Perspektive auf die Figuren.
Natürlich – ich gebe es ohne Scheu zu – war es erzählerisch für mich aufschlussreich dahingehend, dass ich mich immer fragte, wie es Mr. Darcy auf dem für ihn so unerträglichen Heiratsmarkt und in der ländlichen Gesellschaft ergeht. Was seine Sicht auf die Begebenheiten ist. Wie er zu seinem Heiratsantrag, der so grandios daneben geht, wie er (es) dazu je kommen konnte. Was seine innersten Beweggründe sind, weswegen er den Charakter George Wickhams nicht öffentlich macht. Selbst, was Lady Catherine de Bourgh ihrem Neffen alles an den Kopf geworfen hat, als sie ihm Elizabeth ausreden und auf der mit der Mutter vorgeblich vereinbarten Ehe mit ihrer Tochter Anne bestehen wollte – auch das las ich bei Mary Street. Sehr sympathisch im Übrigen der Cousin Colonel Fitzwilliam und der Freund Charles Bingley. Zudem erfahren wir mehr über Schwester Georgiana, ein entzückendes, überaus schüchternes Wesen.
Die Perspektive, die Mary Street anbietet, gefällt mir und scheint einleuchtend. Jetzt bitte noch die Sichtweisen und Erlebnisse von Jane Bennet und Charles Bingley. Mary Bennet – die diese unglückliche, einsame Position zwischen den freundlichen, vernunftbegabten Damen Jane und Elisabeth auf der einen und den albernen, törichten Mädchen Kitty und Lydia auf der anderen Seite innehat – wäre sicher ebenso spannend. Sie wäre es vermutlich, die ich mir aussuchen würde, würde ich Fan-Fiction zu Jane Austen schreiben.
Verschiedene Interpretationen
desselben Werks
Aktuell bietet die Mediathek von arte Jane Austen Verfilmungen in vielen Sprachen, auch dem Original: Sense and Sensibility, Pride and Prejudice, Emma, Persuasion und Miss Austen regrets – ein Film über ihre letzten Jahre. Jane Austen ist knapp 200 Jahre vor meiner Geburt zur Welt gekommen. Sie wurde 42 Jahre alt. Es waren sicher keine einfachen Jahre. Ich bin allen Feminist:innen zu großem Dank verpflichtet, ein Leben wie meines heute führen zu können. Zuweilen frage ich mich, wie ich mich wohl zu jener Zeit entwickelt hätte und wie mein Leben verlaufen wäre.
Natürlich kenne und liebe ich die Roman-Verfilmung “Pride and Prejudice” von Joe Wright aus dem Jahr 2005 mit Keira Knightley (Elisabeth Bennet) und Matthew Macfadyen (Fitzwilliam Darcy). Neu war mir die Verfilmung der BBC aus dem Jahr 1995 unter der Regie von Simon Langton mit Jennifer Ehle als Elizabeth und Colin Firth als Fitzwilliam. Die Filme (auch die anderen) gaben mir einen neuen Blick auf die Werke Jane Austens. Ich hätte beispielsweise nicht gedacht, dass ich Misses Bennet je noch mehr hassen könnte! Alison Steadman als Elisabeths Mutter belehrt mich eines Besseren. 🤣 Viel offensichtlicher herausgearbeitet werden die Charakterzüge des Vaters (Benjamin Whitrow), seine nachvollziehbaren Fehlentscheidungen, die die Familie in die schwierigen Lagen bringen, und sein liebenswürdiger, zu Satire neigender Humor. Stärker angelehnt im Drehbuch an das Original wird klar, woher Elisabeth ihren Wortwitz und ihre Ironie hat.
Jane Austen gehört für mich zu jenen Autor:innen, die man unzählige Male lesen, hören, anschauen kann und doch immer wieder etwas Neues entdeckt. Oscar Wilde und Ernest Hemmingway sind ebenso Vertreter:innen dieser Klasse Künstler:innen.
Eine weitere Perspektive eröffnete mir Wolfgang Tischer. Er war Gast und Impulsgeber beim diesjährigen Literaricum Lech. Einen Teil der Gespräche, die er im Rahmen des Literaturfestivals zu Ehren von “Stolz und Vorurteil” auf nahezu 2.000 Metern Meereshöhe führte, veröffentlichte er über seinen Literaturcafé Podcast. Ich empfehle folgende Reihenfolge (die von seiner eigenen abweicht):
Einsteigen würde ich mit dem Gespräch mit Dennis Scheck (8 min). Er spricht über die “helle Lebensfreude”, die das Werk in ihm auslöst. Für ihn zählt es zu den 100 wichtigsten Werken der Weltliteratur. Gleichwohl drückt er aus, was ihn an der Autorin nervt.
Dem anschließen würde ich Wolfgangs Gespräch mit Nicola Steiner (12 min). Sie ist die Organisatorin des Literaricums im österreichischen Arlberg und hat “Stolz und Vorurteil” als Thema gesetzt. Warum sie dies tat und wie sie den Teilnehmenden über die verschiedenen Veranstaltungsformate des Festivals ermöglicht, sich dem Werk zu nähern, erläutert sie im Dialog.
Als Dritte im Bunde empfehle ich Dir Andrea Ott (12 min). Die preis-gekrönte Übersetzerin spricht über die Herausforderung, ein zweihundert-jähriges Werk neu ins Deutsche zu übersetzen. Interessant ist dabei ihr eigener Werdegang als Autodidaktin.
Mit Thomas Sarbacher unterhält sich Wolfgang über die Herausforderung, die Gäste des Literatur-Festivals auf das Werk einzustimmen (11 min). Wie bietet man eine “komprimierte Lesefassung”, wenn es unmöglich ist, den gesamten Roman (vor) zu lesen? Was wählt man aus? Was lässt man weg? Sehr spannend, was er über die Ironie Jane Austens reflektiert und wie er dieser als Sprecher Ausdruck verleiht. Wer sich für Sprechkunst interessiert, wird hier also ebenso fündig.
Foto: literaturcafe.de Podcast
[ 2018-07 Wolfgang Tischer / literaturcafe.de ]
Kreativität: Talent oder Handwerk?
Abbinden würde ich die Reihe mit der “Magie des Schreibens”, wie Wolfgang die Folge übertitelt. Im Gespräch mit Michael Köhlmeier (33 min) steht die Kunst des Dialogs im Mittelpunkt und warum ein:e Autor:in stets auf ihre:seine Figuren achten soll, statt auf Leserin und Leser. Auf die Frage nach der Magie oder dem Talent einer Autorin, eines Autors und den handwerklichen Fähigkeiten antwortet Michael Köhlmeier mit diesem wunderbaren Vergleich, den ich festhalte, um ihn mir besser merken zu können:
Dass man liest, schadet nie. Nicht nur gegenwärtige Literatur […] sondern bis zurück zu Homer kann man sehr viel lernen.
Ich will nicht gegen das Handwerk reden, überhaupt nicht. Wenn man vom Kochen und vom Essen redet, würde ja niemand sagen: “Es ist vollkommen egal wie die Zutaten sind. Es kommt nur auf die Kochkünste an. Das billigste Gemüse reiche.” Umgedreht würde keiner sagen: “Hauptsache, Du hast gute Kartoffeln. Zu kochen brauchst du nicht mehr.” Beim Essen ist diese Verknüpfung offensichtlich. Wenn ich die Zutaten als Talent nehme und das Handwerk als Zubereiten, ist es so klar. Beim Schreiben will man da immer unterscheiden. […]
Mein Vater hat zu mir gesagt: Schau, das Talent ist wie eine Eins. Das Handwerk ist wie die Nullen. Wenn Du an eine Eins eine Null dran hängst, sind es zehn. Zwei Nullen sind Einhundert. Fünf Nullen ist schon sehr viel. Wenn die Eins nicht ist, ist es Null. Ist es gar nichts. Also wenn das Talent nicht da ist und die Inspiration und die Magie, dann nützt dir das ganze Handwerk nichts. Aber ohne Handwerk bleibst du auf dem Einser sitzen. Das fand ich ein schönes Bild, das mich angesprochen hat.
Michael Köhlmeier
Quelle: Die Magie des Schreibens – Literaricum Lech 2023 via Literaturcafé Podcast
NetzPerlen
Normale Leute
Für eine Hintergrund-Recherche zu einer Buch-Rezension* recherchierte ich die Interview-Technik von Elisabeth Toni Spira (1942 … 2019). Die österreichische Fernseh-Journalistin moderierte unter anderem “Liebesg’schichten und Heiratssachen” (ORF/ 3sat). Sie galt als exzellente Interviewerin, Geschichten-Erzählerin und war über viele Jahre unangefochtene Quotenkönigin des ORF. Ich fand zum Beispiel das hier:
… und komme mir mit einem Mal so herrlich “normal” vor. hach Mögen all die einsamen Seelen ihr Deckelchen gefunden haben!
(* Bevor ich am Dienstag das Fachbuch “Das journalistische Interview” in der Bibliothek zurückgab, schrieb ich mir die mir wichtigsten Erkenntnisse und Ratschläge von Jürgen Friedrichs und Ulrich Schwinges auf. Bei der oben genannten Recherche ging ich der Empfehlung nach, dass Elisabeth T. Spira als Vorbild erwähnt wird, wie es in Interviews gelingt, Gefühle zu thematisieren. Ich hatte in meinem Werkstattbericht aus KW29 das Buch in groben Zügen zusammengefasst: Rezension ‘Das journalistische Interview’. )
Apropos “normale Leute”. In der ZDF-Mediathek kann man sich die 12-teilige, irische Serie “Normal People” derzeit im Original anschauen. Alles andere als eine Liebesgeschichte mit glücklichem Ausgang. Dennoch sehenswert – in Bezug auf Handlung, Kamera-Führung, Erzähl-Perspektiven und als Gesellschaftskritik der irischen Zeitgeschichte.
REDAXO-Liebling
Oliver Kreischer, geschätzter Kollege aus der REDAXO-Community, teilte kürzlich via Slack (s)eine neue Agentur-Seite. Auf den ersten Blick dachte ich, ich wäre aus Versehen auf den internen Webmail-Server der getaweb GmbH gelangt. Zunächst klickte ich also zögerlich auf die einzelnen Punkte. Mit der Zeit wird jedoch ersichtlich, dass es sich um eine clevere Marketing-Website handelt. Bravo Oliver & Co.! Mein absoluter Favorit eine Meldung unter “Gelöscht”. Damit greifen sie pfiffig einen running gag der Friends of REDAXO auf. Hab ich Dich neugierig machen können? Dann wünsche ich viel Spaß beim Erkunden von redaxo-entwickler.de.
Und getaweb wünsche ich humorvolle Kund:innen und zahlreiche Interesent:innen.
Verlockungen eines
Open Source Entwicklers
Ein weiteres Web-Schmankerl habe ich noch. Mit Hover Zoom+ bietet Oleg Anashkin aka extesy die Open Source Variante der Browser-Erweiterung “Hover Zoom”. Damit lassen sich Fotos und Videos auf Websites vergrößern. Bei aktiviertem AddOn kann man über das Medium fahren (hover) und das Bild wird vergrößert auf die tatsächliche Größe, wobei darauf geachtet ist, dass es ins Browser-Fenster passt.
Seine Version ist eine um all die ätzenden Erweiterungen bereinigte und daher datenarme zudem quell-offene Applikation (MIT license). Das Original gibt es inzwischen im Store nicht mehr, weil es völlig überfrachtet ist von Malware und Spyware. Oleg nahm sich den Fehlern an und ergänzte neue Funktionen. Insbesondere lag ihm am Herzen, sämtliches Tracking zu eliminieren. Die einzige Freigabe, der Nutzer:innen zustimmen müssen, ist es, die Daten auf Websites auszulesen (um die Medien in ihrer vollen Größe auslesen zu können). Optional können Nutzer:innen entscheiden, ob sie der App den Browser-Verlauf sowie die Daten von gespeicherten Bildern freigeben. Der Nutzen: Eine Vorkonfiguration der geladenen Seiten.
Mit diesem Vorwissen, hier nun mein Lese-Tipp. Seit 2015 veröffentlicht er die “Angebote”, die ihm von halbseidenen Agenturen oder “Monetarisierungs-Plattformen” gemacht werden. Die ihm nahegelegenen “Vorschläge”, sein Open-Source-AddOn zu Geld zu machen, sind unglaublich. Oleg schreibt dazu:
Over the years, I have received many proposals to monetize this extension so I think I’ll just start posting them here for fun (but not for profit). The main reason I continue to maintain this extension is because I can hardly trust others to not fall for one of these offers. I’m fortunate to have a job that pays well enough to allow me to keep my moral compass and ignore all of these propositions. I realize that not everyone has the same financial security so hopefully this thread would shed some light on what kind of pressure is put on extension developers.
Oleg Anashkin
Quelle: “Temptations of an open-source browser extension developer” (Hover Zoom+ Discussions via GitHub)
Sonnigen Gemütern hier also eine Sammlung der Best-of “Temptations of an open-source browser extension developer”.
Zuguterletzt
Soweit für heute! Mir ist nostalgisch zumute. Daher zum Abschluss “Summer in the City” mit Kratzstimme Joe Cocker. Kopfhörer auf, Lautstärke aufdrehen, los geht’s:
Summer in the City
[ 2015-01-30 Joe Cocker Official | 3'48'' ]
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