Warum es sich lohnt,
für freiheitliche Rechte zu kämpfen

veröffentlicht: 27.12.2024 · Franziska Köppe | madiko

gold-gelbe Grundfläche mit stilisierten Flügeln (schwarze Tusche)

Warum ist wichtig, demokratische Parteien zu wählen und Dich aktiv gegen Autokraten zu stellen? Warum sind unsere freiheitlichen Rechte wertvoll und schützenswert? Wodurch sind sie aktuell in Gefahr? Was können wir tun? In dieser Langstrecke lade ich Dich ein, vor diesen Fragen nicht die Augen zu verschließen. An einem Auszug Landeskunde “Russland” und “Ost-Deutschland” erkläre ich meine Sicht. Ich breche das Tabu über einen Teil meiner Vergangenheit zu schreiben, über den ich selbst am liebsten schweigen würde. Ich öffne so den Blick auf mein Erleben ost-deutscher Geschichte. Nichts, das verallgemeinerbar wäre. Ich gebe Dir die Chance, einer Zeitzeugin zuzuhören. Ergänzen werde ich meinen Bericht um Dokumentationen und Buch-Tipps.

Philosophie: Freiheit
[ Franziska Köppe | madiko ]

Landeskunde
Russland & Ost-Deutschland

Was es bedeutet, unfrei zu leben

Als Kind der DDR hatte ich keine Wahl: Wir alle lernten Russisch. Zu einem guten Teil wurden wir sozialisiert im Sinne einer “russisch-deutschen Freundschaft”. Im Zusammenhang mit meiner Reflexion der Schul-Lektüre schrieb ich schon dazu.

Russische Doktrin & Sozialisierung

Ich entwickelte von klein auf eine tiefe Abneigung gegen diese Doktrin. Grundlage war das Versprechen, dass sich Genossinnen und Genossen um nichts kümmern müssten. Sie wurden eingelullt. Alles wurde für sie entschieden und geregelt. Die giftige Mischung aus aufgesetzt und künstlich herbeigerufener “Liebe” zu Russland und bedingungslosem Gehorsam waren mir ein Greul. Jedwede “produktive Arbeit” wurde in den Dienst des Systems gestellt. Lob der Arbeit war Lob an den Herrschenden. Gefügigkeit wurde erreicht über Droh-Gebärden, Manipulation vor allem durch Angst – vor psychischer wie körperlicher Gewalt, vor dem Ausgestoßen-Werden aus der Gemeinschaft. Ich weiß nicht, welches von beiden ich schlimmer fand – das Verdummen der Leute und die erlernte Hilflosigkeit oder die Gewalt. Es ist eine toxische Mischung, die nicht gerade das Beste in Menschen hervorbringt.

Vater Staat übernimmt – von der Erziehung der Kinder, über Schule, Berufswahl, Einkommen, Verteilung bis in die kleinsten Alltags-Entscheidungen: was man isst, in welcher Wohnung man lebt, welche Fahrzeuge wem zur Verfügung stehen und mit wem man verkehrt. Dazu steht die Genossin, der Genosse beständig unter Beobachtung – vom Staat, den Geheimdiensten, den eigenen Bekannten, Freunden und Familien-Mitgliedern. Linien-Treue wurde belohnt mit Macht und Privilegien. Ein bevormundendes, männlich dominiertes System. Frauen in der Rolle als Gebär-Maschinen und fleißige Arbeiterinnen. Die Kinder aus dem Wochenbett direkt in sozialistische Erziehungsanstalten überführen und dort willig und dem Staat unterwürfig erziehen. Eigenständig Denken? Oder gar eigen-verantwortlich Handeln? Ein Autokrat, ein Diktator wird dies stets unterdrücken. Schau Dir das Partei-Programm – also das echte, ungeschönte – der AfD an. Dort findest Du all dies (und noch viel mehr zum Gruseln) wieder. Ich empfehle dafür die Seite www.afd-verbot.de.

Zuzusehen, wie sich Schulkamerad:innen, Lehrer:innen, Genoss:innen – ob auf dem Dorf, in den volks-eigenen Betrieben oder in der Direktion des Bezirks – unreflektiert und bereitwillig diesem System unterwarfen, erschreckte mich. Zu sehen, dass genau das jetzt wieder geschieht, erschreckt mich noch mehr. Selbst wenn ich es auf persönlicher Ebene nachvollziehen kann. Angst und Entsetzen sitzen auch heute noch tief. Keiner kommt ohne ein Brandzeichen aus diesem Apparat heraus. Ich lernte, eine emotionslose Fassade nach außen und einen inneren Raum der Bedeutung, Haltung und Menschenliebe, zu leben. Ständig auf der Hut, mich nicht zu verraten. Ein kritischer Blick, eine hochgezogene Augenbraue konnten ausreichen. Allen voran in meiner engsten Familie (mein Großvater ausgenommen). Wir stehen kurz davor, dass unser Land wieder so wird. Ich möchte das nicht.

(Über)Leben in einer Diktatur

Ich überlebte diese Zeit. Mich rettete meine Liebe zur Musik. Darin konnte ich mich verlieren, trösten, ermutigen. Ich entwickelte meine eigene Stärke. Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass an Kunst und Kultur in öffentlichen Haushalten zu allererst gespart wird?

Über die Musik lernte ich enorm viel über Kommunikation, vor allem non-verbal. Noch heute bin ich in der Lage, blitzschnell die Stimmung in einem Raum zu erfassen und zu spüren, wie es den Menschen (wirklich) geht. Im Sinfonie-Orchester oder kammer-musikalischen Ensembles entstanden Räume, in denen ich mich öffnen und entfalten, meine Flügel zaghaft ausbreiten konnte. Unter Musiker:innen und über meinen Opa kam ich in Kontakt mit aufgeklärten Humanist:innen. Sich über Musik, Kunst, Kultur auszutauschen, bedeutet, sich übers Leben und die Liebe zum Leben auszutauschen. Es in seinen vielen Facetten kennenzulernen, es anzunehmen und täglich neu zu interpretieren. Ohne dieses Ventil – vor allem für meine Emotionen und meine Einsamkeit – ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre.

Von meinem sechsten Lebensjahr an lernte ich, in der Diktatur zu überleben. Im Kindergarten fiel mir das ein oder andere schon auf. Doch so richtig bewusst wurde mir, dass ich “anders” bin, erst in der Schule. Dabei hatte ich das Glück der Geburt: 1989 war ich vierzehn Jahre alt. Alt genug, um zu begreifen. Jung genug, um fürs System noch nicht zu gefährlich zu sein. Ich wurde – wie alle anderen auch – beständig beobachtet. Entsprach ich nicht der sozialistischen Zucht und Ordnung, wurde dies geahndet. Die Züchtigungen wurden ausgeführt von Familien-Mitgliedern, Lehrerinnen und Lehrern. Da das von meinen Mitschüler:innen nicht unbemerkt blieb, entstand Mobbing. Ich wurde ausgegrenzt. Ich wurde bedroht. Mir wurde körperliche und seelische Gewalt angetan. Früher hätte ich das nicht benennen können. Mich meinen Traumata zu stellen, hat mir geholfen, sie zu überwinden. Das war anstrengend. Das war nicht schön. Es hat in mir einen Widerstand ausgelöst gegen jede Form der Unterdrückung. Und es motiviert mich, mich für das Gemeinwohl einzusetzen. Andere vor Gewalt zu bewahren. Alternativen aufzuzeigen.

Im Großen und Ganzen betrachtet kam ich heil aus der Sache heraus. Meine aufgeklärt-humanistische, freiheitliche Grundhaltung konnte ich verstetigen. Danke an alle, die mir damals und heute dabei zur Seite stehen. Danke an alle, die sich vertrauensvoll auf das gemeinsame Gestalten einlassen.

Krieg und Frieden – alltäglich präsent

Als Musikerin lieb(t)e ich Tschaikowskys Sinfonien und Ballett, Rachmaninows Klavier-Konzerte oder auch traurig-schöne Volkslieder. “Katjuscha” kennen vermutlich alle, die in der DDR groß geworden sind. Wir sangen und spielten es in Deutsch und in Russisch. Russische Musik ist oft jedoch martialisch, düster, schwer-mütig.

Krieg und Frieden sind tief in die Sozialisierung in Russland – und auch die DDR – eingewoben. Das Ideal, das uns vorgegaukelt wurde: Während die Frau sich in der Heimat voller Sehnsucht nach dem Liebsten verzehrt und an ein paar wenigen Zeilen eines Briefes festhält, kämpft ihr Mann an der Front für Vaterland und Russland. Die erste Zeile “Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten” – Russland als blühendes, prosperierendes, großes Reich mit internationaler Macht verstanden. Jede:r, die:der diese Herrschaft nicht anerkannte, gilt als Feind. Schwarz – Weiß. Grauzonen gibt es in der russischen Kultur nicht. Wer sich nicht bedingungslos unterwirft, wird vernichtet.

In Demokratien gilt es, Informationen bereitzustellen, um eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen. Nur so kann die Souveränität des Volkes gewahrt werden. Es braucht einen fundierten, fakten-basierten, offenen Diskurs. Es braucht das gemeinsame Abwägen, Ausloten, Erproben und gemeinschaftliche Umsetzen der kleinen und großen Vorhaben. In einer Diktatur hingegen, werden Medien gleichgeschaltet. Es gibt keine Gewalten-Teilung. Judikative und Exekutive unterliegen wie auch Wirtschaft, Bildung, Gesundheitswesen, Infrastrukturen und so weiter den Weisungen und Befehlen der Autokraten. Informationen und Massen-Medien, Existenz-Ängste und Ablenkungs-Manöver dienen der Manipulation der Bürger:innen. Sie sind zensiert und dem Macht-Apparat unterworfen. Freiheit ist auf den engen Rahmen begrenzt, den dir der (die) Machthaber lassen. Es sind die Krumen, die sie der Bevölkerung von ihrem Über-Reichtum lassen.

Den Menschen wird gerade so viel gegeben, dass sie sich nicht auflehnen. Jedem noch so kleinen Anzeichen von Widerstand wird mit aller Härte begegnet. So erstickt ein Herrscher ihn im Keim und sichert seine Macht mit Gewalt. Versammlungen werden schnellst-möglich aufgelöst und die Personen vereinzelt. Recht und Gerechtigkeit klaffen eklatant auseinander. Ergänzt durch eine eng-maschige Überwachung, die ein präzises, gezieltes und oftmals verstecktes Eingreifen ermöglicht. Menschen verschwinden. Es werden Märchen über sie erzählt. Sie werden verleumdet – ohne, dass sie die Chance haben, die Sachlage aus ihrer Sicht zu erklären. Das untergräbt das Vertrauen untereinander. Es erhöht den Gruppen-Druck. Jede:r hat vor jeder bzw. jedem Angst. Andere werden verraten, um sich selbst zu retten. Das Spiel kann ein Einzelner nur verlieren. Stark sind wir nur, wenn wir uns zusammentun.

Wofür es sich zu kämpfen lohnt

Wenn man nie in einer Diktatur gelebt hat, ist es schwer, die Konsequenzen nachvollziehen zu können. Auch bei uns schien die Sonne. Wir fuhren in den Urlaub. Wir gingen unseren Arbeiten und Aufgaben nach. Wir trieben Sport. Wir saßen am Lagerfeuer. Wir liebten und wir hassten uns. Menschen sind sehr anpassungsfähig. Sie arrangieren sich.

Die Frage ist: Wollen wir so leben? So arbeiten? Soll das unsere Zukunft sein? Oder kämpfen wir für die Demokratie und ein freies Entfalten in Würde? Stellen uns dem Klima-Wandel und gehen ihn offenen Auges, selbst-bestimmt und mit WandelMut an? Wählen wir, auch wenn uns die Wahl-Entscheidung schwer fällt? Wirken wir gemeinsam auf die Politik ein, dass sie aufwacht und endlich handelt? Dass die Agenda nicht mehr den Polarisierungs-Unternehmern überlassen wird. Egal, ob sie von der AfD, der Werte-Union, dem Bündnis Wagenknecht, der FDP, der CDU, der SPD und so weiter ausgehen. Die Politiker:innen vor sich hertreiben und sie von der Sach-Arbeit ablenken. Gestärkt und finanziell unterstützt von Lobby-Interessen – mit anderen Worten Überreichen.

Politik des kleinen Mannes? Populismus und Wahl-Lügen könnten nicht weiter weg von der Realität sein. Es fällt mir schwer, das Menschen begreiflich zu machen. Schon allein, weil sie es gar nicht hören wollen. Es passt nicht in ihr Weltbild von “die da oben” und “wir hier unten”. Mir ist deutlich bewusst, dass dieser Satz gerade die Falsche / den Falschen trifft. Du nimmst Dir die Zeit, diese Zeilen zu lesen. Danke dafür.

Meine Annahme ist: Sich dem aktuellen Sachstand der planetaren Gesundheit zu stellen und anzuerkennen, was die Baustellen der Nation sind, macht – zurecht – Angst. Es ist so viel einfacher, es auszublenden und auf die anderen zu schimpfen.

Rechtsextremen, Populisten und Diktatoren fällt es leicht, Anhänger:innen zu mobilisieren. Sie müssen nicht um gemeinsame Positionen ringen. Sie müssen sich Kritik nicht stellen oder Lösungen aushandeln. Alles, was sie tun, ist die “Trigger-Punkte” zu identifizieren, die die Gemüter in Wallungen bringen. Und dann ihre Manipulationsmechanik ansetzen, gezielt Angst und Schrecken verbreiten, Wut entfachen. Demokrat:innen ermüden, verunsichern, verängstigen. Die bauen nicht. Sie zerstören.

Ich jedenfalls will das so nicht. Ich wünsche mir Bürger:innen, die sich weder einlullen noch aufhetzen lassen. Ich wünsche mir Menschen um mich, die solidarisch, wohl-wollend, feinfühlig, kreativ, mutig und kraftvoll gestalten. Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich darin gegenseitig unterstützen.

Putins Krieger:
Russische Militärs

Das sind alles enorm große, schwere Themen. Auch ich blende sie am liebsten aus. Schon allein, um handlungsfähig zu bleiben und mich auf meinen Beitrag für die Gesellschaft fokussieren zu können. In meinem Engagement für Anpassung an den Klima-Wandel erlebe ich heute eine latente Gefahr für Laib und Leben, für die Seele. Natenoms Tod hat meine Wachsamkeit diesbezüglich aufgefrischt und mir die eigene Verwundbarkeit aufgezeigt. Dass es Menschen gibt, die ihr Fahrzeug nutzen, um auf die Jagd nach Radfahrenden und Umwelt-Schützenden gehen. In Deutschland und in anderen Ländern Europas und der Welt wohlgemerkt. Bücher wie “Trigger-Punkte” belegen, dass das nicht nur gefühlte Wahrheiten sind, sondern sich sozial-wissenschaftlich dokumentieren lassen.

Zuweilen denke ich, dass es mir zum Vorteil gereicht, DDR-Erfahrungen zu haben. Mindestens eine riesige gesellschaftliche Transformation habe ich bereits erlebt und durchstanden. Ich konnte meine Chance nutzen. Es ist ein trauriges Privileg, zu wissen – wirklich zu wissen – was es bedeutet, in einer Diktatur und einem Überwachungsstaat zu leben. Ich entschied mich auch deswegen, meine Reflexion zu veröffentlichen. Und glaube mir, das fällt mir nicht leicht, mich so weit zu öffnen. Alles andere als das.

Wie viel schwerer muss es den Soldaten der ZDF-Auslands-Reportage “Putins Krieger” gefallen sein? Die vier ehemaligen Offiziere der russischen Armee sagten vor dem Europäischen Gerichtshof aus. Sie sind auf der Flucht, leben in täglicher Todes-Angst. Florian Huber & Johannes Müller gelang es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Eindringlich, zurückhaltend und wertschätzend erzählen sie ihre Geschichte. Igor, Nikolaj, Andrej und Witalij (Namen geändert) berichten von Kindheit, Jugend, Ausbildung, Militär- und Gefangenen-Realität. Die Bilder und Worte sind zutiefst verstörend. Verstörend für mich vor allem, da ich eigene (DDR- und Russland-)Erfahrungen darin wiedererkenne. Dennoch müssen wir uns ihnen stellen. Nur sehenden Auges können wir Lösungen entwickeln und die Motivation aufbringen, ins Handeln zu kommen.

Im Zentrum der militärischen Macht Russlands

1998 war ich Simultan-Übersetzerin für ein Umwelt-Projekt in Kronstadt, militärische Hochburg vor Sankt Petersburg auf der Ostsee-Insel Kotlin. Ein Auslands-Praktikum in Vorbereitung auf mein Examen. Erst zwei Jahre zuvor war das Sperr-Gebiet aufgehoben und die Festung für (ausgewählte) Touristen freigegeben worden. Wir prüften vor Ort, ob die internationalen Umwelt-Standards – vor allem die Emissionswerte der Energie-Infrastruktur – eingehalten wurden.

Ich dolmetschte unter anderem Gespräche der Delegation mit dem Ober-Bürgermeister und dem rang-höchsten Ober-Befehlshaber. Ich vermittelte zwischen den Ingenieuren und den Arbeitern an den Maschinen. Sie waren mehr als frustriert und genervt davon, dass ich eine Frau war. Dass wir ihnen auch noch auf die Finger schauten – nun ich denke, ich muss das nicht weiter ausführen. Nach dieser Russland-Reise jedenfalls war für mich klar, dass ich zwar mein Examen in Russisch ablege, um mein Diplom im Rahmen der Regelzeit zu bestehen. Dass ich von da an jedoch diese Kompetenz nicht nutze.

Inzwischen habe ich einen Großteil meines Wissens um Sprache, Land und Leute einschlafen lassen – aus Selbstschutz sicher auch das ein oder andere verdrängt. Einzelne Erfahrungen blitzen ab und an auf. Zum Beispiel erinnere ich mich an den lebenden Bären, der Teil des Sicherheits-Systems in einem der Haupt-Wärme-Kraft-Werke Kronstadts war. Ein riesiges Tier in einem viel zu kleinen Schuppen, das mich mit seinen schwarz-braunen Knopf-Augen gequält ansah und wehklagend brummte. Er war das Früh-Warn-System. Seine Feinfühligkeit sorgte noch vor Sensorik und Maschinen dafür, dass bei Havarien “Alarm” geschlagen wurde. So etwas vergisst man nicht.

Warum ich Pazifistin und Humanistin bin

Autokratien und erst Recht Diktaturen sind ein zutiefst menschen-verachtendes System der Auslese. Keine Schwäche, keine Fehler, keine auch nur ansatzweise andere Meinung zulassen. Aus einer Position der eigenen Angst heraus verbreiten Macht-Habende – egal, auf welcher Stufe der Hack-Ordnung sie stehen – Schrecken. Sie üben physische wie psychische Gewalt aus. Andere erniedrigen, um sich selbst über sie stellen zu können. Unterdrücken und Ausbeuten. Sozial-Darwinismus, der das Leben von Menschen zerstört. Der zum Ziel hat, sie zu brechen und sich zu unterwerfen. Ein System, das nur mit enormer Kraft-Anstrengung und Mut überwunden werden kann.

Vor vielen Jahren brach ich den toxischen Kontakt zu meinem Elternhaus und dem es umgebenden Systems ab. In psychologischer Begleitung habe ich mit meiner Vergangenheit Frieden schließen können. Manche Erinnerungen sind tief in die Seele eingebrannt, eingebläut. Sie machen mich verletzlich. Es ist schwer, diese eigenen Begrenzungen zu überwinden. Mir war es von jeher ein Anliegen, andere zu warnen. Sie vor Gewalt zu bewahren. Dass sie Unterdrückung und Entmündigung nie erleben müssen.

Als Jugendliche war es für mich die Haupt-Motivation, mich an der Friedens-Bewegung der DDR zu beteiligen. Doch erst 1993 über den Ortswechsel nach Bayreuth und 2000 das Übersiedeln nach Baden-Württemberg konnte ich mich aus dem toxischen System befreien. Heute unterstütze ich Menschen, sich eigenverantwortlich und selbst-gesteuert, ko-kreativ zusammenzuschließen. Sich wandel-mutig der Verbesserung des Systems zu stellen, Zukünfte zu träumen und zu verwirklichen im Sinne des Gemeinwohls.

Mir ist klar, dass ich nur eine vereinzelte Stimme bin. Ich breche das Tabu und berichte offen über meine Erfahrungen. Damit sichtbar wird, worauf wir derzeit zusteuern als Gesellschaft. Wer den Überfall auf die Ukraine und die Bedrohung durch Russland – oder generell Diktatoren und neue Rechte – besser verstehen will, schaut es sich an: Putins Krieger. Und handelt. Demokratische Parteien wählen ist der kleinste Schritt. Mir ist bewusst, dass die Auswahl nicht (mehr) groß dafür ist. Dennoch: Seid froh, dass ihr (noch) frei wählen könnt!

Und ja, auch das darf hier nicht fehlen: ZDF, dafür habe ich gern GEZahlt!

Der Krieg ist längst hier

Bleiben wir beim Aggressor Russland. Viele Deutsche denken, der Krieg ist weit weg in der Ukraine. Diese Annahme ist leider falsch. Wir sind mittendrin. Dabei rede ich nicht von den Kämpfen um Rohstoffe. Der Krieg tobt in unserer Hosentasche. Ich rede vom Gefecht in Digitalien, das sich bis ins Tagesgeschäft und in den gesellschafts-politischen Diskurs drängt. Sie sind vielen nur als solche nicht bewusst. Lass uns das ändern.

Putins Bären: Russische Hacker

Die ARD Mediathek bietet eine exzellente Dokumentation zum sogenannten “Cyber-Krieg” der Russen mit dem Rest der Welt: “Putins Bären – Die gefährlichsten Hacker der Welt”. Nur kurz störe ich mich daran, dass hier wieder Hacker (die Guten) mit Cracker (die Bösen ohne den Ehren-Kodex der Hacking-Ethik) verwechselt wird. Vermutlich ist mein Sprach-Gebrauch überholt. Wohl oder übel muss ich mich erneut von einem sinnvollen Fach-Begriff, der diese beiden voneinander unterscheidet, verabschieden. Er wird einfach nur noch falsch verstanden. Danke Medien. Nicht.

Zurück zur Doku: Im Zentrum der Reportage stehen drei “Bären”. Sie nennen sich Fancy, Cozy und Voodoo Bear. Sie symbolisieren Cracking-Kollektive. Ihre Mitglieder leben alle in Russland. Von dort aus greifen sie die Welt an. Welche Angriffs-Strategie sie bevorzugen und wie sie operieren, mag unterschiedlich sein. Gemeinsam ist ihnen: Sie dienen den Macht-Interessen Putins. Sie spionieren. Sie stellen bloß. Sie verwüsten. Sie sind Mittel der psychologischen Kriegs-Führung. Sie sind Teil der politischen Manipulation. Sie sind Werkzeug der Destabilisierung. Sie zu bekämpfen, scheint enorm schwer. Ihre Methoden und Vorgehensweisen zu verstehen, ist ein erster Schritt, sich gegen ihren Einfluss zu erwehren.

Denn sie sind nicht nur eine Bedrohung für Computer und Netzwerke. Sie erschüttern und zerstören die Fundamente von Gesellschaften. Das sind keine fernen Märchen-Gestalten. Sie haben es bereits bis in den Bundestag, in Krankenhäuser, in Netze des öffentlichen Verkehrs, Flug-Gesellschaften, Energie-Systeme und Unternehmen geschafft. Mal ganz davon abgesehen, dass sie die Agenda des aktuellen Bundes-Wahl-Kampfs über ihre Bot-Netze mitsetzen. Uns also ablenken, von den Themen, die wirklich wichtig sind. Sogar so weit, dass ich mich genötigt sehe, diesen Beitrag hier zu schreiben (obwohl ich wahrlich Besseres zu tun hätte).

Diese IT-Spezialisten sind Elite-Einheiten russischer Geheimdienste. Ihre Ziele: Zentralen politischer Macht, kritische Infra-Struktur, zivil-gesellschaftliche Kontroll-Instanzen, Medien – und letztlich das Zerstören der Souveränität des Volkes.

Einen Ausschnitt aus den Werkzeugen der Cracker erläutern Simplicissimus, SWR und Funk in ihrer Dokumentation “Die gefährlichsten Hacker der Welt: Putins Bären”. Die Kapitel im Überblick:

0:00:00 . Intro und Einführung
0:04:13 . Die E-Mail

Fall Deutscher Bundestag 2015
Fancy Bear / APT28

0:20:52 . Die Orange

Präsidentschafts-Wahlen in den USA 2016 / DC Leaks
Cosy Bear

0:38:25 . Die Putz-Kolonne

OPCW-Zentrale 2018 (Organisation zum Monitoring des Verbots chemischer Waffen), World-Anti-Doping-Agency 2017, Malaisische Polizei-Zentrale im Zusammenhang mit dem Abschuss eines Flugzeuges 2017, geplant und erfolgreich verhindert SPIEZ-Labor in Bern 2018 (Monitoring chemischer Waffen-Nutzung)
Fancy Bear / APT28

0:46:52 . Hacking-Angriffe abwehren

Die alltäglichen Herausforderungen der Hacker-Soldaten.
Geheimdienste im Vorteil
Rechtliche Verfahren und internationale Haftbefehle

0:53:48 . Der Satelit

Angriff auf Viasat (Internet per Satelit) 2022 Austin, Texas – Folge Total-Ausfall Modems in Europa, Wind-Räder werden abgeschaltet, abgewehrter Angriff auf die Kommunikation des Militärs der Ukraine bei gleich-zeitiger Groß-Offensive Russlands
Sandworm / Voodoo Bear, Russischer Geheimdienst GRU / Unit 74455

1:00:50 . Epilog: Züge

NTZ Vulkan (Vulcan files) – das Brechen des Willens eines Volkes mittels Manipulation, Verlangsamen und Beschleunigen von Zügen und Manipulation anderer kritischer Infra-Strukturen

1:03:02 . Abspann & Credits

Die meistgesuchten Hacker der Welt

Unabhängig von den im Staatsdienst Russlands stehenden Crackern operieren freie Cracker-Banden. Kai Biermann, Maria Fedorova, Karsten Polke-Majewski und Hakan Tanriverdi / DIE ZEIT deckten im Dezember 2022 das Unternehmen Conti auf: Hacker-Gruppe Conti: Don Stern und die Hacker-Mafia (2022-12-11 via Zeit Online).

Wer lieber schauen denn lesen mag, empfehle ich die auf dieser investigativen Recherche beruhenden Doku via Simplicissimus. Alle weiteren Quellen findest Du in diesem zugehörigen Google-Doc: Quellen zu “Die meist-gesuchten Hacker der Welt”.

Zuguterletzt

Wie auch immer Du zur aktuellen gesellschafts-politischen Lage stehst. Welche möglichen, welche wahrscheinlichen und welche wünschenswerten Zukünfte Du vor Deinem inneren Auge hast. Und wo diese voneinander abweichen. Unser Denken und Handeln wird darüber entscheiden, wie gut wir heute und zukünftig leben und arbeiten, gemeinsam gestalten können.

Streit (und Streitbarkeit) muss sich wieder um die Sache – nämlich was das Beste für unser Land und die Menschen ist – drehen. Es geht um den Wettbewerb der besten Ideen, wie wir die zahlreichen Krisen lösen. Mit Mut und Vertrauen in die Gesellschaft. Um die Fragen:

Wofür (nicht wogegen) stehst Du?
Und welchen Beitrag bist Du bereit, dafür zu tun?

Soweit für heute! Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

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2024-12-27

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Aus der Werkstatt KW09/52

2024-12-25

Die Themen der Woche: Eingeschränkte Fähigkeiten zum Arbeiten und zu einem Umgang mit Krisen. Nicht so super Super-Wahl-Jahr 2024. Verantwortung (und ihre Grenzen). Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Nachwirkungen zu Natenoms Tod. Sind uns drei beziehungsweise acht Minuten wirklich Menschenleben wert? Musik als Trost und zur Trauer-Bewältigung.

Adieu Andreas

2024-02-08

Mein persönlicher Nachruf auf Natenom – lang-jähriger Freund, Weggefährte und Verbündeter im Bestreben, Fahrrad-Fahren in Deutschland sicherer zu machen. Welch Tragik in diesem Satz steckt. Doch von vorn…


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