Aus der Werkstatt 2025-01

veröffentlicht: 04.01.2025 · Franziska Köppe | madiko
aktualisiert: 18.01.2025 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsen-Brenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenz-Glas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt. Dazu der Titel der Blog-Serie: Aus der Werkstatt 2025.

Die Themen der Woche und damit der Auftakt ins Neue Jahr: Zur Ruhe kommen über den Jahres-Wechsel. Freunde treffen. Spaß haben. Sonne und Kraft tanken für das Kommende. Lesen. Lecker essen.

Aus der Werkstatt 2025
[ 2025 Franziska Köppe | madiko ]

Willkommen im Neuen Jahr! Ich hoffe, Du hattest einen schwungvollen, froh-gemuten Start. Alles Gute!

Wir schreiben anno MMXXV. Mit der Jahreszahl 2025 verbinde ich die Erkenntnis, dass ich mich der Vollendung der ersten Hälfte eines Jahrhunderts nähre, das ich auf der Welt bin. Apropos Schreiben: Nach einem Jahr Pause kehre ich zurück zu meinen regelmäßigen Berichten aus der Werkstatt. Tee. Zeit. Ruhe. Schöne Musik. Das Viele, das passiert, will verarbeitet werden. Am besten gelingt mir dies durchs Protokollieren der Eindrücke und Einsichten. Ich erhoffe mir davon auch, mich wieder besser fokussieren zu können – auf das, was wichtig ist. Mal schauen, wie es mir gelingen wird. Wohlan!

Kraft tanken für WandelMut

Die Betriebsamkeit ruht. Über Silver hatte ich Freunde besucht. Dort traf ich auf einen Freundeskreis, den ich von Herzen liebe. Wir sehen uns selten, leider. Wenn wir dann aufeinander treffen, nehmen wir uns Zeit. Alles läuft entspannt und ohne Druck. Wir plaudern. Wir schweigen. Wir schlemmen. Wir treiben Blödsinn. Dieses Mal hatten meine Freunde Karaoke vorbereitet. Mich erstaunt immer wieder, wie text-fest andere sind. Oder wie sie aus voller Kehle und mit ganzer Seele singen, obwohl sie keinen Ton halten können.

Es war ein Spaß! Und es zeigte, dass wir uns im Musik-Stil so etwas von uneinig sind. Die einzige Einigkeit, die wir erzielen, ist, dass wir alle Heile-Welt-Hitparaden-Schlager verabscheuen. Gleichwohl freuen wir uns, wenn sich die anderen freuen und nehmen daran Anteil. Diese Toleranz ist wunderbar. Die Kinder toben ausgelassen. Wird es ruhig, wissen wir, dass sie etwas im Schilde führen. Und lassen uns dann bereitwillig unterhalten von ihrem Spiel. Nachbarn kommen auf einen Schwatz vorbei. Es ist ein generationen-übergreifendes Zusammenleben – auf Zeit. Jede:r kann sein wie sie bzw. er ist und wird dafür geschätzt. Das ist heilsam. Es kann viel der Belastungen des Alltags von den Schultern nehmen.

Die Kinder (zwischen sechs und zehn) beeindruckten mich als sie aus eigenem Antrieb am Morgen des ersten Januar mit Müllbeuteln durchs Dorf und über die Feldwege stapften, um den Müll von Silvester einzusammeln. Der Trupp war mehr als zwei Stunden unterwegs. Danach war alles sauber. Und sie waren stolz. Die erste gute Tat des Jahres war vollbracht.

Unser Spaziergang zum Neuen Jahr brachte indes kaum Strecke. Wie so häufig, spielten die Männer mit dem Spielzeug, das sie ihren Kindern zu Weihnachten geschenkt hatten. In unserem Fall war es eine Drohne. Beim Erproben des Quadro-Copters stellten sie fest, dass Gamer als Piloten klar im Vorteil sind. Sie haben die Reflexe für die Konsole und können sich fürs Orientieren im Raum auf ihre Gaming-Erfahrung verlassen. Das zuzugeben indes … tja, das fiel dem ein oder anderen Papa dann doch schwer. Ich amüsierte mich köstlich. Das alles bei blauem Himmel und heiter Sonnenschein. Was für ein schöner Start ins Neue Jahr!

Viel zu schnell war die Zeit vorbei. Eine kräftige Umarmung zum Abschied. Es ist schön und traurig zugleich. Die Zwischen-Zeit bis zum nächsten Treffen werden wir telefonieren.

LeseLust

Belletristik fürs Wohlergehen

Zurück in meinem Alltag halte ich das noch so lange wie möglich fest. Ich bin kaum online. Das Welt-Geschehen läuft ohne mich. Ich lasse das Jahr langsam angehen. Ich tanke Kraft für die anstehenden Aufgaben. Ich erfühle die Erschöpfung, die sich ausbreitet, gebe ihr nach. Bin froh, dass ich tief und fest schlafen kann.

Zum Amüsement gönnte ich mir Jane Austens “Pride and Prejudice”. Es ist und bleibt eines meiner liebsten Bücher. Vor allem in Kombination mit “The confessions of Fitzwilliam Darcy” von Mary Street. Beim wiederholten Lesen kann ich mich darauf einlassen, dem Schreibstil mehr Augenmerk zu geben. Mich fasziniert, wie es Jane Austen gelingt, die Figuren einzuführen. Wie wir sie begleiten in ihren Entwicklungs-Prozessen. Wie sie die Charaktere über die Beschreibungen und mehr noch über die Dialoge zum Leben erweckt, ihnen Gestalt gibt. Und dann als Antwort darauf die Perspektive von Darcy, wobei sich die Fan Fiction von Mary Street mit sehr viel Liebe zum Detail diesen Schreibstil zu eigen macht – ohne ihn zu kopieren. Faszinierend und nötigt mir Respekt ab.

Ferner las ich “All about us” von Tom Ellen. Er spielt mit der Zeit. Gibt seinem Protagonisten die Chance, mit dem Wissen seines älteren Ichs (35 Jahre) in seine Jugend (19) zurück und fortan zu den einschneidenden Erlebnissen seines Lebens zu springen. Es stellt sich heraus, dass er am Ablauf nichts ändern kann. Unklar bleibt, ab wann er zurück in seinen Alltag findet. Schleichend ändert sich seine Sicht auf die Dinge. Im zweiten Erleben der Ereignisse kann er beobachten, was ihm im ersten Lauf entging. Er nimmt Nuancen an sich und in seinem Umfeld wahr. Ich mochte, dass hier ein Mann die Liebesgeschichte eines Mannes zeichnet. Figuren, mit denen ich sympathisieren und denen ich eine Abneigung entgegenbringen kann – alles eingebettet in eine erquickliche Schreibe aufgelockert mit trockenem, britischem Humor. Ich mag Kopfkino. Ich mag Gedankenspiele wie diese. Sagt man zu dieser Art von Belletristik eigentlich Lad-Lit so wie Chit-Lit für Frauen-Romane? Hm.

Parallel höre ich “Arsène Lupin, gentlemen-thief” (Link zu bookbeat, da ich leider nicht zur Bibliothek oder zum Verlag verlinken kann). Es ist eine Zusammenstellung der 15 bedeutendsten Kurz-Geschichten von Maurice Leblanc zu diesem ausgebufften Gauner. Die ganze Liste gibt es auch im Projekt Gutenberg. Hier die Reihenfolge: Books in Order: Arène Lupin. Sprecher ist Paul Spera. Ich bedauere, dass ich die Werke nicht in Französisch verstehen kann. Indes vertreibt mir die englische Übersetzung – gelesen mit britischem Akzent – angenehm die Zeit. Erfreut stelle ich fest, dass es für mich inzwischen egal ist, ob ich – wenn ich schon nicht das Original konsumiere – Englisch oder Deutsch wähle. Nur ab und an spickel ich noch ins Wörterbuch, um die Nuance besser zu erfassen, die mit einem Ausdruck mitschwingt.

Umstellen der Verhältnisse

Gesunde Ernährung für mich und den Planeten

Seit September bereite ich mit Unterstützung von Ingo Kerkam, Mitbegründer der Scientists For Future Stuttgart und den Professorinnen Ramona Weinrich (Uni Hohenheim) und Carola Pekrun (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen) eine Veranstaltung zum Thema “Ernährungssysteme” vor. Aus drei Perspektiven werden wir schauen auf die Sicherheit unserer Ernährung in Zeiten der Klima-Krise. Wir erarbeiten mit dem interessierten Publikum das Spannungsfeld von Verlusten, Verschwendung von Lebensmitteln & Klima-Resilienz. Wir stellen Erkenntnisse der Klima-Forscher:innen, der Agrar-Wissenschaftler:innen, der Psycholog:innen zum Thema vor.

Ursprünglich war das Treffen für Dezember geplant. Krankheitsbedingt verschoben wir auf Februar. Hier findest Du alle Infos: Haltbar bis … zum Umdenken! am 17.02. ab 19 Uhr in der Raupe Immersatt (Stuttgart-West).

Poster zur Veranstaltung. Links sieht man die Erde aus Perspektive des Weltalls mit Fokus auf Europa und Afrika. Daneben die Einladung mit allen Infos zur Veranstaltung. Plus die Logos der Partner: Scientists For Future, Raupe Immersatt und WandelMut. Bitte dem Link folgen für alle Infos. Dort sind sie barrierefrei verfügbar.. Bild: cc WandelMut // Grafik: Franziska Köppe | madiko

WandelMut Denkarkum – ImpulsZeit 2025-02:
Ernährungs-Systeme innerhalb planetarer Grenzen auf Basis eines sozialen Fundaments
[ WandelMut // Grafik: Franziska Köppe | madiko ]

Für mich ist die Veranstaltungsreihe, die ich gemeinsam mit den S4F Stuttgart entwickelt und durchgeführt habe, stets eine willkommene Gelegenheit, mich in die Wissenschaften einzuarbeiten. Unser Ziel ist, den Teilnehmenden die Chance zu geben, ihr eigenes Wissen zu erproben. Wir regen Diskussionen an. Wir beantworten die Fragen aus der Community. Dabei legte ich großen Wert darauf, dass wir auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch kommen. Dieses Mal wird es – zu meinem Bedauern – eher eine Runde “Vorlesungen”. Nun denn. Das Thema ist in jedem Fall spannend. Ich lerne für mich dazu.

Über Silvester kamen wir zu Ernährung auch im Freundeskreis ins Gespräch. Ich würde zum Beispiel gern den Anteil Kohlen-Hydrate reduzieren, den ich über die Woche esse. Daher fragte ich die anderen, wie sie es für sich angehen. Was ihnen wichtig ist und worauf sie achten. Wir haben mindestens zwei Personen, die sich intensiv mit gesunder Ernährung beschäftigen. Chris ist konsequent und gefestigt in seinen Ansichten – neigt vielleicht nur ein wenig zum Missionarischen. Daher imponierte mir die Antwort von Bernhard, der mich freundlich fragte: Warum drehst Du das Verhältnis von Nudeln zu Gemüse nicht um? Statt Spirelli mit Zucchini isst Du dann Zucchini mit Spirelli. Pause. Lächeln.

Ich war ehrlich baff. Schlagartig wurde mir klar, dass das etwas war, das ich bis dato nie in Frage gestellt hatte. Die Sauce (= Gemüse) war in meiner Koch-Tradition immer das, was sparsam und als Element für den Geschmack hinzu kam. Satt wurde ich von den Nudeln. Selbes galt bei Brot-Mahlzeiten. Insofern fühle ich mich belohnt, diese neue Grund-Regel anzuwenden. Erbsen, Bohnen, Linsen in ihrer Vielfalt der Gaumenfreuden entdecke ich ebenfalls zunehmend für mich. Die zwei Wochen Pause vom Espresso – und dementsprechend mein drastisch reduzierter Milch-Konsum, da ich ihn am liebsten als Latte macchiato trinke – haben mir ebenso gut getan. Fleisch oder Fisch kommt bei mir ohnehin nur maximal ein Mal pro Quartal auf den Tisch. Da mahnt mich eher mein Arzt, dass ich häufiger zulangen soll. Ich besorge die Zutaten (keine Fertig-Gerichte). Ich bereite alles schonend zu und würze über Bio-Kräuter. Wenn möglich kaufe ich regionales Bio. Alles zusammengenommen ist meine Bilanz in Sachen Ernährungssystem in Ordnung so. Und ich freue mich darüber, dass es so eine “genial einfach – einfach genial” Lösung für mich zu den Kohlen-Hydraten gibt. Da also dran bleiben.

Zuguterletzt

So werde ich nun auch das Wochen-Ende verbringen. Ich werde die Reste des Festmahls schlemmen. Laut meine Lieblingsmusik hören. Ruhe und die Zeit genießen. Spazieren gehen. Lesen. Schlafen.

Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

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