Aus der Werkstatt

Wochenrückblick KW16 / 2023

veröffentlicht: 22.04.2023 · Franziska Köppe | madiko
aktualisiert: 07.07.2023 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2023.

Die Themen der Woche: Wetter & Klima – Klimawandel und die Auswirkungen auf den Grundwasser-Spiegel, El Niño / Southern Oscillation (ENSO), Achtsamkeit und Prävention von Klima-Angst. Maschinenraum WandelMut & madiko. Keksdosen von Mozilla. Mit dem Zug durch Europa (und inspirierende Daten-Visualisierung offener Daten).

Aus der Werkstatt 2023
[ 2023 Franziska Köppe | madiko ]

Da ich gestern gut mit meinen Projekten vorankam, verschob ich das Bloggen auf Samstag. Ich war gedanklich ohnehin noch beim Programmieren und froh, dass ich viele meiner Ideen abarbeiten konnte. Dennoch nicht ideal. Ich weiß. Das hatte ich mir anders vorgenommen. Denn ohne Pausen brenne ich aus und benötige nur umso längere Erholungsphasen. Gleichwohl tut es mir gut, zu schreiben. Also weiche ich erneut von meiner Grundregel ab, mich wochenends vom Schreibtisch ob des zu vielen Sitzens fern zu halten. Das Ausbalancieren von körperlicher und geistiger Fitness ist auch nicht leicht…

Zur allgemeinen Lage lässt sich ferner festhalten, dass es eine produktive Woche war. Meine Liste der offenen Aufgaben schrumpfte kontinuierlich. Dazu gleich unten mehr. Das fühlte sich gut an. Besonderen Rückenwind und neue Motivation gab mir die Resonanz auf meinen Schwarm-FInanzierungs-Aufruf. Da ich mich derzeit auf die Programmierung des neuen Portals für WandelMut fokussiere, kommt wenig Geld aus Kunden-Projekten und Transformationskatalysen in die Kasse. Daher sind die PayPal-Zahlungen und Steady-Mitgliedschaften das, was mich trägt. Ich hatte dies via Mastodon und LinkedIn transparent gemacht. Daraufhin warfen Eberhard Huber einen sehr großzügigen Betrag und Martin Drogat sowie Alexander Klier eine Handvoll Euro in meinen virtuellen Hut. Vielen Dank Euch Dreien! Es entspannt nicht nur meine wirtschaftliche Lage, es gibt mir Hoffnung auf die Zukunft. Und das ist besonders schön. Gern mehr davon!

Blick in den Hausgarten (Vogelperspektive). Ein violetter Flieder und die beiden Quitten stehen in voller Blüte. Das Gras ist saftig grün. Die ersten Tulpen (rot und gelb) strecken ihre Köpfchen zur Sonne.. Bild: cc Franziska Köppe | madiko

Blick in den Hausgarten (Vogelperspektive)
[ 2023-04-22 Franziska Köppe | madiko ]

Mein Blick schweift nach draußen. Ins Grau-Braun der Straßenzüge mischt sich frisches Grün und Himmelblau. Laut Hausordnung steht für nächste Woche bei mir Winterdienst. Das kann ich getrost vom Aufgabenzettel nehmen. Die Taupunkte liegen zwischen drei und fünf Grad. Wenn ich mich nicht verzählt habe, hatten wir also in diesem Winter sage und schreibe 3 Tage Schnee hier in Stuttgart. Klimawandel ich hör dir trapsen…

Wetter und Klima

... was uns aktuell, dieses und nächstes Jahr erwartet

Apropos Naturgeschehen. Das Wetter der letzten Tage war typisch für April. Es ist die Jahreszeit, zu der ich alle fünf Minuten aufstehen und die Verschattung hoch und direkt im Anschluss runterziehen möchte. Ich ziehe den Winter-Pulli in einem fort an und aus, weil es mir mit Sonne zu warm und ohne Sonne zu kalt ist. Die Heizung springt an und geht sofort wieder aus. Ich drehte sie tagsüber noch 2°C weiter runter, um das zu beheben. Sie steht jetzt bei 20°. Besser ist das.

Klimawandel und die Auswirkungen auf den Grundwasser-Spiegel

Ab und an fällt für wenige Minuten Regen. Es sind wohl mehr Schauer als in den letzten beiden Jahren. Das schon. Dennoch sind die Niederschläge viel zu gering, um von einer Erholung der Grundwasserspiegel zu sprechen. Dabei geht es uns in Deutschland noch gut. In anderen Regionen Europas treten die Folgen des Klimawandels deutlich dramatischer zu Tage. In 26,6 % der Regionen wurden Warnmeldungen (warning conditions) und in 1,4% der Regionen bereits der Alarmzustand (alert conditions) bezüglich der Wasservorräte ausgerufen:

Karte Europas mit den lokalen Warnmeldungen bezüglich Dürre. Insbesondere im Mittelmeer-Raum ist alles gelb (Warnung).. Bild: copy European Droughts Observatory, 2023-03 via Copernicus

European Droughts Observatory
[ 2023-03 European Droughts Observatory, 2023-03 via Copernicus ]

Mich beunruhigt das, da wir extrem heiße Sommer und starke Stürme in diesem und nächstem Jahr erwarten. Was wird aus unseren Wäldern? Was mit den Nahrungsmitteln und den Ernten? Was mit den internationalen Lebensmittel-Lieferketten? Die Warnungen der KlimaFolgenForscher:innen bezüglich El Niño werden eindringlicher. Ich neige ja nun wahrlich nicht zu Alarmismus, indes reibe ich mir ob der Zukünfte-Aussichten und dem politischen Gebaren doch die Augen. Also mal schlau machen, was es mit dem “kleinen Jungen” (El Niño) und dem atmosphärischen Zirkulationsmuster “Southern Oscillation” auf sich hat. Danke an die Scientists for Future für Eure zahlreichen Link-Tipps!

El Niño/Southern Oscillation (ENSO)

Das El Niño/Southern Oscillation Phänomen, kurz ENSO, ist der stärkste interne Klimamode in den Tropen auf Zeitskalen von einigen Monaten bis zu einigen Jahren. Seine Bedeutung rührt nicht zuletzt daher, dass er über die Anregung globaler atmosphärischer Zirkulationsmuster auch einen großen Einfluss auf das Klima der Extratropen ausübt. Auswirkungen lassen sich selbst noch in den Polargebieten nachweisen.

Das Phänomen besteht im Wesentlichen aus einer Oszillation, einem Hin- und Herpendeln, zwischen außergewöhnlich warmen und kalten Meerestemperaturen im Bereich des äquatorialen Ost- und Zentralpazifik. ENSO beruht auf der Wechselwirkung zwischen dem Ozean und der Atmosphäre. Die ozeanische Komponente des Phänomens wird als El Niño (EN) bezeichnet. Sie ist eng an das atmosphärische Phänomen Southern Oscillation (SO) gekoppelt. […]

Wegen seiner weltweiten klimatischen Auswirkungen, seinem Einfluss auf die Ökologie in verschiedenen Gegenden der Erde, seiner Bedeutung für die Volkswirtschaften zahlreicher Länder und nicht zuletzt wegen seines realiv großen Vorhersage-Potenzials ist das ENSO-Phänomen eines der zentralen Felder der heutigen Klimaforschung.

Mojib Latif

Leiter Forschungsbereich Ozean-Zirkulation und Klima-Dynamik
am Helmholtz-Zentrum für Ozean-Forschung Kiel,
Mitautor Weltklimarat (IPCC)

Quelle: Kapitel 6 “Wichtige Klimamoden” / El Niño / Southern Oscillation
in “Globale Erwärmung” von Mojib Latif, Ulmer, 2012, Seite 65 und 67.

Das Wetter-Phänomen El Niño/Southern Oscillation (ENSO) bewirkt eine Änderung der Oberflächen-Temperatur über dem pazifischen Ozean. Dadurch verändern sich Luftzirkulation und Verdunstungen (jet streams). Das wirkt sich auf die ganze Welt aus.

Der Grund sind Schwankungen der Windzirkulation der gesamten Tropen, die im Zusammenhang mit der Southern Oscillation stehen. Sie beeinflussen die Wärmeflüsse an der Meeresoberfläche in den beiden tropischen Meeren. Als Folge entwickeln sich – mit einer Verzögerung von einigen Monaten – die Temperatur-Anomalien im tropischen Indischen Ozean und tropischen Atlantik. Der tropische Ozean wirkt als riesige Heizung – oder im Fall von La Niña Kühlung – für die Atmosphäre. Derartige Ereignisse sind deswegen imstande, globale Klimaänderungen herbeizuführen. Sie sind so stark, dass sie sich in der Durchschnittstemperatur der Erde erkennen lassen. Nach der Analyse des Britischen Wetterdienstes war das Jahr 1998 – global betrachtet – das bisher wärmste Jahr seit dem Beginn der instrumentellen Messungen. Es war sehr stark durch den Jahrhundert-El Niño der Jahre 1997 und 1998 geprägt.

Quelle: Kapitel 6 “Wichtige Klimamoden” / El Niño / Southern Oscillation
in “Globale Erwärmung” von Mojib Latif, Ulmer, 2012, Seite 70.

ENSO Forecast: Watch

Anzeige für die Warnstufen hinsichtlich ENSO. Der Zeiger steht auf Watch.

Die Warmphasen (El Niños) führen zu Dürren in Südostasien, Teilen Australiens und Brasiliens. Damit beeinflusst ENSO die Ökosysteme. Beispielsweise erhöht sich die Brandgefahr in Indonesien aufgrund der Trockenheit – was zu erheblichen Einbußen in der Palmöl-Produktion führt. In weiten Teilen des westlichen Süd-Amerikas verursachen ENSO indes starke Niederschläge. Rückgänge im Fischfang und damit zusammenhängend in der Guano-Produktion belasten die Volkswirtschaften zusätzlich. Über Nord-Amerika rufen ENSO signifikante Klima-Anomalien hervor. Zum Beispiel verursachen mehr Frost-Tage in Floriada enorme Schäden beim dortigen Obstanbau. In Südafrika betrifft ENSO den Anbau von Mais. In unseren europäischen Breiten geht ENSO, wie er sich derzeit ankündigt, mit starker Hitze, Dürre, orkanartigen Stürmen und besonders starken Niederschlägen mit Überschwemmungen und Hochwasser einher. Gleichzeitig hat El Niño großen Einfluss auf die durchschnittlichen globalen Temperaturen.

Foto: ENSO Forecast: Watch
[ 20230429 Bureau of Meteorology, Commonwealth of Australia ]

Die Rate des Anstiegs der atmosphärischen Kohlendioxid-Konzentrationen ändert sich kurzfristig ebenfalls als Folge von ENSO, ein Anhaltspunkt für die Beeinflussung des globalen Kohlenstoffkreislaufs. […] Sowohl Vorgänge im Meer als auch auf Land tragen zu den kurzfristigen Kohlendioxid-Schwankungen bei.

Quelle: leider habe ich diese verbaselt. Sobald ich sie wiederfinde, ergänze ich sie hier. Pardon.

Mithin nähern wir uns mit ENSO gefährlich stark einem der Kipppunkte im Klimasystem.

Am Ende dieses Berichts Aus der Werkstatt findest Du weiterführende Links.

Worauf warten wir noch?

Was bedeutet das Umschwenken von La Niña zu El Niño nun konkret für uns? Allen, die beispielsweise Reparaturen an Haus und Garten vor sich herschieben, sollten in die Puschen kommen. Zisternen füllen, Wasser-Infrastrukturen sowie Verschattungen an Gebäuden prüfen und gegebenenfalls reparieren. Umgedreht schauen, dass alles Notwendige bereitsteht für drohende Fluten – bei Bedarf nachrüsten und Vorräte aufstocken. Keine weiteren Flächen versiegeln, sondern gute Drainage und Sickerungen im Boden ermöglichen. Und ja generell: Aufschlauen und kluge unternehmerische (wie private) Entscheidungen treffen, die auf Klimaschutz einzahlen. Gut vorbereitet sein auf die schwersten Risiken ist die Devise für Klima-Resilienz. Ihre Wahrscheinlichkeit des Eintretens erhöhen sich und “Jahrhundert-Ereignisse” werden sich – anders als der Name suggeriert – im Rahmen des Klimawandels häufen.

Achtsamkeit und Prävention von Klima-Angst

Ich versuche, diese Meldungen möglichst konstruktiv und instruktiv zu betrachten. Nicht die Hoffnung verlieren. Optimistisch bleiben. Was mir dabei hilft? Gespräche mit Kooperationspartner:innen und Freund:innen. Oder auch der warmherzige Plausch mit den Verkäuferinnen bei meinem Lieblingsbäcker. Der Laden war leer und so nahmen wir uns Zeit. Wir stellten fest, dass wir Bücherwürmer sind. Wie nett. Ich mag die Zurückgezogenheit im Büro. Ich kann die Musik so laut aufdrehen, wie sie meine Konzentration fördert. Die Zahl der potenziellen Ablenkungsquellen ist ganz gut steuerbar. Doch ein freundliches Gesicht und ein gemeinsames Lachen sind es erst, die die Stimmung aufhellen. Diese Woche jedenfalls gelang mir die Balance zwischen Ruhe und Begnung sehr gut.

Soweit zur Gesamtsituation. Was gibt es Neues aus der Werkstatt zu berichten?

WandelMut & madiko

Ein Blick in den Maschinenraum

Jetzt da Du dies hier liest, ist der Maschinenraum auf dem neuesten technischen Stand. Unglaublich, denn schon wieder war einiges aufgelaufen, das ich ins System einbauen musste konnte. Da auch dies ein recht umfangreiches Themenfeld ist, lagere ich es in einen Sonderbericht aus der Werkstatt aus. Hier die Themen im Überblick:

  • Technik-Retrofit: REDAXO 5.15 mit PHP 8.2
    • Core & FOR-AddOns
    • Eigene Erweiterungen und individuelle Einstellungen des Systems
  • Zukunftsfähigkeit: Redundanz fürs System
  • Barrierefreiheit
    • Sequentielles und gezieltes Navigieren
    • Barrierearme Strukturen und landmarks
    • Bessere Bildbeschreibungen
    • ARIA-labels und ARIA-roles

Dir ist vielleicht das optimierte Web-Design aufgefallen. Zu Bedienungsführung, Emotionalität usw. der Gestaltung berichte ich ein anderes Mal mehr. Da steckt ebenso viel Gedankengut und Erprobung drin. Das verdient seinen eigenen Raum und seine Zeit.

Auch wenn das vielleicht nicht Dein Fokus-Thema ist, lies mal rein. Ich beschreibe darin meinen Lernprozess und was ich generell für die (digitale) Transformation von kleinen Organisationen lerne. Was natürlich ebenfalls gültig ist für mittelständische, Wissenschafts- und Kultur-Betriebe. Eh klar.

Keksdosen von Mozilla

Das nächste Thema ist artverwandt. Auch hier geht es um die IT-Infrastruktur. Ins Zentrum rückt die Hacking-Ethik.


Kurz zur Erinnerung

Hacking = schöpferisch-kreativer Umgang mit Technik. Bitte nicht zu verwechseln mit Cracking = böswilliges Zerstören von Technik, Diebstahl und dergleichen. Ein Hacker, eine Haeckse setzen sich ein für Informationsfreiheit, Zugänglichkeit, das Verwenden offener Daten für gemeinnützige Zwecke. Sie setzen sich gleichwohl für Datenschutz, Datensicherheit und insbesondere den Schutz persönlicher Informationen ein. Ein Cracker ist ein:e Egoist:in, die:der kommerziellen Gewinn aus dem Schaden anderer zieht. Ethik – in diesem Feld dann oft auch als Hacking-Ethik bezeichnet – ist die moralische Instanz, die unser Denken und Handeln leitet. Meine, die ich ebenfalls in die Bewegung und Kooperative WandelMut einbrachte, findest Du hier: WandelMut Hacking-Ethik.



Sprechen wir also über Kekse. Die Mehrzahl aller Internet-Präsenzen kommt heute nicht ohne Cookies aus.

Gute Kekse, schlechte Kekse –
Social Impact von Cookies

Cookies sind prinzipiell nichts schädliches. Sie erhöhen die Sicherheit und – klever eingesetzt, können sie die Nutzungserfahrung deutlich verbessern. Beispielsweise indem persönliche Einstellungen gespeichert werden. Ich denke da an Sprach- oder Länderwahl, bevorzugte Darstellungen (dark vs light mode oder auch vergrößerte Schriften und das Voreinstellen von “leichter Sprache”) bis hin zu einem Log-In für geschützte Informationen und hoch individuelle Funktionen des Angebots. Mit einem Cookie kann Dich die Software wiedererkennen und Dir das mühsame Einstellen sparen. Oder es merkt sich, woran Du gearbeitet hast und kann Dir so eröffnen, den Arbeitsschritt abzuschließen – ohne dass Du von Neuem beginnen musst. Dabei handelt es sich um funktionale, first-party cookies. Es gilt Datensparsamkeit. Das schon. Doch letztlich dienen diese Kekse unserer angenehmen und vereinfachten Nutzungserfahrung. Bis hierhin also alles gut.

Jetzt kamen jedoch Marketing-Dödel auf die vermeintlich geniale Idee und führten das Ganze ad absurdum. So gibt es Internet-Seiten, die 150 Fremd-Kekse und mehr setzen. Die Website-Betreiber erlauben es den Betreibern dieser Kekse (3rd party cookies), die Nutzer:innen nicht nur auf ihrer Seite auszuspionieren (schlimm genug), sondern – da sich diese Unart überall im Netz verbreitete – auch noch übergreifend über mehrere Websites hinweg. Bildlich gesprochen: Die Betreiber langten kräftig in die unterschiedlichsten, weil offenen Keksdosen. Das nennt sich Tracking. Ja so ähnlich wie die Sendungsverfolgung bei der Post. Nur betrifft es hier Deine ganz persönlichen “Routen” und “Touren” durchs Internet (finger printing). Ob Du gerade die neuesten Nachrichten via Süddeutsche und später den Tech-Bericht bei Heise liest. Oder Dich aufschlaust zu medizinischen Fragestellungen, dem nächsten Urlaub, Kühlschrank-Modell. Oder auch den Kühlschrank über eine Bestellung wieder füllst. Oder Dich nach Möglichkeiten zum Schulden-Erlass erkundigst. Einen Termin beim Zahnarzt oder in der Psychiatrie buchst. Du Deine Rechnung vom Telekommunikationsdienstleister herunterlädst. – Sie wissen alles über Dich. Über die Zeit lassen sich mit den “Super-Cookies” Nutzer:innen-Profile erstellen. Und Du ahnst es schon: Daraus lässt sich Profit schlagen. Denn die Anbieter verkaufen diese Daten an Meistbietende, an Turbo-Kapitalisten. Oder nutzen es direkt selbst, um Anzeigen zu schalten und Dich länger auf ihren Plattformen zu halten. Das funzt dabei nicht nur für Konsum-Artikel sondern im Übrigen auch für gesellschafts-politische Meinungsbildung. Bei Wahlen zur nächsten Bundeskanzlerin oder Präsidenten beispielsweise.

Von daher finde ich es besonders perfide, dass aktuelle Geschäftsmodelle zahlreicher Medienhäuser Dir nur die Alternativen bieten, ihr teures Abo abzuschließen (wo zumeist dennoch eine ganze Reihe Cookies mit drin sind) oder alle drölfzigtausend Cookies anzunehmen, willst Du das “kostenfreie Modell” nutzen. Digitale Selbstverteidigung hilft hier nur bedingt. Als Nutzer:in muss man extrem viel Zeitaufwand in Kauf nehmen. Also nicht nur stets auf dem neuesten technischen Stand zu bleiben. Du musst auf jeder Website, die Du besuchst, in den Untiefen der – in der Regel bewusst nutzer-unfreundich gestalteten – Cookie-Banner den “berechtigten Interessen” widersprechen. Oftmals geht das auch gar nicht. Siehe Abo-Modelle, ich schrieb es schon. Da bleibt nur, die Information nicht zu erhalten und gänzlich zu verzichten.

Total Cookie Protection made by Mozilla

Aus diesem Grund feiere ich nun diese Woche Mozilla. Die Web-Entwickler:innen lösten mit der neuesten Version von FireFox ein Problem des Datenschutzes sehr elegant:

Total Cookie Protection works by creating a separate “cookie jar” for each website you visit. Instead of allowing trackers to link up your behavior on multiple sites, they just get to see behavior on individual sites. Any time a website, or third-party content embedded in a website, deposits a cookie in your browser, that cookie is confined to the cookie jar assigned to only that website. No other websites can reach into the cookie jars that don’t belong to them and find out what the other websites’ cookies know about you.

This approach strikes the balance between eliminating the worst privacy properties of third-party cookies – in particular the ability to track you – and allowing those cookies to fulfill their less invasive use cases (e.g. to provide accurate analytics). With Total Cookie Protection in Firefox, people can enjoy better privacy and have the great browsing experience they’ve come to expect. […]

The release of Total Cookie Protection is the result of experimentation and feature testing, first in ETP Strict Mode and Private Browsing windows, then in Firefox Focus earlier this year. We’re now making it a default feature for all Firefox desktop users worldwide.

Also am besten gleich mal in die Einstellungen gehen, sämtliche Cookies und den Cache löschen. Das ist dann noch einmal schmerzhaft, wenn man die Passworte auf den Lieblingsseiten neu eingeben muss (ein Passwort-Manager wie KeePass ist Dein Freund! 😉). Dann jedoch surft es sich im Netz indes deutlich entspannter.

Zusammen mit der Tatsache, dass Microsoft nun endlich einen Fehler im Defender korrigierte, der dafür sorgte, dass ausschließlich FireFox verlangsamt wurde, ist und bleibt Mozilla FireFox mein bevorzugter Browser. <3

Mit dem Zug durch Europa

Wie weit kommst Du von einem beliebigen Bahnhof in Europa innerhalb von acht Stunden? Bei Christian entdeckte ich ChronoTrains von Benjamin Tran Dinh / Paris. Es handelt sich um eine interaktive Karte, die anzeigt, welche Orte binnen einer, zwei, drei, vier … acht Stunden rund um den gewählten Abfahrtsort mit dem Zug erreicht werden können. Einer der Gründe, weswegen ich mich mit dem Umzug von Stuttgart in eine ländlichere Region schwer tue ist genau das: Stuttgart bietet eine gute Infrastruktur. Gleichwohl ist die Karte die ideale Hilfestellung, meinen neuen Standort zu wählen. Ich sehe gerade, dass eine meiner Sehnsuchtsstädte erstaunlich gut angebunden ist. Oh, das bringt mich auf Ideen! Sagte ich schon, dass ich Daten-Visualisierung liebe? Noch dazu, wenn sie auf offenen Daten beruht?

ChronoTrains ist quelloffen und auf Github erhältlich.

Screenshot der CronoTrains-Karte. Zu sehen ist das nördliche und zentrale Europa mit in unterschiedlichen Farben gehaltenen Routen-Optionen für Zugfahrten. Die Farben Rot – Orange – Gelb drücken dabei aus, wie lange die entsprechende Zugfahrt benötigt.. Bild: copy ChronoTrains / Benjamin Tran Dinh

CronoTrains: Stuttgart
[ 2023-07-07 ChronoTrains / Benjamin Tran Dinh ]

Du kannst die Karte vergrößern, indem Du auf sie klickst. 😉

Zuguterletzt

Wow, lange keine so großartige Uraufführung mehr gehört. Bravo Camille Pépin! Danke hr SinfonieOrchester. Ihr seid und bleibt mein Lieblingsorchester. Großartig!

Soweit für heute. Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

Weiterführende Links und Quellen zu ENSO

Hier eine Auswahl der besten Links, die mir zum Verstehen weitergegeben wurden. Da sie die internationalen Wirkungen zuerst spüren werden, sind nun vor allem die USA, die Pazifik-Staaten und die Sub-Tropen (Australien beispielsweise ist sowohl im kommenden australischen Winter als auch im Sommer stark betroffen) bereits in Alarmbereitschaft und dort die meisten Artikel zu finden:

Und im deutschsprachigen Raum? Was gibt es da an zuverlässigen, wissenschaftlich fundierten Quellen? Bitteschön:

  • Hitze, Dürre, Wasserknappheit – Extremwetter in Europa
    (Deutschlandfunk über den Copernicus-Bericht, den ich oben auch schon mal verlinkt hatte)
  • Kapitel 6 “Wichtige Klimamoden” / El Niño / Southern Oscillation in “Globale Erwärmung” von Mojib Latif, Ulmer, 2012 (Seiten 64 ff )

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