Aus der Werkstatt

Wochen-Rückblick 2025-32

veröffentlicht: 09.08.2025 · Franziska Köppe | madiko
aktualisiert: 12.08.2025 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsen-Brenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenz-Glas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt. Dazu der Titel der Blog-Serie: Aus der Werkstatt 2025.

Die Themen der Woche: Lesen & Schreiben – Lesen als (Wieder)Einschlaf-Ritual, mein Schreib-Prozess, meine Lektorat-Prompts für das europäische Sprach-Modell Mistral. Kartographie – wer bestimmt über geo-graphische Namensgebung? Die Freiheit der BrOligarchen und die Frage, welche Grund-Rechte und sozialen Errungenschaften wir bereit sind, für ein falsches Versprechen auf Wohlstand zu opfern.

Aus der Werkstatt 2025
[ 2025 Franziska Köppe | madiko ]

Es ist Samstag. Ich bin noch müde. Gestern schlief ich für meine Verhältnisse früh ein. Es war elf Uhr abends, als mir die Augen wie Blei zufielen. Gegen vier war ich wach. Ich las ein wenig in “The Street of Seven Stars” (Mary Roberts Rinehart).

Das Buch erzählt die Geschichte von Harmony Wells. Die US-amerikanische Violinistin ist jung, schön und talentiert. Um ihr Können zu verfeinern und es als Künstlerin auf die Bühnen der Welt zu schaffen, nimmt sie Unterricht bei einem Meister in Wien. Sie lebt gemeinsam mit anderen Musikerinnen in einer Pension mit knarzenden Dielen, spärlich beheizten Zimmern, einer strengen Matrone und einem musik-liebenden Portier. Fehlende Musikalität lässt sich nicht durch Fleiß ausbügeln. Heiraten – die einzige Option für Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts – wollen sie einen Österreicher jedoch nicht. Harmony bleibt allein zurück in der Fremde. Nachdem ihre Freundinnen in die Staaten zurückkehren, zerrinnt ihr viel zu schnell das Geld zwischen den Fingern. So schlägt sie sich durch, während sie weiter fleißig Geige übt.

Aus der Not geboren, sucht sie nach einer gut bezahlten Stelle. Ihre Idee: Kindern der betuchten Wiener Gesellschaft Englisch- und/oder Geigen-Stunden geben. Doch sie lebt nun in einer Wohn-Gemeinschaft mit Ärztin Anna Gates, einer älteren Jungfer, und Peter Byrne, einem Mittdreißiger, der Chirurg werden möchte. Ein reines Zweck-Bündnis, bei dem sich Harmony um den Haushalt kümmert und kocht, während die beiden anderen die Miete finanzieren. Das kommt in bürgerlichen Kreisen zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts indes nicht gut an. Nicht nur, dass sie sich den aufdringlichen Avancen potenzieller Auftrag-Geber erwehren muss. Sie leidet vor allem unter den Intrigen und der Missgunst älterer Frauen (toxische Weiblichkeit nennt man das heute). Ihr Meister – den sie ohnehin kaum zu Gesicht bekommt – erhöht zu allem Überfluss die Gebühren für seine Stunden. Zerrissen zwischen Ambition, Einsamkeit und Armut, versucht sie tapfer, ihr Leben zu gestalten.

Ich bin an der Stelle der Geschichte, wo sie Jimmy bei sich aufnehmen. Jimmy ist Patient in Peters Krankenhaus. Der Fünf-Jährige ist schwer krank. Er hat Myokarditis. Mit letzter Kraft und letztem Geld hatte sein allein-erziehender Vater ihn ins Hospital gebracht und war kurz darauf verstorben. Jimmy ist so geschwächt, dass sie es nicht übers Herz bringen, ihm die Nachricht zu übermitteln.

Ich las eine ganze Weile im Buch, bis ich gegen halb sechs noch einmal einschlummern konnte. Es ist schön, dass ich mich während dieser schlaflosen Phasen nicht mehr von einer Seite auf die andere wälze. Ich nehme es als gegeben an und nutze mein Einschlaf-Ritual des Lesens. Zum Glück sind meine Phasen der Insomnie selten geworden. Heute Morgen fällt es mir jedoch schwer, in die Gänge zu kommen. Ich war unter der Woche in ein altes Verhaltens-Muster gerutscht, saß abends viel zu lange am Rechner. So langsam sollte ich alt genug sein, dass ich das lerne. Möchte ich meinen. Tja nun.

WandelMut

Aus der Manufaktur der Bewegung und Kooperative

Am Schreibtisch hält mich zurzeit mein Nachbericht zur ersten Staffel an Veranstaltungen, die der Wissenschafts-Kommunikation dienten. Er hat aktuell 59.495 Zeichen. Es wird eine Lang-Strecke mit umfassendem Einblick in Konzeption und Real-Experiment. Bleib neugierig :-)

Mein Schreib-Prozess

Mein erster Entwurf lag bei knapp über 42.000 Zeichen. Ich schrieb zunächst alles runter, was mir schon eine Weile im Kopf rumgeisterte. Beim wilden Drauflos-Schreiben hatte ich Freude an der Reflexion meiner Erinnerungen und Eindrücke. Der Text war nur für mich.

Es fiel mir leicht(er), mein gesamtes kreatives Potenzial freizusetzen. Ich tobte mich aus, bis mir nichts Essentielles mehr einfiel. Diese Freiheit ist wichtig, um an die tiefer liegenden Erkenntnisse zu gelangen. An die Gedanken und Ideen, die nicht offensichtlich sind. Blende ich den Kritiker aus und nähere mich in iterativen Runden dem Warum, komme ich klarer auf den Punkt, was ich gerlernt habe. Ich bin beim Schreiben an diesem Denk-Prozess genauso interessiert wie an dessen Ergebnis.

Mein Text wuchs auf 22 Seiten. Ganz grob sortierte ich meine Ideen in 11 Kapitel. Dabei ließ ich zu, den Überblick zu verlieren. Darum würde ich mich später kümmern. Zunächst galt es, all meine Gedanken zu Papier zu bringen. Früher hätte ich nach dieser Sammel-Phase alles ausgedruckt. Ich wäre in die Rolle der Lektorin geschlüpft und hätte die Autorin gefragt, wo die essentiellen Bestandteile und die übergeordnete Logik ihrer Erkenntnisse liegen. Ich hätte mich mit ihr grob auf fünf bis sieben Kapitel festgelegt. Anschließend hätte ich die einzelnen Schnipsel neu sortiert und großzügig ausgemistet.

Es ist eine mühselige und in gewisser Weise schizophrene Arbeit. Ein Sprach-Modell erledigt sie in Sekunden. Ich entschied mich zu einem Experiment. Mistral gehört zu den Large Language Modells (LLM). Bei diesem Dienst aus Europa vertraue ich darauf, dass meine Daten sicher sind. (Bei anderen Tools aus den USA oder China ist das nicht gewährleistet.)

Wie ging ich die Lektorat-Aufgabe konkret an? Von meinem ersten Rohtext kippte ich zirka 7.700 Zeichen als Fließtext ohne Zwischen-Überschriften bei Mistral in den Chat. (Das Limit liegt bei 8.000 Zeichen.) Ich bat das Sprach-Tool, eine Analyse des Textes vorzunehmen und mir eine Struktur vorzuschlagen. Mithilfe des LLM feilte ich eine Weile am logischen Aufbau meines Konzepts. Es ist interessant, sich verschiedene Alternativen ausgeben zu lassen und sich nicht mit der ersten Version zufrieden zu geben. Nicht immer wird es besser. Mit jeder Iteration des Promps kläre ich, wohin ich den Entwurf weiterentwickeln will – und wohin nicht. Mit Mistral funktioniert das erstaunlich gut.

Eine durchdachte Struktur bewahrt mich als Autorin nicht davor, mich zu wiederholen oder in Details zu verlieren. Daher ordnete ich nun Absatz für Absatz die Text-Passagen meines ersten Entwurfs den neuen Kapiteln zu. Auf diese Weise fielen Dopplungen und unnötige Längen ohne Mehrwert für Euch, meine geschätzten Lesenden, raus. Als Autorin ist das der Moment radikaler Entscheidungen. Marc-Uwe Kling nennt es “Schreddern”.

Am Ende dieser Arbeits-Phase hatte ich Version 2 meines Rohtextes. Er hatte Struktur und folgte einer sinnvollen Logik. Zum Abschluss dieser Sortier-Phase ließ ich mir von Mistral je Kapitel die zentralen Aussagen als gekürzte Zusammenfassungen ausgeben. Um direkt einen ansprechenden Text in meinem Sinne zu erhalten, gab ich Mistral meine Lektorat-Prompts mit (dazu unten mehr). Somit hatte ich einen dritten Gesamt-Entwurf. Dieser hat knapp über 7.000 Zeichen. Ich legte den Text für 48 Stunden weg und widmete mich anderen Aufgaben.

Die Pause tat gut. Danach stieg ich mit frischem Kopf in die inhaltliche Arbeit ein. Version 3 ist mein Gebäude, in das ich nun die Möbel stelle. Das ich mit Menschen bevölkere und ihre Geschichten erzähle. Dabei bediene ich mich nach Bedarf aus meinen vorherigen Entwürfen. In dieser Phase bin ich aktuell im Kapitel 5 von 7. Damit geht es ab Dienstag weiter. Ist alles geschrieben, werde ich meinen gewohnten Lektorat-Prozess anhängen und am Stil feilen. Bevor ich den Text dann ein allerletztes Mal lese, werde ich eine zweite Pause einlegen. Es wird also noch dauern, bis ich meine Rückblende veröffentlichen kann. Autor:innen brauchen Geduld.

Meine Lektorat-Prompts

Regelmäßige Leser:innen wissen, dass ich vom Begriff der “künstlichen Intelligenz” nichts halte. Er leitet uns in die Irre. Mit diesem Werbe-Spruch manipulieren uns die BrOligarchen der BigTech in die Fehl-Annahme, wir hätten es mit einem System zu tun, das denkt. Das tut es nicht. Große Sprach-Modelle sind schnelle Roboter. Sie spucken ihre Ergebnisse anhand von Wahrscheinlichkeits-Rechnungen aus. Wir können dabei nicht einmal darauf vertrauen, dass sie Zahlen, Daten, Fakten wahrheitsgemäß wiedergeben. Also obliegt es uns, die wir vor der Maschine sitzen, klug zu sein. Unsere Aufgabe ist es, Anweisungen so präzise und für Automaten verständlich zu formulieren. Ich rede von der Kunst des Prompts.

Als meine eigene Lektorin feile ich regelmäßig und oft stunden-lang an Texten. Die beste Hilfe ist mir aktuell mein Schreib-Programm: Papyrus Autor. Mit den drei Funktionen Stil-Analyse, Lesbarkeits-Einschätzung und dem Duden-Korrektor für Rechtschreibung und Grammatik komme ich sehr weit. Schön wäre, wenn ich mir diese Arbeit verkürzen und erleichtern könnte. Wenn ich also LLM als Assistentin für das erste Redigieren der Texte einsetzte.

Ich tüftle bereits eine ganze Weile an einem Lektorat-Prompt. Ich ließ mich sowohl von den Einstellungen via DeepL Write als auch den “TextHacks” von Anne-Kathrin Gerstlauer inspirieren. Anschließend fragte ich Mistral, wie ich meinen Prompt verbessern kann. Das war interessant. Hier die Antwort:

Guten Morgen! Ich helfe dir gerne dabei, deinen Prompt für Text-Lektorate zu verbessern. Hier sind einige Vorschläge zur Optimierung deines Prompts, damit er für mich als Maschine besser verständlich ist:

Klarheit und Präzision

Aktuell: Einige Anweisungen sind etwas lang und komplex.
Verbesserung: Kürzere Sätze und klare Anweisungen helfen mir, deine Anforderungen besser zu verstehen.
Begründung: Kürzere und präzisere Anweisungen sind einfacher zu analysieren und umzusetzen.

Reihenfolge der Aufgaben

Aktuell: Die Aufgaben sind thematisch geordnet, aber teilweise überlappend.
Verbesserung: Eine klare Trennung der Aufgaben in logische Abschnitte kann helfen.
Begründung: Eine klare Struktur erleichtert das systematische Bearbeiten des Textes.

Aufteilung in Phasen

Aktuell: Der gesamte Prompt ist in einem Block.
Verbesserung: Eine Aufteilung in verschiedene Phasen oder Abschnitte kann sinnvoll sein.
Begründung: Phasenweise Bearbeitung kann die Übersichtlichkeit und Effizienz erhöhen.

Hinweise für gute Prompts aus Mistral

Ich stückelte und überarbeitete meinen “Gesamt-Prompt”. Die Phasen orientieren sich an meiner bewährten Vorgehensweise im Schliff am Text:

  • TEIL 1 Wort-Wahl & Gendern
  • TEIL 2 Satzbau & Ausdruck
  • TEIL 3 Lesbarkeit & Stil

Vierte Phase ist Rechtschreibung und Grammatik. Das setze ich direkt in Papyrus effizienter um als mit Mistral.

Meine Anweisungen an LLM haben nun eine Qualität, die für den Sprach-Dienst funktioniert. Dennoch finde ich oft nur einzelne Sätze, die mir weiterhelfen. Der größte Teil bleibt Arbeit meines Kopfes. Teilweise sind die Instruktionen noch zu lang. Gleichwohl sind sie für mich eine gute Liste zum Prüfen meiner eigenen Qualität. Ich werde weiter experimentieren und üben. Derweil für alle, die auf der Suche nach Anregungen für eigene Lektorat-Prompts zum Verbessern ihrer Texte sind, hier mein aktueller Stand:

Text-Prompt Lektorat 1: Wort-Wahl & Gendern

Hallo. Ich benötige Unterstützung beim Verbessern eines Textes.

### Stil-Vorgabe generell:

[ pssssssssst. Das bleibt mein Geheimnis ;-) ]

### Vorbemerkung, was nicht geändert werden darf:

  • Wörtliche Zitate
    Ich markiere mit ‘Zitat’ und setze #### drumherum
  • Quellen
    Ich stelle voran ein 'Quelle: ' oder auch 'p(quellen). '
  • Verlinkungen
    Ich nutze textile:
    "Hier steht der Link":https://...
    "Link als Titel mit Anführungszeichen"":https://...

### Aufgabe Wort-Wahl verbessern

  • Ersetze Substantivierungen (Nominal-Stil) mit Infinitiven (Verbal-Stil)
  • Trenne Komposita mit einem Bindestrich
    auch bei Binnen-s, unabhängig von den üblichen Grammatik-Regeln.
    z. B. ‘Klima-Wandel’, ‘Sammel-Phase’, ‘Wissenschafts-Kommunikation’
  • Wort-Wiederholungen
    Scanne den Text nach Wort-Wiederholungen (Abstand 1-2 Absätze, ignoriere Überschriften).
    Suche nach inhaltlich und stilistisch passenden Synonymen.
  • Kurze Wörter bevorzugen
    Vermeide Wörter mit mehr als 15 Buchstaben.
  • Denglisch vermeiden
    Ersetze aus dem Englischen eingedeutschte Begriffe (Denglisch) durch angemessene deutsche Formulierungen, bevorzugt in einem literarisch anspruchsvollen Stil.

### Aufgabe Gendern und geschlechts-neutrale Sprache

  • Verwende geschlechts-neutrale Sprache.
  • Vermeide binäre Geschlechter-Darstellungen (z.B. ‘Lesende’ statt ‘Leser:innen’).
  • Wechsle zwischen ‘Mann’ und ‘Frau’, wenn Gendern den Satzbau zu sehr verkompliziert.

### Präsentation der Ergebnisse

  • Erstelle eine Vorher-Nachher-Analyse. Welche Änderungen legst Du mir nahe? Warum?
  • Ergänze weitere Anregungen, die zur Aufgabe in dieser Phase des Lektorats passen.
  • Gib die Überarbeitungen Absatz für Absatz aus jeweils mit

** ORIGINAL **

[ Original-Absatz mit fett markierten Passagen, die geändert wurden. ]

** NEU **

[ Überarbeitete Version des Abschnitts unter Berücksichtigung der oben genannten Regeln, ohne Formatierungen. ]

** BEGRÜNDUNG **

[ Regel mit Begründung und weiteren Anregungen ]

Hier mein Roh-Text:

---

---

Text-Prompt Lektorat 2: Satzbau & Ausdruck

Nun folgt die zweite Phase des Lektorats. Bitte beachte zusätzlich zum ersten Prompt diese Anweisungen. Gehe erneut Absatz für Absatz vor.

### Aufgabe Satzbau verbessern

  • Grundregel: Eine Information pro Satz. (Ausnahmen für einen abwechslungsreichen Text möglich.)
  • Vermeide Konjunktionen (‘und, oder, sowohl … als auch, erstens … zweitens’).
  • Löse Schachtel-Sätze auf.
  • Reduziere unnötige Aufzählungen im Fließ-Text, erstelle gegebenenfalls eine Aufzählung mit einem Stern als Aufzählungszeichen sowie einer Leerzeile davor und danach.

### Aufgabe Ausdruck verbessern

  • verwende eine aktive Schreibweise
    (es gilt weiter die Regel Verbal-Stil statt Nominal-Stil)
  • Löse Passiv-Konstruktionen auf
  • finde Modal-Verben und formuliere die Sätze im Verbal-Stil aktiv um, insbesondere:
    ‘dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen’
  • Lösche überflüssige Adjektive und Adverbien, sofern sie nicht einer bildhaften Sprache dienen.
  • Entferne überflüssige, seichte Füllwörter, insbesondere:
    ‘absolut, also, auch, bekanntlich, bestimmt, da, denkbar, durchaus, doch, eigentlich, eben, einfach, eventuell, gewissermaßen, gleichwohl, halt, im Grunde, irgendwann, irgendwie, irgendwo, ja, jedenfalls, jedoch, mal, möglicherweise, nämlich, natürlich, noch, praktisch, quasi, sehr, selbst, sozusagen, tatsächlich, total, übrigens, vielleicht, wohl’
  • Reduziere Zeit-Abläufe und insbesondere Zeit-Gleichheiten, insbesondere:
    ‘am Anfang, am Ende, als, anschließend, bereits, bisher, dann, danach, eben, gerade, immer, letztlich, nie, nun, schon, während, wenn … dann, zu Beginn, zunächst’
  • Vermeide redundante, einleitende Formulierungen, insbesondere:
    ‘mithin, zusammenfassend’
  • Vermeide Ungenauigkeiten und schlage eine literarisch ansprechendere Formulierung vor, insbesondere
    ‘einfach, etwas, groß, gut, klein, langsam, schlecht, schnell, schön, schwer, viel, wenig’
  • Formuliere überflüssige Steigerungen um – insbesondere Superlative.
  • Vermeide werblichen Schreibstil und Werbe-Sprache (promotional language), insbesondere Adjektive und Adverbien wie:
    ‘atemberaubend, außergewöhnlich, beeindruckend, besonders, bleibend, echt, enorm, gewaltig, gigantisch, großartig, hochgradig, interessant, kaum, komplett, leicht, nachhaltig (im werblichen Kontext, nicht bei Klima-Themen), reich, reichhaltig, ultra, unbedingt sehenswert, ungemein, unvorstellbar, vielfältig, völlig, wahrhaftig, wahrlich, wirklich, ziemlich’

### Präsentation der Ergebnisse

  • Erstelle eine Vorher-Nachher-Analyse. Welche Änderungen legst Du mir nahe? Warum?
  • Ergänze weitere Anregungen, die zur Aufgabe in dieser Phase des Lektorats passen.
  • Gib die Überarbeitungen Absatz für Absatz aus jeweils mit

** ORIGINAL **

[ Original-Absatz mit fett markierten Passagen, die geändert wurden. ]

** NEU **

[ Überarbeitete Version des Abschnitts unter Berücksichtigung der oben genannten Regeln, ohne Formatierungen. ]

** BEGRÜNDUNG **

[ Regel mit Begründung und weiteren Anregungen ]

Text-Prompt Lektorat 3: Lesbarkeit & Stil

Nun folgt die dritte Phase des Lektorats. Bitte beachte zusätzlich zum ersten und zweiten Prompt diese Anweisungen. Gehe erneut Absatz für Absatz vor.

### Aufgabe Lesbarkeit und literarischen Stil verbessern

  • Bildsprache und Narration verwenden
  • Handlung und Geschehen in den Mittelpunkt rücken
    Rücke Handlung und Geschehen in den Mittelpunkt und suche nach der Person bzw. dem Subjekt der Handlung.
  • Sprach-Stil überarbeiten und Verbesserungen vorschlagen
    - Redewendungen vermeiden
    - Verallgemeinerungen vermeiden
    - Geläufige Ausdrücke vermeiden
  • Unpersönlichen Schreibstil vermeiden
    Vermeide unpersönlichen Schreib-Stil (z. B. man-Konstruktionen) und suche nach einem sinnvollen Subjekt aus dem Gesamt-Zusammenhang des Textes (in der Regel ‘ich’ oder ‘wir’)
  • Einfache Sätze bevorzugen und Satzbau abwechseln
    - Achte darauf, dass über den gesamten Text hinweg der Anteil einfacher Sätze überwiegt
    - Achte auf einen abwechslungsreichen Schreib-Stil, insbesondere beim Satzbau.
  • Zum Abschluss: Aufteilen des Textes in Absätze überarbeiten
    Grob: Ein Gedankengang und eine Argumentationskette pro Absatz.
    Absätze mit 5 bis 7 Zeilen sind ideal (500 bis 1000 Zeichen)
  • übermäßigen Gebrauch von Gedanken-Strichen reduzieren

### Präsentation der Ergebnisse

  • Erstelle eine Vorher-Nachher-Analyse. Welche Änderungen legst Du mir nahe? Warum?
  • Ergänze weitere Anregungen, die zur Aufgabe in dieser Phase des Lektorats passen.
  • Gib die Überarbeitungen Absatz für Absatz aus jeweils mit

** ORIGINAL **

[ Original-Absatz mit fett markierten Passagen, die geändert wurden. ]

** NEU **

[ Überarbeitete Version des Abschnitts unter Berücksichtigung der oben genannten Regeln, ohne Formatierungen. ]

** BEGRÜNDUNG **

[ Regel mit Begründung und weiteren Anregungen ]

Du findest die Prompts hilfreich und hast eine Anregung für Deine Praxis gefunden?
Bitte werfe einen kleinen Beitrag in meinen virtuellen Hut.
Es hilft mir, mein Wissen frei und offen für alle zu teilen und dennoch meine Miete zu zahlen und meinen Kühlschrank zu füllen. Danke! Jeder Beitrag zählt.

Obacht! Verschlimmbesserungen!

Beim Weiter-Arbeiten mit den überarbeiteten Texten gibt es eine ganze Reihe Fallstricke zu beachten. Gute Hinweise gab mir der Leitfaden von Wikipedia, mit dem man generative Texte erkennt: Signs of AI writing. Hier meine daraus abgeleitete Prüf-Liste:

  1. Sprache und Tonfall
    • Zu viel Fokus auf Symbolik und Bedeutung
    • Werbe-Sprache (promotional language)
    • Redaktionelle Kommentare
    • Übermäßiger Gebrauch bestimmter Konjunktionen
    • Abschließende Zusammenfassungen von Abschnitten
    • Negative Parallelismen
    • Oberflächliche Analysen
    • Vage Zuschreibungen von Meinung(en)
  2. Stil
    • Großschreibung in den Überschriften zu Abschnitten
    • Übermäßiger Gebrauch von Fettdruck
    • Listen
    • Emojis
    • Exzessiver Gebrauch von Gedanken-Strichen
    • Geschwungene Anführungszeichen und Apostrophe
  3. Versehentliches Offenlegen
    • Kollaborative Kommunikation
    • Haftungsausschluss wegen Wissenslücken
    • Sofortiges Ablehnen eines Prompts mit Links zu Such-Anfragen
    • Phrasen-Vorlagen zum Eingeben in Bots
  4. Markup & Quer-Verweise
    • Verwendung von Markdown
    • turn0search0 (Private Search Area mit Unicode)
    • contentReference, oaicite und oai_citation
    • attribution und attributableIndex (json)
    • Benannte Referenzen, die im Referenz-Abschnitt angegeben, im Artikeltext jedoch nicht verwendet werden
    • Fehlerhafter Code (Markdown statt MarkItUp)
  5. Zitate
    • Defekte externe Links
    • Ungültige DOI- und ISBN-Nummern
    • Falsche oder unkonventionelle Verwendung von Referenzen
  6. Sonstiges
    • Abruptes Ende von Abschnitten
    • Unterschiede im Schreibstil und in der Vielfalt der Sprache

Kartographie

Wer legt die Namen geo-grafischer Objekte fest?

Wir leben in einer Zeit, in der lange Traditionen fundamental in Frage gestellt werden. Den amtierenden Präsidenten der USA interessieren keine diplomatischen Konventionen. Er ist ein Narziss, Kleptomane und Misanthrop. Seine Entscheidungen sind davon geprägt. So strebt er danach, ständig im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen und zu provozieren.

Die Schlagzahl seiner Angriffe auf unsere Werte und Systeme sollen uns überfordern. Damit wir entmutigt aufgeben und uns unterordnen. Dabei sortiert er uns in immerzu wechselnde Gruppen, die vermeintlich gegeneinander antreten. Er zockt wie ein Spiel-Süchtiger. Testet so seine Grenzen aus.

Es reicht ihm als Gewinner dazustehen – de facto, meistens jedoch nur in seiner aufgeblähten, infantilen Ausdrucksweise. Er untergräbt unser Vertrauen ineinander, damit wir uns nicht gegen ihn verbünden und seine Macht hinterfragen. Seit ich dies verstanden hatte, sind viele Nachrichten für mich leichter ins Gesamt-Bild einzuordnen.

Manches ist so absurd, dass ich die Dreistigkeit bewundern muss, mit der er seine Agenda 2025 vorantreibt. OK, es ist nicht nur seine Agenda. Dahinter steht ein ganzes Konglomerat an Über-Reichen, die den US-amerikanischen Staat komplett umbauen und die Welt-Ordnung in ihrem Sinne formen wollen. Es kostet Kraft, sich aus diesem Karussell ihres Populismus, der Meinungs-Mache und der Radikalität, mit der sie vorgehen, auszuklinken.

Eine Aktion kurz nach Amtsantritt hatte mich in besonderer Weise irritiert. Immerhin führte sie dazu, dass ich nachlas, wie das international mit der Namens-Gebung und Namens-Pflege von Orten geregelt ist. Der Anlass war, dass Donald Trump per Dekret anordnete, den “Golf von Mexiko” in “Golf von Amerika” um- sowie den Berg “Denali” in “Mount McKinley” rück-zu-benennen. Es folgten drakonische Strafen für die Medien und Akteure, die sich seiner Anweisung widersetzten.

Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKD) nahm seinerzeit Stellung (PDF): “US-Präsident Donald Trump ordnet Namensänderungen an / Geht das so leicht?”

Was lernte ich?

Grundlagen Geographie: Toponyme

Geographische Namen (Toponyme) sind Eigen-Namen von Orten und Arealen auf der Erd-Oberfläche, zum Beispiel von Siedlungen, Flüssen, Gebirgen, Inseln, Landschaften, Verwaltungs-Einheiten und Staaten. Ein Toponym hat zwei Haupt-Aufgaben:

  • Er dient dazu, ein geografisches Objekt eindeutig zu identifizieren.
  • Er soll helfen, dieses Objekt im Raum zu verorten.

Zur weltweiten Völker-Verständigung arbeiten Experten-Gruppen der Vereinten Nationen (United Nations Group of Experts on Geographical Names, UNGEGN) an einer Vereinheitlichung dieser Namen. Im deutsch-sprachigen Raum ist der StAGN autorisiert.

Kartographen unterscheiden zwischen

  • amtlichen Namen – Diese sind in ihrer Schreibweise durch rechtliche Akte von einer zuständigen Stelle festgelegt. Sie beziehen sich in der Regel auf Ortschaften, Regionen, Länder, Staaten, Hoheits-Gebiete usw. und
  • konventionellen Namen – Diese folgen einem langen traditionellen Gebrauch. Mit Verwenden in amtlichen Karten-Werken erhalten sie den Charakter von standardisierten Toponymen. Es sind dies vorwiegend Namen physisch-geografischer Objekte wie Berge, Pässe, Landschaften u.v.a.m.

Den internationalen Gepflogenheiten folgend verwenden Publikationen primär den am Standort des Objekts gebräuchlichen Namen (Endonyme). Es ist das von der Mehrheit der lokalen Bevölkerung verwendete und amtlich festgelegte Toponym.

Darüber hinaus haben sich fremd-sprachliche Benennungen etabliert (Exonyme). Engländer fahren nach “Munic” (München) und verbringen ihren Urlaub am “Lake Constance” (Bodensee). Dänen schippern nach “Sild” (Sylt) und waten durchs “Vadehavet” (Wattenmeer). Im Deutschen verwenden wir beispielsweise “Rom” statt “Roma”, “Sofia” statt “София”, “Thessaloniki” statt “Θεσσαλονίκη” und “Karlsbad” für “Karlovy Vary”.

Weicht das Exonym vom Endonym ab, kann es ergänzend verwendet werden. Ausschlaggebend für Kartographen sind die beiden oben genannten Grund-Funktionen.

Namens-Gebungen von Toponymen

Im Einklang mit den Vereinten Nationen empfiehlt der StAGN, Um-Benennungen von geographischen Objekten nur mit großer Vorsicht und Zurückhaltung vorzunehmen. Dies gilt insbesondere, wenn die Namen von weiten Teilen der orts-ansässigen Bevölkerung verwendet werden und sie gut eingeführt sind.

Ein Neu- und Um-Benennen kann dennoch sinnvoll sein. Dafür kommen Namen in Frage, die sich aus der örtlichen geografischen, kulturellen, historischen oder kulturlandschaftlichen Situation ergeben. Firmen-Namen als Namens-Geber natürlicher Objekte lehnt der StAGN übrigens ab. Sie begründen es damit, dass sich diese leicht ändern und zumeist keinen klaren Ortsbezug haben.

Zusammenfassend gilt für Publizist:innen:

  • Erst-Benennungen, die durch zuständige anerkannte Stellen erfolgen, sind als solche zu
    übernehmen.
  • Um-Benennungen durch zuständige Stellen sind ebenfalls umzusetzen – sofern nicht eine
    andere Namensform die beiden oben genannten Funktionen besser erfüllt (z. B. Venedig statt
    Venezia) und diese nicht negativ belastet ist. (z. B. Tschechien statt Tschechei)
  • Rück-Benennungen durch zuständige Stellen sind ebenfalls zu übernehmen, doch kann bei
    entsprechendem Bekanntheitsgrad des älteren Namens dieser ergänzend beigefügt werden.

Ständiger Ausschuss für geographische Namen (StAGN)

des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKD)

Alles Weitere ist eine Frage des Ermessens im konkreten Fall. Der StAGN empfiehlt, im Zweifel die Expertise örtlicher oder regionaler Fach-Gremien einzuholen. In Bezug auf die zwei aktuellen Beispiele aus den USA argumentieren sie so:

Mount McKinley <|> Denali: Nach jetzigem Stand wird zukünftig der amtliche Name Mount McKinley sein und so auch in das offizielle Geographic Names Information System (GNIS) [der USA, A.d.V.] eingetragen werden. Es handelt sich um einen früheren Namen, die Rückbenennung ist politisch motiviert. Der Berg ist unter beiden Namen im deutschen Sprachraum bekannt. Eine gute Lösung wäre die Verwendung beider Namen in der folgenden Form: Mount McKinley (Denali).

Golf von Mexiko <|> Golf von Amerika: Die Aufgabe der Internationalen Hydrographischen Organisation (IHO) ist es, Standards und Verfahren für die Benennung von Meeresnamen und ihren Teilen festzulegen, um größtmögliche Sicherheit vor allem in der Seeschifffahrt zu gewährleisten. Sie ist aber kein Schiedsgericht, das für alle Mitgliedsländer einen einheitlichen Sprachgebrauch vorschreiben kann. Für das Deutsche existiert dafür die gebräuchliche Übersetzung Golf von Mexiko, unter der dieser Meeresteil in der jeweiligen Sprache auch weltweit bekannt ist. Golf von Amerika ist ein künstlich geschaffener, politisch motivierter Name, der aktuell keine der beiden Grundfunktionen erfüllt. Deshalb empfiehlt der StAGN den Namen Golf von Mexiko beizubehalten.

Kann die USA diese Umbennungen auch ohne die Zustimmung der Anrainerstaaten umsetzen?

Ja, es handelt sich hier um einen Berg auf dem Gebiet der USA und um die Bezeichnung eines Meeres, welches von jedem Anrainerstaat auch anders genannt werden kann. In den Verzeichnissen der IHO wird für den internationalen Gebrauch „Gulf of Mexico“ verwendet sein. Sofern hier international ein anderer Name verwendet werden soll, müsste die USA sich im Rahmen der IHO einigen. Die USA und Anrainerstaaten können auf ihren Kartenprodukten verwenden, was sie für sinnvoll erachten.

Ständiger Ausschuss für geographische Namen (StAGN)

des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKD)

Wieder was gelernt!

Die Freiheit der BrOligarchen

Welche Grund-Rechte und sozialen Errungenschaften sind wir bereit, für ein falsches Versprechen auf Wohlstand zu opfern?

Es gibt einen Text-Baustein, den ich seit Februar von einem Werkstatt-Bericht zum nächsten mitschleppe. Da ich oben von meiner Arbeit mit LLM schreibe, ist nun der richtige Zeitpunkt, ihn zu veröffentlichen. Es geht um unsere Definition von Freiheit. Freiheit ist ein schwer zu fassender Begriff. Was wir darunter verstehen, kann fundamental unterschiedlich sein. Beispielsweise können wir auch heute noch nicht mit Gewissheit sagen, wie frei wir in unserer Wahl-Freiheit wirklich sind.

Für den einen ist Freiheit die individuelle Autonomie, mit 85 Dezibel unterm Arsch und 200 Kilometern pro Stunde über die Landstraße zu heizen. Für andere ist Freiheit, zu wissen, dass sie gesund und wohlbehalten durch den Straßen-Verkehr kommen. Letztere, die das Gemeinwohl im Sinn haben, werden sich für ein Begrenzen der Geschwindigkeit und von Lärm im öffentlichen Raum einsetzen. Für Erstere sind Verkehrstote Ausdruck ihres Sozial-Darwinismus. Die Verletzten und Toten hätten im Kampf um die Vormacht auf “ihrer” Fahrbahn eben den Kürzeren gezogen. Oder sie sind ihnen egal. Sie betrifft es nicht. Sie halten sich für stärker, rüsten sich mit immer größeren Fahrzeugen (Waffen) auf.

Menschen, die am vehementesten auf (ihre) “Freiheit” pochen, sind oftmals Egoisten und Narzisten. Sie wollen ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitmenschen, “ihr Ding machen”. Sie werten diese Freizügigkeit als Ausdruck ihrer individuellen Leistungsfähigkeit. Sie erheben sich über andere, als wäre es ihr natürliches Recht. Alles ist Wettbewerb und sie sind die Gewinner. Wer nicht mithalten kann, ist eben ein Verlierer und soll ihnen aus der Sonne gehen. Diese “Looser” werden zu ihren persönlichen Sklaven und sollen sich ihrem Willen im vorauseilenden Gehorsam oder zumindest widerstandslos unterordnen.

Was sie darüber aus den Augen verlieren, ist, dass ein Zusammenleben in Freiheit bedeutet, dass wir Arbeitsteilung, Gemeingüter – ja unser Miteinander gestalten müssen. Europa ist zu 80% dicht besiedelt. Da gibt es wenig Platz, sich aus dem Weg zu gehen. Zumindest, wenn wir nicht auf urzeitliche Verhältnisse zurück-geworfen werden wollen. Wenn wir gesund, in Frieden, in Prosperität zu leben wünschen. Wir Menschen sind nicht nur in die Natur eingebunden, wir leben in Gemeinschaften. Allein kann ein Mensch vielleicht überleben. Glücklich werden die meisten von uns so indes nicht.

Angenommen, jede:r wäre wirklich allein für alles verantwortlich und unser Wohlstand käme ausschließlich auf unsere individuelle Leistungsfähigkeit an. Wir hätten kein Erbe, das uns in eine gute Start-Position katapultiert. Wir hätten keinen Staat und keine Arbeits-Teilung. Wir müssten uns um so viele grundlegende Dinge kümmern, die unser Überleben sichern. Wir wären beschäftigt mit Anpflanzen unserer Ernährung, mit Selbst-Verteidigung, mit dem Warten von Apparaten und Geräten, mit Hygiene und Sauberkeit, mit Lernen und Ausbilden der Kinder, mit der Pflege von Angehörigen, mit dem Handel von Waren und Diensten, und so viel mehr. Ok, Männer würden vermutlich versuchen, sich mindestens eine Sklavin ins Haus zu holen, die einen Großteil diese Arbeit für ihn übernimmt. Es gibt in der aktuellen Politik einige Beispiele dafür, die sich nach dieser Gesellschaftsform sehnen. Noch ist es so, dass in unserer Welt nur Über-Reiche das Geld haben, anderen diese Aufgaben aufzuoktroieren – und die Macht, sie dabei am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Oder wie es Jan Böhmermann auf den Punkt bringt:

Milliardäre, die brauchen kein Gesundheitssystem, keine gesetzliche Krankenkasse. Milliardäre brauchen kein Sozialamt. Wenn die einen Arzt brauchen, dann kaufen sie sich einfach einen oder zwanzig oder dreißig. Milliardäre brauchen auch keinen Bus. Die brauchen keine Deutsche Bahn, keinen öffentlichen Personen-Nahverkehr. Die kaufen sich einfach zwanzig Helikopter und fünf Privatjets.

Milliardäre brauchen auch keinen Mieten-Deckel, keine Gewerkschaft, keine bezahlbare Kinder-Betreuung, keinen Rechts-Staat, keine Parteien, keine Feuerwehr, kein Natur-Schutz, keine Renten-Versicherung, keine Pflege-Versicherung, kein Arbeitsrecht, keine Tarif-Verträge.

Milliardäre brauchen auch keinen öffentlichen freien Diskurs, keine anderen Meinungen. Milliardäre brauchen keine Moral, kein Anstand, nicht mal Scham.

Nur die Freiheit der Milliardäre ist echte Freiheit. Die Freiheit, nichts abgeben zu müssen von der eigenen Macht und dem eigenen Reichtum.

Jan Böhmermann

ZDF Magazin Royale

Quelle: Was Rechte uns als Freiheit verkaufen (12’14’‘), ZDF Magazin Royale (YouTube), 2025-02-07

Bis 06.02.2026 ist das Video ebenso in der ZDF-Mediathek zu sehen. Dort findet sich das Zitat bei 15’46’‘.

Auch ich schlucke, wenn Post vom Finanzamt kommt. Es fällt uns nicht leicht, von unseren hart erarbeiteten Penunzen etwas abzugeben. Auch ich wünschte mir bei der aktuellen Politik, ich könnte das Geld, das ich dem Staat zur Verfügung stelle, gezielt für die Aufgaben der Gesellschaft einsetzen, die ich gut heiße. Natürlich. Die Diskrepanz empfinde ich zurzeit enorm hoch.

Gleichwohl halte ich ein gemeinwohl-orientiertes Staatswesen mit Gewalten-Teilung und den im Grundgesetz verankerten, freiheitlichen Rechten für ein hohes Gut. Schon um dem Bevormundungs-Dilemma zu entkommen, erweist es sich als weise, wenn wir zusammen erwägen, was die größten Herausforderungen für uns sind und wir als Gemeinschaft Prioritäten setzen. Wenn wir solidarisch Themen als relevant definieren. Wenn wir miteinander über mögliche Optionen zur Lösung nachdenken. Wenn wir uns allgemein-gültige Regeln festlegen. Regeln als begrenzenden Handlungs-Rahmen, die uns die größt-mögliche Freiheit der individuellen Entschlüsse offen lassen. Es ist gut, dass nicht einzelne Personen über Wohl und Wehe unserer Gesellschaft entscheiden. Es ist gut, dass wir dafür demokratische Aushandlungs-Prozesse etabliert haben.

Mich erschreckt, wie wenige Menschen das zu durchschauen scheinen. Zu viele fallen auf die Des-Informationen und Manipulationen herein, die ihnen Rechtsextreme und Libertäre unter “Freiheit” verkaufen wollen. Das Ungezügelte der Wenigen auf Kosten aller anderen. In Dir regt sich Widerstand? Der reichste Mensch der Welt ist in mächtiger Position in einem, wenn nicht gar dem einflussreichsten Land der Welt. Er hat weltweit mobile Überwachungs-Kameras auf den Straßen und Satelliten im All. Er steuert einen der größten Medien-Konzerne und sitzt auf Raketen-Technologie. Er ist überzeugter, offener Nazi. Was kann da schon schief gehen?

Was mir jedoch noch viel wichtiger im Leben geworden ist: Was ist mein eigener Beitrag? Wie zahle ich durch meine täglichen Entscheidungen und mein (Nicht)Handeln auf die möglichen Zukünfte ein? Nehmen wir das Thema, das ich oben und letzte Woche in meinem Bericht aus der Werkstatt diskutierte: Welche Technik ich wie kreativ in meinem Alltag nutze.

Wozu und wofür nutze ich beispielsweise große Sprach-Modelle? Generiere ich mir einen Text bevor oder nachdem ich mich mit dem Thema kritisch beschäftigt, mich bei Bedarf in Fachbeiträge eingelesen habe? Wie abhängig mache ich mich in meinen Geschäfts-Prozessen von einzelnen Anbietern aus autokratischen Staaten? Wähle ich die europäische Alternative? Arbeite ich mich in quell-offene Programme ein, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so schick daher kommen? Schlage ich im Freundeskreis und der Familie das datenschutz-arme Tool vor, oder füge ich mich der Daten-Krake, die uns ausspioniert und manipuliert? Ich beschrieb, wie schwer es ist, mich mit meiner kognitiven Dissonanz auseinander zu setzen. Es scheint so leicht, den von den BrOligarchen und Libertären vorgezeichneten Weg zu gehen. Sich ihrer Macht zu beugen. Sich ihren immer neueren Methoden der Meinungs-Lenkung zu unterwerfen.

Sind die Fragen, die wir uns ehrlich stellen sollten, nicht die:

  • Was kann ich in kleinem Maßstab bewegen?
  • Welchen Beitrag zahle ich darauf ein, dass die von mir als wünschenswert formulierte Zukunft in meinem Sinne eintritt?
  • Habe ich mir je die Zeit genommen, diesen Wunsch zu formulieren und mir ein “Bild” davon zu malen?

Mit “bewegen” meine ich den Handlungsraum jedes einzelnen von uns. Ich meine nicht ein Missionieren anderer. Es geht mir um Resonanz und was wir für uns dafür tun. Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Wir überschätzen, was wir an einem Tag leisten können. Gleichwohl unterschätzen wir, was wir in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr, im Verlauf unseres Lebens erreichen können, wenn wir jeden Tag einen kleinen Stein in unser Zukünfte-Puzzel setzen.

Zugegeben, mich in den oftmals mühsamen Prozess des Aushandelns unseres Zusammenlebens aktiv einzubringen, strengt an. Wir sollten daher auswählen, welche Themen uns wichtig genug sind, dafür zu kämpfen. Und dann nach Möglichkeiten suchen, für die wir ein Talent haben oder was wir erlernen möchten. Gemeinsam mit anderen wird uns dies durch schwere Zeiten tragen. Weil wir in Resonanz mit uns und der Welt sind.

Unterstellen wir allen Menschen das Gute und stellen wir uns den eigenen Antworten mit Zuversicht. Dann finden wir Wege, mutig und konsequent nach Maximen zu handeln – ohne uns zu verurteilen, wenn es uns nicht gelingt. Es ist leicht, auf die anderen zu zeigen. Die Frage ist doch: Was bin ich selbst bereit zu tun (oder zu lassen)?

Zuguterletzt

Soweit für heute! Ich danke Dir fürs Teilhaben. Wie denkst Du darüber? Ich freue mich über Fragen, Anregungen und Themen-Wünsche.

Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

Hast Du eine Anregung gefunden?

Ich setze mich für den freien Zugang zu Wissen ein. Dieser Artikel zahlt auf das Ziel ein.
Bitte teile ihn in Deinem Netzwerk und werfe Geld in meinen virtuellen Hut.
Auch ein kleiner Betrag macht den Unterschied!

Neugierig was mit Deinem Geld passiert?
Mit der Schwarm-Finanzierung (einmalig via PayPal oder kontinuierlich via steady)
wirst Du Teil der Bewegung und Kooperative WandelMut.

Vielen Dank!

Mehr davon?

Weitere Beiträge “Aus der Werkstatt” findest Du in der Komplettübersicht für alle Jahre.
Hier die neuesten:

Aus der Werkstatt 2025-36

2025-09-06

Die Themen der Woche: Akzeptanz des Bestehenden & Strategie der Anpassung – mein Frust in Bezug aufs Grusel-Kabinett und wie ich mit der geo-politischen Lage umgehe. Es geht dabei ums Nein-Sagen, um Prophylaxe für meine psychische Gesundheit und darum, wie ich meine eigene Wirk-Macht finde. WandelMut – zum Stand der Programmierung, zur Literatur-Auswahl für die LeseLust und wie ich voran komme. Drittes Thema: drei, vier Meter Ordnung ;-)

WandelMut ImpulsZeit 2024/25

2025-08-28

Aus der Werkstatt: Mein Rückblick auf die erste Staffel “Dialoge mit Wissenschaftler:innen” zu den Herausforderungen des Handelns innerhalb planetarer Grenzen auf Basis eines sozialen Fundaments. Wir beschäftigten uns mit Wirtschaft, Energie, Meinungs-Lenkung und Populismus, mit Ernährung, Infrastruktur und Städte-Bau. Wir sprachen zu Gesundheit, Wohlstand und dem, was ein gutes Leben und Arbeiten ausmacht. Wir schauten uns wissenschaftliche Methoden, Szenarien und Studien an. All das stets mit dem Anspruch, auf wertschätzende, fakten-basierte und konstruktive Weise miteinander in den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu kommen. Gleichwohl ging es darum, die Rolle von Wissenschaftler:innen in diesem Diskurs auszuloten und zu stärken.

Aus der Werkstatt 2025-32

2025-08-09

Die Themen der Woche: Lesen & Schreiben – Lesen als (Wieder)Einschlaf-Ritual, mein Schreib-Prozess, meine Lektorat-Prompts für das europäische Sprach-Modell Mistral. Kartographie – wer bestimmt über geo-graphische Namensgebung? Die Freiheit der BrOligarchen und die Frage, welche Grund-Rechte und sozialen Errungenschaften wir bereit sind, für ein falsches Versprechen auf Wohlstand zu opfern.


Ausblick & Flurfunk

Meine Berichte aus der Werkstatt erscheinen unregelmäßig. Ich strebe an, alle ein, zwei Wochen von meiner Arbeit und dem, was mich beschäftigt, zu erzählen. Meine Erkenntnisse und Einsichten zu teilen.

Klingt interessant und Du möchtest auf dem Laufenden bleiben?
Bitte trage Dich in meinen Flurfunk ein, abonniere meinen Web-Feed und folge mir via Social Media.

Interesse geweckt?

Klingt interessant und Du möchtest mehr erfahren? Buche direkt einen Termin mit mir und / oder werde Teil unserer Bewegung:

Ein erstes Kennenlernen

und ins Gespräch kommen
(gratis, jedoch nicht umsonst)

Direkt-Einstieg: Dein Anliegen klären

Ad-hoc-Beratung und Rückenwind für Dein Vorhaben (Mein Honorar bestimmst Du)

Teil der Bewegung werden

Werde Teil der Kooperative WandelMut (Schwarmfinanziert & WertVerträge)