Das erste Wind-Rad von Veringenstadt steht im Laucherttal. 2023 wurde es in Betrieb genommen. Es ist Teil des Projektes “Windkraft 2022” der Region Bodensee-Oberschwaben. Auf einer Naben-Höhe von 160 Metern dreht sich der Rotor mit einem Durchmesser von 138 Metern. Das Wind-Kraftwerk hat eine Leistung von 4 Mega Watt – genug Strom, um 2.500 Vier-Personen-Haushalte mit Energie zu versorgen. In Veringenstadt wohnen derzeit rund 2.200 Einwohner:innen. Damit leistet die Anlage einen guten Anteil an der Strom-Versorgung der Stadt.

Obendrein vermeidet die Stadt 6.500 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr, was der Klima-Bilanz ebenso zugute kommt wie auch die wirtschaftlichen Einkünfte. Denn das Kraftwerk steht auf gemeinde-eigenem Land, das von der EnBW gepachtet wird. Zur Pacht addiert sich die Gewerbe-Steuer und bessert das Stadt-Kässle auf. Vom Geld werden Maßnahmen zur Anpassung an den Klima-Wandel finanziert. Beispielsweise reinvestiert die Gemeinde die Einnahmen in Erhalt und Verbesserung der Infra-Struktur.

Nach den Extrem-Wetter-Ereignissen 2013, 2015 und 2024 steht aktuell der Schutz vor Hochwasser an. Eine enge Kooperation mit den Nachbar-Gemeinden Bingen, Gammertingen, Hettingen, Neufra, Sigmaringen, Sonnenbühl, Trochtelfingen und Burladingen legte die Basis für eine Förderung durchs Land Baden-Württemberg. Es zeigt sich immer wieder: konstruktives Zusammenarbeiten über Sektoren und Gemarkungsgrenzen hinweg lohnt sich.

Das Wind-Rad ist jedoch auch ein Symbol für Bürger:innen-Energie:

Der Erfolg des ersten Wind-Rads ist nur der Anfang. Die EnBW plant am Standort eine ganze Reihe Wind-Kraft-Anlagen. Ich habe eine gewisse Abneigung gegen den Konzern, weil die libertären Strukturen dort die Erlöse in die Hände einiger Weniger spült. Daher wünschte ich mir, dass andere Investoren – wie beispielsweise wpd oder auch die Elektrizitätswerke Schönau – zum Zuge kämen. Sie sind näher an den Bürger:innen und verlieren das Gemeinwohl nicht aus den Augen. Dennoch kann mich nur freuen, dass in Baden-Württemberg die Elektrifizierung so konstruktiv zwischen Land-Eignern, Bürgerinnen und Bürgern, Energie-Produzenten, Netz-Betreibern, Natur-Schützer:innen und Exekutive (Gemeinde) vorangeht. Mein Respekt an die Akteur:innen in Veringenstadt für Ihre Pionier-Arbeit in Sachen Energie-Wende!

Beim Umstellen von fossilen auf erneuerbare Primär-Energie-Träger gilt es umzudenken. Fossile Kraftwerke stehen an zentralen Knoten-Punkten und sind mit wenigen Netzen verbunden, die sich dann hin zu den Verbrauchern klein-teiliger verzweigen. Erneuerbare Energien können und sollten wir dezentral verteilen. Auch das trägt zur Energie-Souveränität bei. Verteilte Systeme sind schwieriger angreifbar und somit robuster.

Gleichwohl erhöht sich der Druck auf die uns zur Verfügung stehende Fläche. Es macht Sinn, die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel-Produktion, Energie-Erzeugung, Siedlungs- und Verkehrs-Flächen und dem Natur-Schutz, der letztlich unser Überleben auf dem Planeten sichert, zu mildern.

Wind und Sonne unterliegen natürlichen Schwankungen – sowohl über den Tag verteilt als auch im Verlauf eines Jahres. Die Natur hat es dabei klever eingerichtet, denn sie ergänzen sich und können die jeweiligen Lücken schließen. Idealerweise kombinieren wir im Zuge der Energie-Wende beide erneuerbaren Primär-Quellen.

Veringenstadt hat dies im Frühjahr vollzogen und sich somit gegen eine mögliche Flaute abgesichert. Fehlt eigentlich nur noch das geeignete Strom-Speicher-Konzept. Denn Groß-Batterien können die Sorge vor einer Dunkel-Flaute nehmen – vor allem, wenn sie mit weiteren erneuerbaren Energie-Speicher-Konzepten und Elektrolyseuren sinnvoll kombiniert werden.

Wenn Du dazu mehr erfahren möchtest, höre den Podcast Geladen. Patrick Rosen und Daniel Messling vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) unterhalten sich mit Wissenschaftler:innen über Speicher-Technologien und die Energie-Wende. Als Einstieg und zu den Grundlagen empfehle ich diese Folgen: