Aus der Werkstatt

Wochenrückblick KW28 / 2022

veröffentlicht: 16.07.2022 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2022.

Die Themen der Woche: Jetzt geht es voran mit der REDAXO-Entwicklung – der nächste Meilenstein auf dem Weg zum EnjoyWork-Portal ist gemeistert: Ausgabe für Redakteur:innen im Backend. Dies ist die Fortsetzung meines tiefen Einblicks in quelloffene Programmierung und die Fortschritte der nachhaltigen Digitalisierung unserer Bewegung und Kooperative EnjoyWork. Dazu passend ein erstes Zwischen-Fazit zu meinen Erfahrungen mit Visual Studio Code und meiner Software-Entwicklungsumgebung. PodcastLiebe zu digitaler Nachhaltigkeit, Postwachstum, zirkulärem Wertschöpfen, Tugendhamsterer & Lebenskunst. Boléro!

Aus der Werkstatt 2022
[ 2022-01-01 Franziska Köppe | madiko ]

Ursprünglich hatte ich im Bloggen eine Woche ausgesetzt. Ich hatte den Eindruck, dass “gar nicht viel” passiert war. Wie ich mich da getäuscht hatte! Mein Bericht Aus der Werkstatt [ KW27 ] wurde eine Langstrecke. Und auch die Reflexion für die vergangene Woche geht in die Tiefe, oder vielmehr in die Länge. Könnte ich Passagen in diesem Blogbeitrag weglassen? Möglicherweise. Doch dient mir das Bloggen ja dazu, den Kopf geradezurücken. Und Euch auf meiner Reise des Verstehens und des Experimentierens mitzunehmen. Fühl Dich also wieder herzlich eingeladen, mich auf meinem Weg zu begleiten und mir über die Schulter zu schauen.

Sollte Dich diese ganze Thematik des Programmierens nicht interessieren, springe gern und ohne Scheu direkt zur PodcastLiebe.

In diesem Sinne: Wohlan! Lasst die Spiele beginnen!

Nachhaltige Digitalisierung
von EnjoyWork

Setzen wir also meinen Erfahrungsbericht fort. Denn endlich geht es voran und ich kann von einem neuen großen Meilenstein berichten. Wie ordnet sich dieser im Multi-Projekt ein? Dafür eine kurze Rückblende:

Vor zwei Wochen war es mir gelungen, die ersten Versionen meiner REDAXO-AddOns Indexierung und News fertigzustellen. Damit bin ich nun in der Lage, Daten strukturiert in die Datenbank zu schreiben. Letzte Woche dann der Durchbruch: Es war mir gelungen, mit den eingegebenen Werten dynamische Formulare für die Redakteure zu entwickeln.

Konkret ging es aktuell darum, dass Redakteur:innen über ein Modul die Ausgabe von News mithilfe der zum jeweils hinterlegten Artikel und in der Indexierung ablegten Informationen steuern können.

Nach dem Programmieren der Eingabe-Maske folgte diese Woche nun die nächste Schwierigkeitsstufe im Programmieren für mich. Denn mitnichten war der im letzten Werkstatt-Bericht beschriebene Meilenstein vergleichbar mit der Hürde, die es für mich in der Programmierung diese Woche zu überwinden galt: Das Auslesen und sinnvoll Ausgeben der Ergebnisse der Eingabe im Backend. Also das, was Redakteur:innen im Content Management System angezeigt wird und sie in der Pflege der Seite unterstützt – was sich in diesem Fall fundamental von einem “What you see is what you get” (WYSIWYG) unterscheidet.

HEUREKA – Teil 2!
Noch ein großer Meilenstein ist gemeistert

Meine Idee für die Ausgabe des News-Moduls ist, dass Redakteur:innen auf einen Blick erfassen können, was sie in die Eingabe-Maske eintrugen – ohne in den Bearbeitungsmodus des Moduls gehen zu müssen. Das erfordert, dass die Datenbank-Einträge aus den diversen Quellen ausgelesen, zusammengesetzt und aus Maschinensprache “zurückübersetzt” werden in für Menschen verständlichen, sinnvollen Text.

Das wiederum funktioniert in REDAXO auf ganz anderen Wegen als es für Eingabe-Masken programmiert wird. Ich musste also auch dieses Vorgehen komplett neu erlernen. Die langjährigen Erfahrungen kamen mir hier zugute, die ich mit der Programmierung von einfachen Modul-Ausgaben (REDAXO Standard in Kombination mit THEME / MForm / MBlock – drei von mir intensiv genutzte REDAXO-AddOns für Software-Developer) fürs Backend in der Vergangenheit gesammelt habe.

Neu hinzu kam, wie ich Daten aus mySQL in Kombination mit YForm und seinen diversen PlugIns auslese. Hilfreich ist hierbei das für mich ebenfalls noch relativ neue REDAXO-AddOn für Developer ADMINER, das eine REDAXO-spezifische Oberfläche zur Datenbank-Verwaltung (aufbauend auf mySQL Admin) ins CMS integriert.

Screenshot REDAXO Backend für Administratoren: Aktuell in meiner Entwickler-Instanz installierte AddOns und ihre PlugIns . Bild: cc Franziska Köppe | madiko

Screenshot REDAXO Backend für Administratoren: Aktuell in meiner Entwickler-Instanz installierte AddOns und ihre PlugIns
[ 2022-07-16 Franziska Köppe | madiko ]

Das Erweitern meiner Programmierfähigkeiten um die gewünschten Fachkompetenzen ist eine echt harte Nuss. YForm ist in sich hoch-komplex und umfangreich. Dabei verstreut sich die Dokumentation für uns Software-Entwickler:innen auf zahlreiche Quellen, die ihrerseits noch recht unübersichtlich sind. Da YForm im ständigen Weiterentwicklungsprozess ist, gibt es keine Tutorials, an denen ich mich entlanghangeln könnte. Also studiere ich den Quellcode von anderen und versuche zu verstehen, was sie wie zu lösen suchen – um das Gelernte gegebenenfalls für meine Zwecke zu adaptieren. Das heißt, viel lesen. Viel experimentieren. Und noch öfter Ideen und Ansätze verwerfen.

Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich meine eigene Logik und Herangehensweise zunächst in die Sprache von IT-Spezialisten – und insbesondere in die der REDAXO-Entwickler – übersetzen muss. Das ergibt zahlreiche Knoten und Denkblockaden in meinem Kopf. Gelinde gesagt. Mir verlangt das enorm viel ab. Vor allem Geduld mit mir im Lern- und Umsetzungsprozess. Dieser ist ja stark vom Social Impact geprägt, also meinem Anspruch, dass das Programmieren genau betrachtet nur Vorarbeit ist für die “eigentliche” Arbeit – die Arbeit an den Inhalten eines Online-Portals für die EnjoyWork-Community.

Was wiederum ja auch nur Mittel zum Zweck ist. Denn letztlich geht es mir ja darum, Menschen aus kleinen und mittelständischen Firmen, aus der Wissenschaft und Freiberufler:innen Handwerkszeuge an die Hand zu geben, die es ihnen erleichtern, sinnvoll zu wirtschaften. Und wir gemeinsam Realexperimente und konkrete Projekte für Lebens- & Arbeitswelten mit Zukunft umsetzen.

Die Gründe, warum ich das hier alles auf mich nehme. Und hoffentlich die Basis für meinen wirtschaftlichen Erfolg in naher Zukunft. Was für eine enorme Investition!

Vom großen Ganzen zurück zur konkret anstehenden Arbeitsaufgabe: Wie die Ausgabe des im News-Modul Eingegebenen für Redakteur:innen programmieren?

kleines, gelbes Quietsche-Entchen im Spiel von Licht und Schatten. Bild: copy Franziska Köppe | madiko // Foto: Nataliia Dubnytska

Quietsche-Entchen
[ 2022-07-16 Franziska Köppe | madiko // Foto: Nataliia Dubnytska ]

Das Quetscheentchen-Phänomen

Letztlich half mir über die Klippen der Programmierung – abgesehen vom Rückbesinnen auf den Sinn und Zweck, warum ich mir das alles antue und bereit bin, das Tal der Qualen zu durchschreiten – das “Rubber Duck”-Prinzip. Kennst Du das Quietscheentchen-Phänomen?

Du beschreibst Dein Problem dem Entchen. Das laut Aussprechen und Formulieren der Fragen setzt kreatives Potenzial frei. In vielen Fällen kommst Du selbst auf die Antwort. Genau so war es bei mir. Eigentlich hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, eigenständig die Lösung zu finden. Ich hatte mir immer und immer wieder die REDAXO-Doku, die FOR-Tricks und den Code anderer Open Source-Codes durchgelesen. Ich hatte unzählige Versionen meines Codes erarbeitet, getestet – und war gescheitert. Es wollte mir einfach nicht gelingen.

Also hatte ich im REDAXO-Slack meine Frage so präzise wie möglich formuliert. Bevor ich auf “absenden” klickte, rief ich – zum gefühlt drölftausendsten Mal – die YForm-Doku, in diesem Fall zu YOrm (einem PlugIn dieses mächtigen AddOns zur objekt-relationalen Abbildung von Tabellen und deren Daten) auf. Und siehe da: Mein Blick fiel auf die richtige Stelle mit Beispiel-Code. Warum auch immer: Ich hatte es bis zu diesem Moment nicht als die Lösung erkannt und wiederholt überlesen. Das war Freitag Nachmittag.

Zurück auf Anfang und noch eine Version meines Codes erarbeiten, testen. Dann der Erfolg beim Aufruf des Moduls im Backend. Ungläubig starrte ich meinen Bildschirm an. Hatte ich des Rätsels Lösung tatsächlich geknackt? Nach einer endlos langen Reihe von Misserfolgen? Echt jetzt?!

HEUREKA! Es war auch noch so simpel! Meine Güte. Ist der Groschen gefallen, frage ich mich, wieso ich zuweilen so viele Iterationen brauche bis zum Erfolg. Das ist jedoch schnell vergessen. Dann springe ich auf und hüpfe eine Weile durch die Wohnung zu lauter Musik. Meine Nachbar:innen mögen mir verzeihen. Ist die Euphorie auf ein vernünftiges Maß zurückgefallen, rufe ich meine engsten Freunde an, um diesen Meilenstein gemeinsam mit ihnen zu feiern. Ich mag meine Freunde dafür. Sehr sogar.

REDAXO Modul “News”:
Ausgabe für Redakteur:innen im Backend

Was bedeutet das alles nun konkret für meine Aufgabenstellung? Wo stehe ich? Gestern am späten Abend – 22 Uhr, um genau zu sein – übertrug ich den neuesten Stand der Programmierung zu GitHub: Die Modul-Ausgabe im Backend für die Redakteure ist umgesetzt und geglückt. Wow!

Angezeigt werden die gewählten Kategorien für die Nachrichten-Inhalte und die justierten Grundeinstellungen für die Ausgabe. Alles kompakt und übersichtlich. Tadaa, so sieht es nun die:der Redakteur:in:

REDAXO Modul

REDAXO Modul "News": Ausgabe für Redakteur:innen im Backend
[ 2022-07-16 Franziska Köppe | madiko ]

Ausblick & nächster Schritt:
Ausgabe für die Nutzer:innen im Frontend

So betrachtet ist in den letzten beiden Wochen enorm viel passiert. Ich bin froh, meinen Lern- und Umsetzungsprozess ausführlich aufgeschrieben zu haben. Bevor ich diesen Blogbeitrag schrieb, blieb trotz der Höhen das Gefühl, ich wäre kaum vorwärts gekommen. Nun habe ich einen neuen Blick auf meine Entwicklung gewonnen. Ich bin mindestens um einen Zentimeter gewachsen. Na ja, vielleicht nahm ich auch einfach wieder eine gesündere Körperhaltung ein. ;-)

Kommende Woche wende ich mich dann dem nächsten, riesigen Meilenstein auf meinem Weg zum EnjoyWork-Portal zu: Dem Auslesen, Zusammensetzen und Ausgeben der Datensätze für die Nutzer:innen im Frontend des Portals. Und das ist die nächste Schwierigkeitsstufe.

Neben der spezifischen Programmier-Logik, die sich von beiden vorherigen Aufgaben-Paketen fundamental unterscheidet, gilt es als zusätzlichen Schwierigkeitsgrad und Erweiterung der Komplexität das Webdesign inklusive Barrierefreiheit mitzudenken. Das bringt seine eigenen Herausforderungen mit. Ich bin guter Dinge, auch das bald zu meistern. Ich werde berichten.

Visual Studio Code
& Entwicklungsumgebung

· ein erstes Zwischenfazit ·

Erfreut stelle ich fest, wie reibungslos meine Arbeitsumgebung zwischen Programmier-Tool Visual Studio Code (VSCode) und meiner lokalen REDAXO-Instanz mit dem XAMPP-Server (Apache und MariaDB) läuft. Das an dieser Stelle ebenso festhalten. Es ist mir ja doch ein Wunder, wenn auch ein kleines.

Plus – ebenfalls nicht zu vergessen – das Versions-Management über GitHub, das in meinem Entwicklungsprozess immer reibungsloser funktioniert. Im Alltag geraten diese Errungenschaften schnell aus dem Blick. Das also gleichfalls notieren, um es mir (und Dir, liebe Leserin, lieber Leser) vor Augen zu führen.

Vorbereitet sein und dann
den Sprung ins kalte Wasser wagen

Es war richtig, mich in rund zwei Stunden durch die Einführungsvideos zu quälen. Es war auch richtig, von da ab ins kalte Wasser zu springen und im Gehen zu lernen. Hin und wieder ploppt ein Fensterchen auf. In den meisten Fällen verstehe ich nicht auf Anhieb, was die IDE von mir will. Dann muss ich nachlesen, um eine Entscheidung treffen zu können, was ich mit dem Hinweis mache. Oder wie ich die aufgeworfene Frage an mich als Software-Entwicklerin beantworte.

Noch scheue ich mich davor, in die Untiefen meiner Entwicklungsumgebung zu tauchen, um Grundeinstellungen zu verändern für eine Programmierung, die ich nicht ausreichend durchschaue. Phoooo, das ist oft eine Nummer zu groß für mich. Derartige Einladungen kommen zudem selten zur rechten Zeit. Sie unterbrechen meine Konzentration. Ich muss mich neu eindenken in meine Aufgabe. Zum Glück nehmen diese Störungen ab.

Dafür fange ich an, mit VSCode und in der Software-Entwicklung sicherer zu werden. Ich erkenne, wo die App eine echte Hilfe ist. Beispielsweise ist das untere Programmfenster genial, in dem mir Fehler im Quell-Code anzeigt werden. Die Zahl der Whoops in REDAXO hat sich drastisch reduziert. Vor allem die Flüchtigkeitsfehler von , versus ; oder dieses Übel mit Leerzeichen versus Tabs, die in der Ansicht verborgen sind – einen Code jedoch kaputt machen können. Unsichtbare Feinde können sich vor VSCode nicht verstecken. So fällt mir der Umstieg von Adobe DreamWeaver erstaunlich leicht. Sehr fein.

REDAXO &
Visual Studio Code

Apropos REDAXO und Visual Studio Code. Ich hatte in meinem letzten Bericht erzählt, dass ich die FOR-Tricks überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht hatte. Mein Pull Request ist in den letzten zwei Wochen angenommen worden. Guckst Du hier: Editor-Einstellungen Visual Studio Code.

Aktuell arbeiten wir am zweiten Teil des Updates (siehe issue 298).

PodcastLiebe

Social Media Pause sei dank, habe ich wieder mehr Zeit. Zum Beispiel höre ich wieder mehr Podcasts. Glücklicherweise lösten sich meine technischen Schwierigkeiten mit AntennaPod mit dem letzten Update. Seither kann ich meiner PodcastLiebe wieder unbeschwert frönen. Einen großen Dank an die Open Source Entwickler:innen. Ihr seid meine Helden!

Hier eine kleine Auswahl meiner Lieblingsfolgen, die ich in den letzten zwei Wochen hörte:

Nachhaltige Digitalisierung

Im vorletzten Werkstattbericht hatte ich erwähnt, dass ich dem Thema “Second Hand”-Hardware skeptisch gegenüberstehe. Meine Bedenken kommen vor allem daher, dass ich Zweifel an einer langen Lebensdauer der wiederaufbereiteten, technischen Bauteile habe. Ich sorge mich, dass sie von der Firmware limitiert sind, sodass ich früher an die Grenzen der Software stoße. Meine Überlegung: Die Wirtschaftlichkeit verschlechtert sich in Relation von Investition zur von mir genutzten Laufzeit. Weil ich – wie in meinem Fall aktuell – zum Beispiel nicht mehr die neuesten Updates fürs Betriebssystem erhalte, obwohl das Gerät technisch intakt ist.

Im Podcast “Vorgestellt: Techbuyer” vom ProsperKolleg sprechen Nils Westerveld und Christopher J. Sweetsir, Gründer von Techbuyer, über diese Thematik. Christopher kann mit einigen der Mythen aufräumen, denen ich aufgesessen bin. Spannend ist vor allem, was er über die disruptiven Geschäftsmodelle von gebrauchter, “refurbished” Hardware und einer zirkulären Wertschöpfung im IT-Sektor sagt. Mir macht das Hoffnung. Wenngleich ich emotional an meinen Vorbehalten arbeiten muss, um meine Bedenken abzubauen.

Raul Krauthausen und Benjamin Schwarz unterhalten sich mit Linus Neumann (Sprecher des Chaos Computer Clubs, Experte für IT-Sicherheit und Diplom-Psychologe) darüber, warum in Deutschland das Netz so schlecht ist. Die drei sprechen unter anderem über Lücken im System und die technische Kompetenz im Bundestag. Am interessantesten ist für mich der Teil, wo sie sich darüber austauschen, welche Reaktionen sich Trolle im Netz erhoffen – und welche Rückschlüsse sie daraus für konstruktiven Aktionismus und den Umgang mit Kommunikation ziehen.

Via Critical Infinity Podcast von Patrick Breitenbach und Human Nagafi ordnet Jürgen Geuter, aka tante.cc, das Web5 kritisch ein. Dabei geht es um eine echte Dezentralisierung des Internets, in dem das Beste aus Web 2.0 und Web 3.0 verknüpft wird. So entstand der Name. Mal ganz davon abgesehen, dass Vier in China eine Unglückszahl ist.

Postwachstumsökonomie

Apropos Critical Infinity. Ich hatte doch kürzlich die Folge mit André Reichelt zu “(Post)Kapitalismus, (Post)Wachstum und Nachhaltigkeit” empfohlen. Das gab mir Anlass, noch einmal die Folge “Postwachstumsökonomie” im Scientists for Future Podcast rauszukramen. Bei Josephine und Christoph zu Gast ist Prof. Christian Schulz, Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Luxemburg. Mal abgesehen davon, dass ich enorm viel über Human-Geographie erfuhr und auf diese Weise eine für mich neue Seite der Geographie kennenlernte, ist die Folge aus unternehmerischer Sicht spannend. Christian erklärt den aktuellen Forschungsstand zu den Grenzen des Wachstums und fasst daraus abgeleitete Lösungsansätze zusammen.

Kreislaufwirtschaft
und zirkuläres Wertschöpfen

Wer es pragmatischer und unternehmensnaher mag, dem sei der Podcast Zukunft der Nachhaltigkeit empfohlen. Birgit Wintermann hat Jan Quaing zu Gast. Jan ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dort hauptverantwortlich für die Initiative nachhaltig.digital. Die beiden tauschen sich aus über Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung als Instrument für nachhaltiges Wirtschaften.

Ergänzend kann ich die Folge “Circular Economy” empfehlen. Darin unterhält sich Jan mit Paul Szabó-Müller über zirkuläres Wertschöpfen. Eine knackige halbe Stunde, um die Grundprinzipien gut zu erfassen, und ein Einstieg in die pratische Umsetzung in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ich würde mich freuen, wenn der Podcast Die Denkfabrik vom Prosper Kolleg eine Fortsetzung erfahren würde. Mir gefällt der hohe Praxisbezug der Akteure.

Tugendhamsterer

Wenn ich schon dabei bin: Auch die Folge “Spontane Ordnung & die erhabene Ideologie des Marktes: Die Tugendhamsterer” ist hörenswert. Mary-Jane Bolten spricht über gesellschaftliche Strukturen und was uns daran hindert, eine gerechtere Welt herzustellen. Ich denke noch darüber nach, was ich davon halte. In jedem Fall ist es spannend, darauf draufrumzudenken und die Gedanken von Mary-Jane, beziehungsweise von Catherine Liu aus ihrem Buch “Virtue Horders – The Case against the Professional Managerial Class”, kritisch zu hinterfragen.

Das Leben üben

Was mich direkt zum nächsten Podcast bringt und der Frage: Können wir das Leben üben? Was denkst Du denn? Meine Lieblingsphilosophinnen Rita Molzberger und Nora Hespers beschäftigten sich mit “Üben, Üben, Üben” – dem Können, dem Nichtkönnen und dem Weg dazwischen. Darin geht es unter anderem um Tugenden, das Einüben solcher und Lebenskunst und noch viel mehr.

Zuguterletzt

Nach all der Kopfarbeit wird es Zeit für Musike und Abschalten. Mein Lieblingsorchester hat ein neues Video veröffentlicht, das wieder voll genial ist. Bevor ich Dich auf ausgewählte musikalische Besonderheiten aufmerksam mache, ein Hoch auf die Ton-Meister:innen, die Kameraleute und die Post-Produktion. Ein echtes Meisterstück! Ich bin sehr gern Teil Eurer Community und proste Euch zu!

Der “Boléro” ist für mich Gänsehaut pur! Die Aufnahme weckt Erinnerungen daran, wie ich im Orchester saß und dieses grandiose Werk spielte. Es ist großartig, dieses wunderbare Sinfonieorchester wieder in voller Besetzung gemeinsam auf der Bühne zu sehen. Meine Bewunderung gilt dem Percussionist. Er hält das Ensemble eisern zusammen. Bei unserem letzten Konzert saß ich direkt neben der Solo-Trommel (platziert stets in der akustischen Mitte der Bühne). Wahnsinn, diesen Rhythmus für 15 Minuten ohne Pause unbeirrt durchzuhalten!

Der Rhythmus muss einerseits ruhig, andererseits drängend gespielt werden – ohne schneller oder lauter zu werden. Nach zirka 3 Minuten setzen die zweiten Geigen ein und zupfen diesen Rhythmus ebenfalls – zunächst mit Geige im Schoß. Später wechseln wir, wenn ich mich noch recht erinnere, zu col legno (battuto) – mit dem Holz des Geigenbogens, dann Pizzicato (Geige unterm Kinn) und schließlich Détaché (liegender Bogen). Es waren stundenlanges Üben nötig, das perfekt zu spielen. Vor allem, es über die Dauer der Zeit fehlerlos und jeden Takt intensiv, mit Ausdruck durchzuhalten. Mit jedem Durchlauf höchste Konzentration in der Ausführung. Hieran zeigt sich, wie gut ein Tutti ist!

Darüber die Solo-Stimmen. Für sie ist die größte Herausforderung, die Melodie von einem Instrument zum nächsten nahtlos zu übergeben. Jeder Farbton ist einzigartig. Und doch entsteht ein Antworten aufeinander in einer außergewöhnlichen Kommunikation untereinander. Dazu noch das individuelle Lampenfieber, dass zirka 100 Menschen auf der Bühne und Tausende im Saal Dir zuhören. Sie zu fesseln, ohne Dich selbst zu wichtig zu nehmen. Aus der Menge heraustreten, um sofort wieder darin aufzugehen.

Dabei ist das Orchester herausgefordert, so lange wie möglich im pianissimo / piano zu spielen. Das Crescendo ist auskomponiert – sprich, die Orchestrierung sorgt für das Ansteigen der Lautstärke. Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert, wie Maurice Ravel den “Boléro” arrangiert hat. Genial!

Das Ergebnis ist dann das:

Boléro
Maurice Ravel

[ 2022-07-16 hr Sinfonieorchester | 20'08'' ]

Soweit für heute. Schön, dass Du mir bis zum Schluss treu geblieben bist.

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