Aus der Werkstatt

Wochenrückblick KW07 / 2022

veröffentlicht: 15.05.2023 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2022.

Die Themen der Woche: Aufrüsten meiner Web-Präsenzen auf 64Bit mit Backups zur Vorbereitung und erfolgreichem Umsetzen des Server-Umzugs. ArtSocial22 mit Kennenlernen, Arbeitsorganisation und dem Aufruf an Kreative und Transformationskatalysator:innen. GuidedReadingGuild “Unsere Welt neu denken”. CoffeeCall. Deutscher Fahrradpreis 2022 für COVID19BIKE, Radnetz OWL, SimRa und OpenBikeSensor.

Aus der Werkstatt 2022
[ 2022-01-01 Franziska Köppe | madiko ]

Arethas Lied war Programm der Woche. Veränderungen werden kommen. Und nur, wenn wir sie selbst gestalten, können sie überhaupt in unserem Sinne angelegt sein. Wohlan! Ans Tagwerk. So ähnlich. Nur eben etwas grooviger. ;-)

Aufrüsten auf 64Bit & zusätzliche Backups ziehen

Nachdem ich letzte Woche mehr Zeit mit Bloggen als mit Programmieren verbracht habe, drehte ich diese Woche das Verhältnis wieder um. Das Wichtigste, das ich umsetzen konnte, war das Hochrüsten auf MySQL 5.7.37 und PHP 7.3.32. Zudem laufen sämtliche Portale nun auf einem 64Bit-System. Von hieraus kann ich mich weiter vortasten bis PHP 8.

Dynamische Stabilisierung
in der Software-Entwicklung

Mit dem Sprung von PHP 7 zu 8 ist einiges zu tun. Die REDAXO-Community hat hierzu Unglaubliches im letzten Viertel-/Halbjahr geleistet, auf das ich aufbauen kann. Ich bin so froh um diese aktive, umsetzungsstarke Open Source Gemeinschaft. Gleichzeitig bin ich erheblich herausgefordert, Schritt zu halten. Denn, die zahlreichen Updates/Upgrades von Core, AddOns und PlugIns gilt es nun in meine Systeme einzubauen und sie sukzessive hochzurüsten. Bevor ich mit den eigenen Erweiterungen anfangen werde, möchte ich sichergehen, dabei möglichst vom aktuellsten, stabilsten Stand ausgehen zu können.

Als Kreative und Socialpreneurin, die sich gern mit gesellschaftlichen und unternehmerischen Themen beschäftigt und es liebt, Gespräche mit Menschen zu führen und Transformationsprozesse zu begleiten, mehr liebt vor allem als Bits & Bytes zu schubsen, fällt mir das nicht leicht. Diese extreme Beschleunigung, die in diesen Netzwerken und der Software-Entwicklung liegt, macht mir zu schaffen. Ich frage mich, wieso wir uns diesen Zeit- und Erfolgsdruck aufbauen. Warum arbeiten wir nicht besser an der Stabilität und Beständigkeit von Systemen? Dabei meine ich nicht, dass wir strebsam Sicherheitsfragen lösen und neue, sinnstiftende Lösungen erarbeiten. Ich meine vielmehr, dass wir Systeme verbessern, um sie barrierefrei zu gestalten, und ansonsten eher auf Nachhaltigkeit (im ökologisch-sozioal-ökonomischen Sinne) bauen sollten.

Möglicherweise kommt das auch nur mir persönlich so vor, da ich das Portal sowohl in der technischen Realisierung als auch inhaltlich und redaktionell voranzubringen versuche. Hier täte Arbeitsteilung gut. REDAXO ist aufgrund seiner flexiblen Modularität und den zahlreichen Neuerungen für den Ein-Frau-Betrieb nicht ausgelegt. Das ist ein größeres Thema, das ich an anderer Stelle vertiefen und reflektieren werde.


Mit der Überschrift spiele ich an auf “Resonanz” von Hartmut Rosa.

System-Administration

Alles rund um System-Administration habe ich mir über die Jahre autodidaktisch angeeignet. Insofern sind Umstellungen wie beispielsweise das Hochrüsten auf 64Bit aufregend für mich. Wenn alles gut geht, alles prima. Aber wehe, es läuft etwas schief! Davon war ich diese Woche glücklicherweise verschont. Der Serverumzug startete Donnerstag Nacht 2 Uhr. 9 Uhr waren die Datenbanken, Daten einschließlich SSL-Zertifikate wieder verfügbar und auch sFTP und Mail liefen. Puh, Glück gehabt. Danke, liebes Universum!

Spiegelungen & Sicherheitskopien

Um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein, zog ich von Montag bis Mittwoch von allen meinen Instanzen (ja, es sind eine ganze Reihe) zusätzliche Backups. Zum Einen spiegelte ich meine Internet-Präsenzen. Dafür nutze ich WinHTTrack. Das Programm selbst ist so alt – allein die Anmutung der Website und Benutzeroberfläche erinnern mich an die 1995er Jahre – dass ich jedes Mal erstaunt bin, dass ich die aktuelle Version habe. Das Wichtigste ist jedoch, dass es weiterhin tadellos das Ergebnis liefert, das ich brauche. Und das tut es. Sollte also etwas mit den weiteren Backups schief gehen, kann ich nachvollziehen, wie ich die Seiten angelegt habe und sie zur Not nachbauen.

Ich hoffe allerdings inständig, dass das nicht notwendig wird. Daher zog ich zusätzliche Backups von sämtlichen Datenbanken sowie Daten. Üblicherweise habe ich 3+1 Kopien:

  1. Bei meinem Hoster,
  2. lokal (inklusive lokaler Spiegelung mittels Cobian mit 2x täglicher Sicherung der Änderungen sowie 2x Vollsicherung pro Woche) bei mir auf dem Rechner und
  3. via GitHub in privaten Repositories. Das schiebe ich in der Regel am Ende alles zu GitHub.

Soweit mein übliches Setup. Im Falle, da ich größere Umstellungen vornehme, baue ich mir zusätzlich eine Komplettsicherung als “freeze”. Diese lösche ich, sobald wieder alles reibungslos läuft. Andernfalls häuft man nur unnütz Daten an. Für den digitalen Fußabdruck erreicht das schnell den Grenznutzen.

Wenn wir schon von Datenmüll sprechen: Bevor ich Backups machen kann, achte ich zudem darauf, sämtlichen Cache zu löschen. Es ist genial, eine “History”-Funktionalität in REDAXO zu haben. Sie ermöglicht es mir, im redaktionellen Prozess zurückzuspringen, falls mir Fehler unterlaufen. Allerdings eskaliert dadurch der Datenspeicher. Die “History” kann locker bis zum zehn oder zwanzigfachen des Speicherbedarfs beanspruchen. Ich gewöhnte mir daher an, in regelmäßigen Abständen, diesen Speicher zu löschen und freizugeben.

Allein die wenigen Sätze, die ich hier zum Thema schreibe, zeigen es: System-Administrator:innen müssen so unglaublich viel beachten und berücksichtigen. Das ist extrem anstrengend. Stets gilt es, hochkonzentriert zu sein. Es ist eine just-in-sequence-Produktion auf digitaler Ebene: richtige Reihenfolge, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Dazwischen Wartezeiten, die in so kleinen Häppchen daherkommen, dass ich sie nicht wirklich gut anderweitig nutzen kann. Ein Geduldsspiel, das mich auf eine Weise entschleunigt, die ich als fremdbestimmt empfinde. Mich macht das kirre.

Insofern bin ich froh, dass alles gut geklappt zu haben scheint. Ob sich in den Untiefen meiner inzwischen doch recht komplexen und umfangreichen Webpräsenzen eine Lücke oder ein größerer Fehler auftun, wird die weitere Arbeit zeigen.

In jedem Fall, werde ich den SysAdminDay Ende Juli ausgiebig feiern! ;-)

ArtSocial22

Krea-thon + Kunst-Festival zur Transformation unserer Lebensrealitäten

Das ArtSocial22 ist eines dieser Projekte, bei denen ich den Mix aus bezahlter und ehrenamtlicher Arbeit gut ausbalancieren muss. Der Vertragsentwurf von mir ist nun angenommen und unterzeichnet. Wohlan! Jetzt liegt es an mir, das gut zu jonglieren.

Kennenlernen Team “KulturInseln”

Diese Woche fand mein erstes Team-Treffen für die “KulturInseln” der ArtSocial22 statt. Es ist eine ausgesprochen nette Truppe. Drei der sechs Anwesenden kenne ich schon aus anderen Projekten oder übers Netzwerken. Das macht die Sache leichter.

Mit dem von uns im Treffen gewählten Kopf der Gruppe sprach ich noch einmal direkt und persönlich. Das war sehr nett, uns näher kennenzulernen. Wir tauschten Vision und Erfahrungen fürs Projekt aus, um die Basis zu legen für eine gute Zusammenarbeit. Ich schätze das, wenn ich Kollegen habe, die von Beginn an dafür offen sind.

Leider traten dann jedoch unvorhergesehene Ereignisse ein und so mussten wir direkt den Wechsel in der Führung unserer kleinen Gruppe auffangen. Auch das gelang, worüber ich sehr froh bin. Ich laufe in diesen Situationen ja oft Gefahr, in die Lücke zu springen. Das war zum Glück nicht nötig. Und auch hier hatte ich schon am Freitag die Chance auf ein persönliches Gespräch zum Abstimmen. Danke Denny!

Arbeitsorganisation des Teams

In die Arbeitsorganisation fand ich mich recht schnell ein. Ich bin froh, hier jahrelange Erfahrung in Remote-Arbeit mitzubringen.

Besprechungen als Lean Coffees

Das Team beschloss, dass wir uns bis zur ArtSocial wöchentlich treffen – neben dem asynchronen Austausch via Slack. Das Zusammentreffen lief wie ein Lean Coffee ab: Zu Beginn eine Themensammlung. Dann grob die Fragen/Themen clustern und anschließend alles abarbeiten. Dank der routinierten Moderation von Ursel lief das gut und sehr effizient.

Fürs nächste Treffen schlug ich vor, dass wir zudem mit einem kurzen Blitzlicht starten. Das ist kein Rechenschafts- oder Statusbericht. Vielmehr dient es der Motivation und kann für Bitten um Hilfe genutzt werden. Pro Person 1-2 Minütchen. Die Fragen, die zur individuellen Vorbereitung helfen:

  • Was ist letzte Woche / seit dem letzten Treffen wichtiges passiert, das auf die ArtSocial22 einzahlt?
  • Was habe ich mir für die kommenden Tage (bis zum nächsten Treffen) vorgenommen?
  • Wo hänge ich? Wie kann mich die Gruppe unterstützen?


Ich bin gespannt, wie das gelingen wird. Meine Erfahrung ist, dass das inspirierend und sinnstiftend sein kann – jedoch oft geübt werden muss, weil das Prinzip im Arbeitsalltag zu selten Anwendung findet. Mal schau’n. Ein paar Scrum/Lean-Profis sind ja dabei.

Übersicht halten mit einer komplexen
Excel-Liste in der Cloud

Schwerpunkt diese Woche war, unsere Kräfte zu bündeln und darauf zu fokussieren, Kreative anzusprechen. Wir setzten eine gemeinsame Liste in der Cloud auf, in der wir kollaborativ sammeln, wer von uns wen anspricht und wie der jeweilige Status ist. Die Übersicht enthält zudem die wichtigsten Infos zu den Akteuren. So können die anderen Teams eigenverantwortlich mit unserer Vorarbeit weiterarbeiten, sobald die Zusagen eintrudeln.

Ich hatte übernommen, der bestehenden Liste eine verbesserte Struktur zu geben. Sie sollte intuitiver werden und der aktuelle Stand sollte auf einen Blick ablesbar sein. Ich clusterte also die Spalten und gab ihnen eine logische(re) Reihenfolge. Ich ergänzte, was andere Teams an Infos von den Kreativen benötigen. Um in der großen Liste den Überblick zu behalten, fixierte ich die erste Zeile/Spalte und formatierte die Tabelle als Ganzes lesefreundlicher. Dann sorgte ich in den einzelnen Zeilen dafür, dass die Einträge konsistenter wurden. Das wiederum ermöglicht nun, dass wir den Status über bedingte Formatierungen, Filter und Sortierung schnell erfassen können.

Wenn so viele Menschen an der Liste arbeiten, werde ich in der nächsten Zeit ab und an aufräumen müssen. Das ist normal. Mal schauen, wie der Lerneffekt sein wird.

Diese organisatorischen Aspekte sind die Basis. Inhaltlich bin ich diese Woche ebenfalls weitergekommen.

Aufruf an Kreative &
Transformationskatalysator:innen

Wir entwarfen gemeinsam ein Anschreiben, mit dem wir nun auf unser Netzwerk zugehen. Diesen adaptierte ich für mich und schrieb eine ganze Reihe Kontakte aus der EnjoyWork-Community an. Ich machte mir dabei die Mühe, vorab auf die jeweiligen Web-Präsenzen zu schauen, ob sich gegebenenfalls Änderungen durch COVID19 ergeben haben. Die Pandemie hinterlässt teils tiefe Spuren. Tief traurige und glücklicherweise erfreuliche. Es würde mich freuen, wenn ich von Letzterem im Rahmen der ArtSocial22 den EnjoyWorker:innen Sichtbarkeit verleihen und so Rückenwind für die Transformationsprozesse geben kann.

Klingt interessant, und Du wärst gern dabei? Bitte hier entlang:

EnjoyWork goes ArtSocial22

GuidedReadingGuild

LeseLernReise zu Nachhaltigkeit

Mittwoch Abend hatte ich das Vergnügen, die Guided Reading Guild ein weiteres Stück des Weges zum Verstehen von “Nachhaltigkeit” zu führen. Dritte Station unserer gemeinsamen LeseLernReise war Maja Göpels “Einladung”, Unsere Welt neu zu denken.

"Unsere Welt neu denken"

Unsere Welt steht an einem Kipp-Punkt, und wir spüren es. Einerseits geht es uns so gut wie nie, andererseits zeigen sich Verwerfungen, Zerstörung und Krise, wohin wir sehen. Ob Umwelt oder Gesellschaft – scheinbar gleichzeitig sind unsere Systeme unter Stress geraten. Wir ahnen: So wie es ist, wird und kann es nicht bleiben.

Wie finden wir zu einer Lebensweise, die das Wohlergehen des Planeten mit dem der Menschheit versöhnt? Wo liegt der Weg zwischen Verbotsregime und Schuldfragen auf der einen und Wachstumswahn und Technikversprechen auf der anderen Seite? Diese Zukunft neu und ganz anders in den Blick zu nehmen – darin besteht die Einladung, die Maja Göpel ausspricht.

zur EnjoyWork LeseLust

Maja Göpel

Impulse für den Austausch

Gemeinsam in einem offenen, sokratischen Dialog erkundeten wir diese Fragen rund ums Buch:

Teil 1: Einordnen der Begriffe und setzen des Kontextes
  • Was ist die Motivation von Maja Göpel, das Buch zu schreiben?
  • Worauf bezieht sich Maja Göpel mit “Welt”?
  • Wen meint sie mit “uns” (“wir”)?
  • Welche Intention verbirgt sich hinter “neu denken”? (Das “Was?” und das “Wozu”?)
Teil 2: Neue Realität / Natur und Leben
  • Welche “neue Realität” führt uns Maja Göpel vor Augen?
  • Was sind die (bedeutenden) Unterschiede zwischen von der Natur und vom Mensch gestalteten Systemen?
  • “Solow-Wachstumsmodell” vs. “Bundtland-Report”: Worin zeigt sich an diesen beiden Konzepten unser Verhältnis zur Natur? Welche Konsequenzen hat das? (i.S.v. Entscheidungsgrundlagen)
Teil 3: Arbeit
  • Worin unterscheiden sich die Definition/Begrifflichkeiten westlich-ökonomischer und buddistischer Arbeits-/Lebensentwürfe?
  • Was folgt daraus? Welche Auswirkungen hat das?
Teil 4: Wachstum & Fortschritt
  • Worin sieht sie die Probleme des “Fortschritts”, so wie wir ihn heute realisieren?
  • Welche 3 Fragen empfiehlt Maja Göpel zu Wachstum?
  • Wie verändert sich dadurch der Blick auf unsere Welt?
Teil 5: Wettrennen gegen die Zeit
  • Wie kommen wir aus dem Wettlauf Richtung Zerstörung der Welt raus?
  • Wie können wir ein Gerechtigkeitsverständnis finden, das uns wieder miteinander anstatt gegeneinander handeln lässt?
  • Wie können wir soziale und ökologische Ziele verbinden?
  • Welche Tipps gibt Maja, um die Selbstwirksamkeitserwartung zu stärken?

Persönliches Fazit

Im Austausch mit anderen eröffnen sich mir stets neue Anregungen und Perspektiven. Gerade das, was wir in Teil 1 zu Konstruktivismus und Wahrnehmung von Realität zusammentrugen, war eine Bereicherung. Wir haben keine Patent-Lösung für die Probleme der kognitiven Dissonanzen in unserer Gesellschaft. Maja Göpel auch nicht.

Doch allein, wieder in einer Gruppe darüber zu sprechen, es uns bewusst vor Augen zu führen – das bewegt im von mir beeinflussbaren Umfeld ja etwas. So wie ich es verstehe, könnte das im Falle der Guided Reading Guild zudem Multiplikator-Wirkung entfalten, da die Teilgebenden kommunikative Menschen sind, die sich unsere Gedanken anverwandeln und sie weitertragen.

Nicht nur der “tickle down”-Effekt (statt “trickle down”) bescherte uns viele Lacher und damit eine heitere Runde. In Zeiten von Homeoffice und seltenen persönlichen Treffen kann ich es der Gruppe nur hoch anrechnen, wie entspannt und lustig unser Austausch war. Allein dies genoss ich sehr und amüsiere mich erneut, jetzt da ich dies schreibe.

Majas Buch werde ich – bestärkt durch meine Erkenntnisse und die Einschätzung der Gruppe – Einsteiger:innen in die Themen “Nachhaltigkeit” und “soziale Transformation” empfehlen. Es öffnet den Dialog und bricht Denkmuster auf. Hin und wieder kommt es etwas oberlehrerhaft daher. Meiner Meinung nach entsteht dieser Eindruck durch die Suggestiv-Fragen, die im Text zumeist am Ende der Kapitel auftauchen. Vielleicht reagieren Menschen, die es gewohnt sind, selbständig zu denken und in transformativer Autorität geübt sind, besonders sensibel. Wer darüber hinwegsehen kann, findet gute Anregungen – auch für die Kommunikation mit Skeptikern. Und ich denke, genau dafür hat Maja ihr Buch geschrieben.

Apropos Kommunikation: Zurzeit erprobe ich die Smartphone-App CoffeeCall.

CoffeeCall

Jacob Chromy hat in seiner Facilitation Rundschau in den letzten Monaten regelmäßig von einer neuen App aus der Schweiz geschwärmt: CoffeeCall. Ich zitiere mal das Team von der Internetseite:

Hybridarbeit bedeutet viel Flexibilität – nicht nur in Bezug auf den Ort, sondern auch zeitlich. Du brauchst eine Pause, wenn du sie brauchst, und nicht, wenn der Termin vor 2 Tagen vereinbart wurde. Also nimm dir deine Pause, wann immer du sie brauchst. […]

Ein CoffeeCall dauert immer 7 Minuten. Das macht es vorhersehbar und einfach, jemandem in einer Kaffeepause Gesellschaft zu leisten. Danach schließt Coffeecall die Verbindung. Der Countdown-Timer zeigt euch beiden, wie viel Zeit noch übrig ist.

Wir glauben an den digitalen Tapetenwechsel: Nutze Slack, MS Teams usw. für geschäftliche Meetings mit Agenda, Zielen usw. und verwende CoffeeCall für deinen informellen Chat auf deinem Handy. So kannst du es einfach zur Kaffeemaschine oder nach draußen bringen.

Quelle: CoffeeCall

Als ich die App Anfang Dezember installierte, sprang sofort mein Sicherheitsprogramm an. ¯\_(ツ)_/¯ Jacob stellte mir daraufhin den Kontakt zu den Entwickler:innen her und meine akuten Probleme konnten binnen weniger Tage vom Team gelöst werden. Danke Tom an dieser Stelle. So konnte ich beitragen, dass die App für die Community verbessert werden konnte.

Bis ich die Zeit fand, die App auszuprobieren, wurde es Februar. Das lag zum einen daran, dass es eine reine Smartphone-App ist. Ich hatte also ständig den Wechsel zwischen Dingen, die ich am Rechner und die in der App umsetzen musste: E-Mail-Adresse anlegen für die Anmeldung (Desktop), Registrieren (in der App), Link zur Gruppe (in der Facilitation Rundschau bzw. in der LinkedIn-Gruppe dazu, LinkedIn nutze ich nur am Rechner ergo wieder dorthin zurück), dann erneut in die App Gruppe nicht finden (das mit den Einladungslinks hat so was von überhaupt nicht geklappt, zumal ich sie per Hand ins Handy tippen musste *aaaaaaaarg) … Es war eine Odyssee. Nun bin ich zumindest drin. Und in Jacobs “Facilitators Kaffee-Eck” finde ich hoffentlich auch noch.

Die (internationale) Zwangsgruppe, die einem von der App gleich zu Beginn aufgenötigt wird, löschte ich, sobald ich mich der freien Gruppe “Thinking Without Boxes” angeschlossen hatte. Wildfremde Menschen lerne ich aktuell zur Genüge kennen. Da brauche ich nicht noch ein ständiges Bimmeln meines Handys. Wenn schon, möchte ich den CoffeeCall mit Menschen in und aus meinem engeren Netzwerk.

Diese Woche hatte ich nun das Glück, mit Janek Panneitz von “Thinking without Boxes” einen ersten CoffeeCall zu führen. Janek war draußen unterwegs. Von daher war seine Internetverbindung instabil. Das geht sicher besser. Unser dadurch etwas holpriges Kennenlernen war dennoch nett und ein Gespräch wiederholenswert.

Und irgendwann klappt es hoffentlich, Jacob an der virtuellen Kaffeemaschine anzutreffen und mit ihm zu plaudern. Ich freue mich darauf. ;-)

Deutscher Fahrradpreis 2022

Einen besonderen Höhepunkt der Woche habe ich noch: Am Donnerstag fieberte ich mit in der Preisverleihung zum Deutschen Fahrradpreis. Sowohl SimRa als auch OpenBikeSensor waren nominiert in der Kategorie “Service & Kommunikation”. Wir waren also alle gespannt.

Zunächst wurde ein Sonderpreis verliehen:

COVID19BIKE

Für sein Engagement mit dem COVID19BIKE ausgezeichnet wurde Oliver Sablowski, Intensivpfleger aus Bayreuth. Das COVID19BIKE ist seine mobile, zertifizierte Teststation. Oliver bietet kostenlose COVID19-Tests an unterschiedlichen Orten an. Sein Lastenrad erlaubt ihm dabei die größtmögliche Flexibilität und die Möglichkeit, Menschen an zentralen und auch abgelegenen Orten zu erreichen.

Radnetz OWL

Freuen können sich die Alltagsradler:innen aus Ostwestphalen-Lippe. Dort schlossen sich sechs Landkreise (Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn) und die kreisfreie Stadt Bielefeld zusammen zum Radnetz OWL. Es ist eine Region mit einem topografisch heterogenen Raum von rund 6.500 km2. In 69 Gemeinden leben zwei Millionen Bürger:innen. Also reichlich Potenzial für Fahrradmobilität. Doch Leuten zu sagen, sie sollen aufs Rad steigen, reicht ja bei weitem nicht aus.

Alle Fahrrad-Initiativen wissen das: Radwege hören oft an der Gemarkungsgrenze abrupt auf. In OWL wurde über eine kommunale Zusammenarbeit, ein gut ausgebautes Radnetz angestrebt. Die Vertreter:innen der Kommunen arbeiten gemeinsam mit der OWL GmbH, der Gesellschaft zur Förderung der Region, seit 2019 zusammen an der Entwicklung und Umsetzung. Dabei entstand nicht nur das Konzept zum Radnetz OWL, sondern es entwickelt sich derzeit eine Region mit gemeinsamen Zielen und einer starken Stimme für den Radverkehr.

In der zweiten Kategorie “Service & Kommunikation” blieb es dann bis zum Schluss spannend. Umso mehr freute ich mich, dass es tatsächlich eine Doppelplatzierung auf dem ersten Platz für OpenBikeSensor und SimRa wurde. Das passt, da die beiden Gruppen seit vielen Monaten kollaborieren und sich gegenseitig in der gemeinsamen Schnittstelle zuarbeiten. Ich hatte mir das insgeheim so gewünscht. :-)

Deutscher Fahrradpreis 2022: Reinhard für das Team OpenBikeSensor (links) & David für das Team SimRa (rechts) bei der Preisverleihung. Bild: copy Deutscher Fahrradpreis // Foto: Endermann

Deutscher Fahrradpreis 2022: Reinhard für das Team OpenBikeSensor (links) & David für das Team SimRa (rechts) bei der Preisverleihung
[ 2022-02-17 Deutscher Fahrradpreis // Foto: Endermann ]

SimRa

OpenBikeSensor

Wer hätte das gedacht, als wir (Thijs, Thomas O und ich) im August 2019 bei Kaffee und Kuchen zusammensaßen?! Gemeinsam überlegten wir, wie wir das Projekt “RadmesserS” – wie es damals noch hieß – auf die Straße bringen. Seither steckten zahlreiche Menschen viel Herzblut und einige Stunden Ehrenamt in das Projekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, arbeitet die Community aktuell weiter daran, die Tausendermarke zu knacken. Die Karte ist recht neu, doch hier kann man der Bewegung beim Wachsen zuschauen.

Am Donnerstag liefen die Drähte heiß und über Twitter war einiges los. Kurzerhand beschlossen wir, die Feier auf Freitag Abend zu legen. Wir saßen gemütlich (virtuell) zusammen. Ich freute mich, die vertrauten und ein paar neue Gesichter (wieder)zusehen. Erschreckend nur, dass ich die einzige Frau war. In Sachen Diversität sieht es dort weiterhin mau aus. Anderes Thema. Heute erst einmal freuen und die verdiente Auszeichnung feiern!

Deutscher Fahrradpreis 2022:  alle Preisträger:innen gemeinsam auf der Bühne. Bild: copy Deutscher Fahrradpreis // Foto: Endermann

Deutscher Fahrradpreis 2022: alle Preisträger:innen gemeinsam auf der Bühne
[ 2022-02-17 Deutscher Fahrradpreis // Foto: Endermann ]

Zuguterletzt

So. Damit bin ich auf dem neuesten Stand beim Bloggen. Es fiel mir nicht leicht, die Bugwelle abzubauen. Die Gewissheit festigt sich, dass ich noch immer viel zu viel auf meinem Zettel habe.

Gestern abend hörte ich die “3 Point Perspective”-Folge “Kill The Algorithm” von Jake Parker, Lee White und Will Terry. Darin beschreibt Lee sehr treffend das Phänomen: Es ist diese Unruhe, die uns Kreative packt, wenn wir eine gut austarierte Auslastung haben. Gerade das Bild des Jonglierens von Lee habe ich so auch schon formuliert: Wir haben drei, vier Bälle in der Luft und kommen gut damit klar. Doch dann nehmen wir einen fünften, sechsten… Ball an. Eine Weile geht das gut, bis uns ein Ball nach dem anderen runterfällt.

Im Rahmen der ArtSocial22 oben sprach ich es an. Das war eine der Situationen, wo es mir diese Woche aufgefallen war und ich der Versuchung widerstand. Gerade die ArtSocial22 ist diesbezüglich für mich eine große Verlockung. Ich habe mir vorgenommen, mehr in der Rolle der Intendantin der Bühne zu bleiben. Selbst das scheint mir grenzwertig. Denn eine gute Qualität in dieser Rolle umzusetzen, erfordert Einsatz. Ich habe also großzügig Übungspotenzial, meine Ansprüche nach unten zu setzen. Das fällt mir bekanntlich schwer. Ich hoffe, durch die schriftlich festgehaltene Reflexion in den Lerneffekt zu kommen. Daher schreibe ich das so ausführlich. Bitte sieh es mir nach.

Noch’n Liedchen zum Abschluss? Gern:

Ich hoffe, Dich hat Aretha auch aus dem Stuhl geholt ;-)

Soweit für heute! Bleib neugierig, gesund und munter,

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Mein persönlicher Nachruf auf Natenom – lang-jähriger Freund, Weggefährte und Verbündeter im Bestreben, Fahrrad-Fahren in Deutschland sicherer zu machen. Welch Tragik in diesem Satz steckt. Doch von vorn…

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