Aus der Werkstatt

Wochenrückblick KW33/2022

veröffentlicht: 21.08.2022 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2022.

Die Themen der Woche: madiko Web-Feed ist zurück! Ein lang gehegter Wunsch ist damit in Erfüllung gegangen. Ich führe Dich durch meinen Erkenntnisprozess – angefangen von den strategischen Grundsatz-Entscheidungen über die praktische Umsetzung bis zum Validieren. Ich teile meine Einschätzung zum aktuellen Stand und den Zukunftsaussichten von Feeds. Ich gebe meine wichtigsten Erkenntnisse zum nachhaltig und barrierearmen Gestalten von Web-Feeds sowie während der Programmierung gefundenen Quellen und weiterführende Links weiter. Nächstes Thema: Retrofit im Maschinenraum von EnjoyWork. Nachhaltige Mobilität und ein Wiedersehen mit Holger Bruch. Abschließend packe ich eine große Portion DokuLiebe in meinen Bericht: Gebirgswelten und Segeln – etwas, um das Fernweh zu lindern (oder anzuregen?). Es gibt ja noch mehr als Arbeiten.

Aus der Werkstatt 2022
[ 2022-01-01 Franziska Köppe | madiko ]

Es ist Sonntag Morgen und ich sehne mich so sehr nach Bloggen, dass ich mich aufraffe und doch an den Schreibtisch setze. Dabei hatte ich eigentlich vor, heute einen großen Bogen um dieses Möbelstück zu machen. Mal schau’n, wie lang ich durchhalte. Vielleicht schreibe ich auch in Etappen. Wohlan!

Web-Feed ist tot!
Es lebe der Web-Feed!

Ende 2017 führte ich mein großes technisches Update von REDAXO 4 auf REDAXO 5 durch. YAKAMARA hatten das CMS runderneuert und komplett auf eine moderne Technik umgebaut. Mit diesem richtigen und riesigen Sprung im Open Source CMS konnten alte AddOns nicht mehr genutzt werden. Ausnahmslos alles musste neu programmiert werden. Das gab uns die Chance, den Wildwuchs an AddOns und PlugIns zu hinterfragen und neu zu konzipieren. Doch wie bei Open Source Projekten üblich: So eine ehrenamtliche Arbeit braucht Zeit und einen langen Atem.

2017: RSS-Feed gekappt

Der neue Core war Ende 2016 veröffentlicht worden. Ein Jahr später waren die wichtigsten AddOns nachgezogen und ich konnte mich ans Implementieren machen. Dennoch musste ich an der ein oder anderen Stelle auf liebgewonnene Funktionalitäten zunächst verzichten. So entschied ich im Zuge der Runderneuerung der Technik, meinen RSS-Feed zu kappen. Damals war ich nicht in der Lage, das selbst zu programmieren. Jens Fuchs, mit dem ich gemeinsam das News-Addon für REX 4 entwickelt hatte, stand als technischer Partner nicht zur Verfügung. Ein für meine Zwecke brauchbares Angebot aus der REDAXO-Community gab es seither nicht. Meine Güte, ich kann gar nicht glauben, dass dieser Feature-Wunsch 4,5 Jahre auf Umsetzung wartete!

2022: Zurück mit einem ATOM-Feed

Als nun vor einer Woche das Fundament von madiko.com stand, konnte ich darauf aufbauen. Sodass ich heute stolz den ersten Web-Feed in Eigenentwicklung verkünden kann:

madiko Zeitmaschine – News-Teaser-Feed (komplett)
https://madiko.com/zeitmaschine/feed/

Ich entschied mich für den Standard ATOM. Da ich zu Langstrecken neige und zudem fast ausschließlich Multimedia-Beiträge schreibe, verzichte ich auf einen Volltext-Feed. Stattdessen biete ich das Abo für die reinen News an – also die kurzen Teaser-Texte, die ich zu jedem Blogbeitrag verfasse. Dafür enthält mein Feed die vollständige Liste zurück bis 2012. Wenn Du also den Feed neu abonnierst, wird es eine Weile dauern, bis alle 214 Meldungen heruntergeladen wurden. ;-)

Hurra, eine neue Fehlermeldung!
Die Freuden einer Programmiererin

Überrascht hat mich, wie lange ich für die Programmierung insgesamt gebraucht habe. Da Web-Feeds so ein weit verbreitetes Angebot sind, war ich naiv davon ausgegangen, dass es zahlreiche Tutorials und Code-Snippets geben würde. Gab es nicht. Und wenn, war oft RSS mit ATOM vermischt. Das mögen Validatoren nicht. Gerade RSS von ATOM unterscheiden zu lernen, dauerte mich eine ganze Weile.

Zudem tue ich mich weiter enorm schwer, Anweisungen für IT-Standards wie das ATOM Syndication Format oder auch das PHP Handbuch zu verstehen und in Quellcode umzusetzen. Immerhin lande ich inzwischen öfter punktgenau auf den richtigen Seiten, welche Anweisung für meinen speziellen Anwendungsfall zur Anwendung kommen sollten. Kleine Erfolge feiern. So wichtig!

Ich hoffe darauf, beim REXCamp im September mal eine Hackse oder einen Hacker fragen zu können, wie die Übersetzung funktioniert. Wenn ich diese Transfer-Logik einmal verstanden und verinnerlicht habe, werde ich mich zukünftig deutlich leichter tun. Derweil heißt es für mich viel Ausprobieren, Scheitern, Neustarten. Dieser Comic beschreibt sehr gut, wie sich das anfühlt :-))

Junger Mann (people of colour) sitzt an einem Schreibtisch, vor sich der Monitor und die Tastatur. Er jubeld mit erhobener rechter Hand (zur Faust geballt). Er schaut gebannt und etwas ungläubig auf seinen Bildschirm. Im Vordergrund sitzt noch ein Quietcheentchen (Anspielung auf das Quietsche-Entchen-Prinzip der Software-Entwicklung). Dazu eine Sprechblase: Wow, eine neue Fehlermeldung! Endlich Fortschritt!. Bild: cc Franziska Köppe | draufrumdenken

draufrumdenken: Kleine Erfolge feiern. So wichtig!
[ 2022-08-25 Franziska Köppe | draufrumdenken ]

Wenn Du magst, folge mir nun durch die einzelnen Prozess-Schritte in der Software-Entwicklung von Web-Feeds (einfach weiterlesen). Ich führe Dich durch meinen Erkenntnisprozess – angefangen von den strategischen Grundsatz-Entscheidungen über die praktische Umsetzung bis zum Validieren. Wenn Dir das zu geeky ist, geht’s hier direkt weiter zum nächsten Thema: Web-Feeds lesen und Zeitwohlstand: Feed-Reader als praktisches Werkzeug der digitalen Transformation oder noch ein Thema weiter Retrofit im Maschinenraum von EnjoyWork.

Web-Feeds programmieren

Ein Blick in die Werkstatt

· Web-Feeds Phase 1 ·
Aktuellen Bedarf und
Zukunftsrobustheit abschätzen

Ich selbst liebe Web-Feeds spätestens seit meinen Weblog-Anfängen 2012. Ich nutze meinen Feed-Reader als bevorzugten Kanal, um bei meinem Netzwerk und in der Wissenschaft auf dem Laufenden zu bleiben. Ich schätze daran, dass ich eine vollständige Publikationsliste erhalte. Somit kann ich Meldungen nicht so leicht übersehen – wie es in der Unmenge an z. B. Tweets oder noch schlimmer in der stark von Algorithmen beeinflussten LinkedIn-Zeitleiste regelmäßig passiert.

Zumeist erhalte ich über den Feed aktuellere Infos als die Zusammenfassungen in Newslettern. Das hängt von den Herausgeber:innen ab, wie sie es handhaben. Bei Feeds habe ich auch nach so vielen Jahren noch das Gefühl, direkter und umgehender informiert zu sein. Ich muss nur demnächst mal wieder drüberkämmen, welche Feeds noch intakt sind und nachjustieren.

Im Verlauf der letzten 13 Jahre baute ich mir so ein gutes Archiv auf. Wenn ich zu Themen recherchiere, durchforste ich stets zunächst meinen kuratierten Fundus. Ab und an muss ich aufräumen und ausmisten, damit die Festplatte nicht vollläuft. Doch im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Feed-Schatzkiste sehr zufrieden.

Ich weiß, dass es andere Menschen wie mich gibt. Es sind vor allem die Blogger:innen der ersten Stunde, die Geeks, die Nerds, die Daten-Puristen und all jene, die weder ihre persönlichen Daten noch ihre Lesegewohnheiten den großen Konzernen mit ihren Algorithmen anvertrauen wollen. All jene also, die selberdenken und souverän handeln wollen. Sie alle mögen und schätzen Web-Feeds. Diese Gruppe überschneidet sich stark mit Euch, meinen geschätzten Leser:innen. Das freut mich!

So weit meine Vorüberlegungen und eigene Einschätzung. Zudem hatte ich mindestens zwei ganz konkrete und zahlreiche vage Anfragen nach einem RSS-Feed aus meiner Community. Auch diese bestärkten mich, das fehlende Angebot auf meiner Website wiederzubeleben.

Bevor ich jedoch viel Zeit und Arbeit ins Programmieren eines Feeds investierte, wollte ich sicherstellen, dass die Technologie Zukunft hat. Ich wollte also wissen, was andere dazu sagen. Hierzu wurde ich schnell fündig und freute mich. Wir sind nicht allein! ;-) Ich fand eine ganze Reihe an Blogbeiträgen wie beispielsweise diesen hier von Ralf Hersel: RSS – das vergessene Format (veröffentlicht 2021-12-09 via GNU/Linux.ch). Oder auch von Farai Gandiya Working With Web Feeds: It’s More Than RSS (css-tricks.com). Oder – eher beschreibend – als Antwort auf die Frage RSS-Feeds in Zeiten der Digitalisierung: Wie funktioniert das Format heute? (via rnd).

Damit war also geklärt: Ja, Feeds sind weiter aktuell und beliebt, auch über meine eigene Filterblase hinaus. Sehr schön. Weiter gehts mit Schritt 2:

· Web-Feeds Phase 2 ·
Technischen Standard recherchieren
und entscheiden

Ganz grob wusste ich, dass es verschiedene Möglichkeiten der Ausgabe des xml-Formats für die Daten gab. Die beliebtesten und am weitesten verbreiteten sind RSS und ATOM. Zuweilen auch JSON. Es gibt noch weitere, die jedoch von der Mehrzahl der Feed-Reader nicht verstanden werden. Letztere sortierte ich für mich sofort aus. Es galt also RSS und ATOM gegeneinander abzuwägen.

Am späteren Montag Nachmittag las ich mich durch eine ganze Reihe Blog-Beiträge, um meine Entscheidung treffen zu können. Am hilfreichsten fand ich den Beitrag von Kevin Cox dazu: RSS Feed Best Practises (publiziert 2022-05-06, aufgerufen am 2022-08-15). Darin gibt er die klare Empfehlung für ATOM (sofern Du noch keinen Feed hast):

If you don’t have a feed yet I would highly recommend Atom. The specification has much less ambiguity, so you are less likely to have compatibility issues with the wide variety of clients in use. The specification is also simpler and more clear overall. If you already have an RSS 2 feed there is little reason to upgrade.

Kevin Cox

Quelle: RSS Feed Best Practises (publiziert 2022-05-06, aufgerufen am 2022-08-15)

Mir leuchtete die Begründung sofort ein und ich folgte seinem Rat. Damit war also auch das Format entschieden und ich konnte zum Schritt 3 schreiten:

· Web-Feeds Phase 3 ·
Strategie für Inhalte entscheiden

Soweit ich die Standards und die verschiedenen Technik-Blog-Beiträge verstand, galt es, mich im nächsten Schritt bezüglich der Detail-Tiefe der mit dem Web-Feed ausgegebenen Inhalte für eine von zwei groben Strategien zu entscheiden:

  • Ausgeben aller Informationen der einzelnen Beiträge (Volltext)
  • Ausgeben von Anreißern (Teasern) der einzelnen Beiträge mit Link zum Volltext

Besondere Anforderungen gibt es für Audio- oder Video-Feeds, also zum Beispiel für Podcasts und YouTube-Kanal-Feeds. Zudem haben sich Standards für beispielsweise Bücher oder wissenschaftliche Abhandlungen etabliert. Die lasse ich hier mal aus und fokussiere mich weiter auf das Ausgeben von News.

Echte Feed-Leser:innen bevorzugen natürlich das Ausgeben eines Volltextes inklusive aller Medien. Damit sind sie unabhängig, haben den gesamten Inhalt am von ihnen bevorzugten Platz – synchronisiert für ihre sämtlichen Geräte – und können die Ausgabe nach ihren Vorstellungen und Wünschen steuern.

Der aus meiner Sicht größte Nachteil dieser Strategie ist der enorme Speicherplatz-Bedarf. Denn mit dem Ausgeben der kompletten Inhalte werden diese auf unzählige Geräte verteilt und existieren im Zweifel tausendfach auf der ohnehin schon von viel zu viel Datenmüll und einem zu intensiven Verbrauch natürlicher Ressourcen für Speichertechnologien und Ausgabe-Geräte geplagten Erde. So gut ich den Wunsch nachvollziehen kann, Herr:in über die Daten sein zu wollen – für mich macht das schon aus Gründen der Nachhaltigkeit und Datensparsamkeit überhaupt keinen Sinn.

Es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Multi-Media-Inhalte über einen Web-Feed auszugeben ist echt kompliziert. Das macht es unnötig schwierig – vor allem für meine Zwecke. Mir geht es ja darum, Euch, meinen geschätzten Leser:innen, wieder den Dienst erweisen zu können, dass Ihr von Neuigkeiten auf meiner Website direkt erfahrt, einen kurzen Überblick über die Inhalte habt und somit entscheiden könnt, ob und wann Ihr dann den neuen Beitrag lest. Ihr braucht damit nicht mehr auf meinen Flurfunk warten – den ich momentan leider noch stark vernachlässige, weil einfach noch viel zu viel Basics umzusetzen sind. Anderes Thema. Dazu zu gegebener Zeit mehr.

Weiterhin eröffnet mir ein Teaser-Feed Optionen zum Automatisieren einiger meiner Online-Präsenzen. Allen voran: XING. Dort erledigt ab sofort wieder der Algorithmus das Posten meiner Blogbeiträge. Ich bin präsent, kann mich persönlich jedoch wieder auf Wichtiges – wie die zwischenmenschliche Kommunikation, das Schreiben am EnjoyWork Arbeitsbuch und das Verfassen von Blogbeiträgen – konzentrieren. Das ist eine enorme Erleichterung. Mithin eine der schönen Seiten der Digitalisierung.

Lange Rede: Für mich ist klar, dass mein Feed die komplette Historie abdecken soll. Dafür jedoch auf den Kurz-Text zum Beitrag reduziert wird.

Kleiner Ausblick dazu: Via EnjoyWork wird es Themen-Feeds (z. B. zu “Zirkulärem Wirtschaften // Circular Economy”), zu unseren Iniviativen (z. B. WalkToTalk und FAHRRADkultur usw.) als auch Rubriken-Feeds (z. B. zur LeseLust oder unseren Veranstaltungen) geben. Für die Veranstaltungen werde ich die Software erweitern, für alles andere steht die Programmierung (dazu unten mehr). Bleib neugierig!

· Web-Feeds Phase 4 ·
Strategie für Benamung
und URL entscheiden

Als nächsten Punkt stellte ich mich der Frage, wie den Web-Feed benamsen. Auch das war mir wichtig zu klären, bevor ich die Programmierung startete. Wer wie ich schon über viele Jahre Feeds abonniert, kennt die Muster. Ich selbst neige dazu, sie intuitiv einzugeben und zu hoffen, direkt richtig zu landen. Klappt das nicht, suche ich kurz auf der Website am oberen Seitenrand (zumeist rechts) oder am Fußende. Firefox oder der ein oder andere Feedreader erkennt die Feeds in der Regel automatisch. Dann ist es noch einfacher.

Doch auch hier wollte ich nicht nur meiner Erfahrung und Intuition vertrauen. Ich wollte mich schlaumachen. Bei Jim Nielsen wurde ich schnell fündig. Ende August 2021 – also vor knapp einem Jahr – hat er eine Analyse der gängigsten Feed-URLs anhand der monatlich kuratierten Sammlung 1.000 feeds for web developers von Šime Vidas durchgeführt. Seine Erkenntnisse sind sehr aufschlussreich. Zusammenfassend schreibt er:

After sifting through this data and writing this post, my new posture towards naming a feed URL is probably this:

  • Use the word feed as the resource name
  • Use an extension to hint at format you provide (*.xml, *.atom, *.json, etc.)
  • Use nouns in the resource’s location to hint at and disambiguate content types (where necessary) (/blog/feed.xml, /podcasts/feed.xml, etc.)
  • Use the the tag to make all your feeds auto discoverable

For example, if you’re serving only blog posts and that is qualified by your hostname, this seems appropriate:

blog.mysite.com/feed.{rss,atom,json}

Whereas if you are serving a variety of content types that can’t be inferred by your hostname, this seems appropriate:

mysite.com/{links,posts,notes,podcasts}/feed.{rss,atom,json}

Of course, this is all caveated by your site’s URL structure. Disregard my non-expert advice as necessary.

If you want to checkout how I parsed all these feeds and came up with these states, checkout the code.

Jim Nielsen

Quelle: Feed-URLs (veröffentlicht 2021-08-30, abgerufen 2022-08-15)

Es lohnt sich in jedem Fall, seinen gesamten Beitrag zu lesen. Es hilft, eine gute Entscheidung abzuwägen und zu treffen. Denn eines ist wichtig: Feed-URLs sollten sich möglichst nicht ändern. Es macht sogar Sinn, Kurzlinks mit Weiterleitung einzurichten.

Fazit: Jims Empfehlungen laufen konform zu meinen eigenen Beobachtungen auch in anderen Branchen und Disziplinen. Es scheint sich mithin weltweit ein Web-Feed-Standard etabliert zu haben. Das macht die Entscheidung einfacher.

Für madiko richtete ich also folgende Feed-URLs ein:

· Web-Feeds Phase 5 ·
Barrierefreiheit & Darstellung auf meiner Website

Aus meinen Anfängen – als ich mit Web-Feeds wenig vertraut war – erinnere ich mich daran, wie verdutzt ich war, wenn ich beim Aufruf eines Feeds mit viel IT-Kauderwelsch konfrontiert war. Zugleich ist mir in Erinnerung geblieben, dass es mich genauso verwirrte, wenn die entsprechende Seite aussah wie jede andere Inhaltsseite der Internet-Präsenz. Beides in seinem Extrem war also irritierend und sorgte seinerzeit regelmäßig bei mir für Verwirrung.

Zusätzlich sensibilisiert für die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Behinderungen, ist mir wichtig, eine gute Balance hinzubekommen. Ich hoffe, das ist mir gelungen. Feedback dazu würde mich freuen. Dankeschön.

Mehr konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen, was das Zusammenspiel von Web-Feeds und Zugänglichkeit / Barrierefreiheit betrifft. Ich halte weiter meine Augen offen und freue mich über einschlägige Hinweise.

Vielleicht noch ein Tipp – den mir Joschi Kuphal von Tollwerk gab – für alle, die die Ausgabe von strukturierten Daten auch für Menschen besser lesbar machen wollen: Dies ist möglich mit XSLT die erweiterte Auszeichnungssprache XML für Browser aufhübschen. XSLT wurde wohl parallel zu RSS-Feeds und ATOM-Feeds entwickelt. Denn die Idee, Daten von ihrer Ausgabe getrennt zu betrachten und erst nach konkretem Bedarf im gewählten Kontext zusammenzufügen, ist eines der brillantesten Konzepte, die hinter dem Internet stehen. Ähnlich wie Cascading Style Sheets (CSS) positioniert und gestaltet XSLT (Extensible Stylesheet Language Transformations) die Ausgabe der Datensätze.

Für meine Portale schob ich das erst einmal in der Priorität nach hinten. Ich würde das nur angehen, sofern es seitens meiner Nutzer:innen konkrete Rückmeldungen und Wünsche gäbe. Nur dann lohnt es sich, die Ausgabe zu perfektionieren. Wichtiger war mir, dass der Validator frei von Warnungen und Fehlern bleibt (dazu unten mehr).

· Web-Feeds Phase 6 ·
ATOM-Feed programmieren

Halten wir also meine strategische Entscheidung fest:

  • Ausgabe der Teaser sämtlicher, bereits veröffentlichter News
  • unter der url: madiko.com/zeitmaschine/feed/
  • als ATOM-Feed mit XML-Ausgabe
  • mit optimierter Anzeige als Vorschau für Nutzer:innen

Meine erste Idee zur Umsetzung war, mir mittels PHP:SimpleXML in meinem News-AddOn den Feed zusammenzubauen und die gewünschte url dann über eine Weiterleitung einzurichten. Darauf hatte mich Thomas Skerbis mit seinem FOR-Trick RSS mit YORM und SimpleXML gebracht.

Beim Programmieren stellte ich jedoch schnell fest, dass zum einen SimpleXML gar nicht so simpel ist. Vor allem nicht, wenn man wie ich den Code möglichst modular zusammensetzt und dabei gut dokumentiert. Mit der extrem verschachtelten Baumstruktur wie von Thomas vorgeschlagen wird das mit SimpleXML schnell sehr unübersichtlich.

Mir wurde bei diesem ersten Wurf zudem bewusst, dass mein Vorgehen dazu führt, dass ich für jeden Feed eine eigene Seite würde programmieren müssen. Das schien mir auch nicht gerade agil und zukunftsrobust. Also entschied ich mich, mitten in der Programmierung abzubrechen und noch einmal zurück auf Anfang zu gehen. Das erwies sich als gute Entscheidung.

Mein neuer, erfolgreicher Ansatz sieht nun so aus:

Programmierung Teil 1

  • Eigenes REDAXO-Template (.php) für Web-Feeds
  • REDAXO-Modul, …
    • das ausschließlich in diesem Template geladen werden kann (Übersicht behalten),
    • bei dem Titel und Untertitel sowie Herausgeber:in des Feeds (channel) plus der Herausgeber:in-Link über die Modul-Eingabe erfasst werden,
    • bei dem über Filter (Themen und Typen der News) in der Eingabe-Maske die auszugebenden Inhalte gesteuert werden (analog zum News-Modul).

Redaktion

  • Anlegen des Web-Feeds in der entsprechenden Rubrik der Navigation (url gleich mitgelöst und auch das Einrichten von Kurzlinks wird über eine Weiterleitung mittels YRewrite deutlich einfacher).
  • Verknüpfen dieser Rubrik mit dem Template.
  • Modul reinladen und dort entsprechend als Redakteur:in die Eingabe / Ausgabe steuern und prüfen (inkl. Vorschau).

Programmierung Teil 2

(sobald Redaktion abgeschlossen und der Web-Feed live-geschaltet ist):

  • Einbinden des Links zum Web-Feed
    • in den <head> des Standard-Templates.
    • für den Hauptfeed zusätzlich: in die MMenue-Nav (dort ins .js)
    • für den Hauptfeed zusätzlich: in den <footer> der Website.

Voilá! Fertig ist der Web-Feed!


Kurzes Zwischen-Fazit

Jetzt, da ich mir dies alles vor Augen führe, ist mir klar, weswegen die Umsetzung mehrere Tage in Anspruch nahm. Es sind doch recht viele Puzzel-Teile, die ineinandergreifen und von mir aufeinander abgestimmt werden mussten.

Spannend war für mich, dass ich erstmals das Pferd von hinten aufzäumte:


Standard-Prozess des Programmierens:
von Vorn nach Hinten im Programm-Ablauf

Üblicherweise starte ich in der Umsetzung bei der Übersicht. Diese enthält alle Infos, die ich für die Ausgabe im Frontend benötige. Ich sammle auf diese Weise alle Fragen, die ich Redakteur:innen im Eingabe-Modul stellen werde. Dabei hat sich bewährt, die einzelnen Fragen als PHP-Kommentare in das Eingabe-Modul aufzunehmen. So ist es recht einfach, die Daten-Eingabe zu clustern und für die:den Redakteur:in sinnvoll zu strukturieren, bevor ich mit dem Schreiben der Code-Zeilen starte und das Ganze unübersichtlich wird.

Kniff für die:den Meister:in
Am besten diese Kommentare jetzt ins Ausgabe-Modul kurz rüberkopieren.
Das spart später dort viel Doppel-Arbeit, auch wenn Du es jetzt noch nicht benötigst.

Als Erstes programmiere ich dann den Modul-Input. Anschließend schreibe ich die Übergabe der Variablen, die für Ausgabe im Backend und im Frontend gleichermaßen benötigt werden und nicht durch z. B. Datenbank-Abfragen variieren. Dadurch spare ich enorm viel Code-Zeilen. Das hat auch den Vorteil, dass spätere Änderungen und Erweiterungen leichter werden.

Nun gilt es noch einmal kurz zu überlegen, welche der Informationen für den Redaktionsprozess auf einen Blick erfassbar sein sollten – und was gegebenenfalls zugunsten einer Übersichtlichkeit oder auch Ladezeit entfallen kann. Das setze ich dann um und so entsteht die Ausgabe im Backend. Spätestens jetzt bewährt sich mein Vorgehen, zunächst die Doku bei der Modul-Eingabe zu schreiben. Wo ich früher ganz oft zwischen Aus- und Eingabe hin und herspringen musste, bin ich inzwischen hoch effizient beim Programmieren.

Steht nun alles fürs Backend wie gewünscht, setze ich die Ausgabe im Frontend um. Auf diese Weise renne ich im Prozess seltener gegen die Wand des “Whoops”. Zumal die Ausgabe im Fontend in der Regel deutlich komplexer ist, mehr if-/else- oder foreach-Schleifen und in der Mehrzahl der Fälle mehr Finessen für die Darstellung usw. enthält.

Programmieren in umgekehrter Reihenfolge des Standard-Prozesses

Beim Programmieren meines Web-Feeds startete ich mit dem “more extensive, single-entry Atom Feed Document” der vom ATOM-Syndikat bereitgestellten Fallbeispiele. Dieses baute ich zunächst auf meine Bedürfnisse um und nahm dafür meine konkreten Daten. Mit anderen Worten: Ich erarbeitete zunächst das, was im Frontend schlussendlich ausgegeben werden soll anhand von konkreten Datensätzen.

Das war auch noch einmal mit einer ganzen Reihe Recherche nach Vorbildern und enorm viel Fehlversuchen verbunden. Hier stolperte ich vor allem immer wieder über die Frage RSS oder ATOM. Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis ich das Atom Syndication Format von der RSS 2.0 Specification unterscheiden lernte.

Kniff für die:den Meister:in

Im Zweifel den Link in den Feed Validator vom W3C laden. So ist es am einfachsten und Du sparst Dir enorm viel Frickelei und Fehlversuche. Solltest Du auf fremde Nomenklaturen und Namespaces bauen wollen, prüfe immer, ob die angegebenen Links noch funktionieren. Gehe eher davon aus, dass 95% der angegebenen Links ins Leere führen. Ich bin auf unglaublich viel Datenmüll und nicht mehr funktionsfähigen Quellcode gestoßen. Zuweilen war ich erstaunt, dass die Web-Feeds überhaupt noch funktionierten.

Aufbauend auf dem ATOM-Code-Beispiel baute ich mir die Pflichtangaben und die von mir gewünschten, optionalen Ergänzungen zu einem XML-Feed-Dummy zusammen. Und gleich noch ein wichtiger Tipp an dieser Stelle:

Kniff für die:den Meister:in

Diesen Dummy-Code live ausgeben und vom Validator prüfen lassen, Notwendiges korrigieren und dann erst weiterprogrammieren. Es hätte mir später unglaublich viel Zeit gespart, wenn ich diese Schnellprüfung zu diesem Zeitpunkt im Ablauf durchgeführt hätte.

Als nächstes setzte ich Zeile für Zeile den PHP-Quellcode zusammen und verknüpfte PHP mit XML. Dabei setze ich zunächst den Datensatz als string zusammen. Am Ende (das ist nun Code-Zeile 768 in der Modul-Ausgabe), lade ich den string und gebe ihn als XML aus.

Mit dieser Vorgehensweise war mir möglich, die Daten zunächst von meinem Dummy zu kopieren und zusammenzupuzzeln. So sah ich direkt, ob die Verknüpfung zwischen PHP und XML richtig ausgegeben wird. Erst als das so funktionierte wie gedacht, ersetzte ich die händisch eingegebenen Daten mit PHP-Variablen. Als auch das wunschgemäß funktionierte, ersetzte ich die manuell definierten Variablen und fügte entsprechend die aus der Modul-Eingabe bzw. die aus der Datenbank per SQL ausgelesenen Datensätze ein.

Dieser Prozess der Software-Entwicklung rollt demnach den Quellcode von hinten nach vorn auf. Das war für mich ungewohnt. Für diese Aufgabe erwies er sich als genau richtig. Ich finde das klasse. Denn jetzt habe ich wieder eine neue Methode in meinem Fachkompetenzen-Köcher.

· Web-Feeds Phase 7 ·
ATOM-Feed validieren und justieren

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich sämtliche Programmierung lokal ausgeführt. Nun war der Moment der Wahrheit gekommen. In Phase 7 lud ich meinen Code ins Live-Portal hoch und legte meinen ersten News-Feed an. Dann die böse Überraschung: Im Feed-Validator des W3C erhielt ich “not valid” mit hunderten von Fehlermeldungen und ein paar Warnungen.

In meinen Code hatten sich Elemente aus dem Namespace der RSS-Spezifikation eingeschlichen, die es zu eliminieren galt. Als ich das dann richtig hatte, waren mehr als die Hälfte der Fehler mit einem Schlag eliminiert. Deutlich länger tüddelte ich an der Ausgabe des richtigen Datumsformats rum. ATOM nimmt es dabei ganz genau und besteht auf dem RFC339-DateTime-Standard. Mit der Umwandlung von Datum/Zeit-Formaten tat ich mich echt schwer. Jetzt, wo ich weiß wie es geht, ist es so logisch. Doch stand ich ewig beim PHP-Manual auf dem Schlauch und verstand partout nicht, was es mir sagen will. Tja, so ist es manchmal. Dann hilft nur aufstehen, weg vom Schreibtisch und etwas anderes machen. Oder schlafen. Schlaf wird sowieso unterschätzt. Nach der kreativen Pause neu ansetzen. Und dann klappt’s auch mit der Programmierung.

Entsprechend laut jubelte ich los, als der Validator gestern Abend ausgab:

Congratulations!
This is a valid Atom 1.0 feed.

[Valid Atom 1.0]

Web-Feeds lesen & Zeitwohlstand

Feed-Reader als praktisches Werkzeug der digitalen Transformation

Lass mich noch einmal auf meine Lesegewohnheiten für Feeds zurückkommen. Um meinen Zeitwohlstand zu erhöhen, arbeite ich – wie auch bei E-Mails und Newslettern – mit einem ausgeklügelten System. Denn zu viele ungelesene Feeds mit ihren farbig hervorgehobenen Zählern machen mich nervös. Die Fremdbestimmtheit eintreffender Nachrichten drückt mir immer aufs Gemüt.

Stattdessen möchte ich selbst entscheiden, wann ich den Kopf für die entsprechenden Meldungen habe bzw. – wie schon oben beschrieben – auf die Infos zugreifen können, wenn es mein Arbeitsauftrag bedarf. Ich brauche also einen Feed-Reader, der das kann.

Seit 2012 arbeite ich mit Thunderbird. Die Anzeige dort ist jetzt nicht besonders schön, doch praktisch. Vor allem schätze ich die Filter- und Suchmöglichkeiten. Abonniere ich einen Feed neu, bleibt zunächst alles beim Standard. Sind die ersten Meldungen eingetrudelt, konnte ich mir in der Regel ein Bild machen. Das ist dann zumeist der Moment, mir meine Filter einzurichten. Über sie steuere ich unter anderem, welche Nachrichten mir direkt bei Erscheinen weiterhin als ungelesen angezeigt werden und welche ich beim Eintreffen zunächst vollautomatisch als “gelesen” vom Feed-Reader markieren lasse und meinen Fundus befülle.

In meinem Kalender habe ich dann regelmäßig Zeitfenster, in denen ich Feeds und Newsletter lese. Dabei bin ich themen-getrieben oder projekt-gesteuert. Dann lese ich zumeist gebündelt eine Weile am Stück. Für mich fühlt sich das deutlich selbstbestimmter an und ich habe mehr Freude daran.

Zu Test-Zwecken im Rahmen der Programmierung lud ich mir diese Woche für FireFox die Erweiterung FeedBro Reader herunter. Das probiere ich mal aus. Ich habe jedoch die Befürchtung, mir damit eher Mehrarbeit angelacht zu haben als Arbeitserleichterung. Mal schauen, ob es eine Alternative zu Thunderbird werden könnte. Noch fehlt das AddOn in der Android-Version. Wenn ich eine Synchronisierung zwischen meinen Geräten damit hätte, wäre das schon eine feine Sache.

Retrofit im Maschinenraum von EnjoyWork

Meine ursprüngliche Wette, was ich in der Woche 33 erreichen könnte, sah noch vor, mit der Generalüberholung des EnjoyWork-Portals weitermachen zu können. Für die Programmierung des Feeds hatte ich grob zwei Tage geschätzt und lag damit ja komplett daneben. ¯\_(ツ)_/¯

Mal schauen, wie das also diese Woche klappt. In jedem Fall hoffe ich sehr, dass ich wieder gut Kräfte mobilisieren kann und diese Woche gut vorankomme. Ich halte Dich auf dem Laufenden.

Es gibt dennoch Neuigkeiten. Klar, die gibt es immer:

New Work SE (an diesen Namen kann ich mich echt nicht gewöhnen, seisdrum) kündigte vor ein paar Tagen an, dass sowohl die Gruppen als auch die Events zum Jahresende auslaufen und spätestens Mitte Januar abgeschaltet werden.

Schon zuvor hatte ich festgestellt, dass via XING nix mehr los war und mich gefragt, wie viel Zeit und Energie ich in das Aufrechterhalten der Foren dort noch setzen soll. Die erste Umfrage innerhalb der Community hatte auch nicht wirklich Aufschluss darüber gegeben, wie es weitergehen soll. Zu gering war die Resonanz.

Mit der Ankündigung von New Work SE wird uns diese Entscheidung also abgenommen. Auch gut. Wieder etwas weniger auf meinem Aufgabenzettel, um das ich mich kümmern muss.

Jetzt ist dennoch die Frage, wie es weitergehen kann. Bis unser eigenes, souveränes Forum läuft und sowieso lade ich Dich ein: Komm rüber zu LinkedIn:

Bis der Retrofit abgeschlossen ist, wird es dort noch ruhiger sein. Gleichwohl stehst Du direkt in den Startlöchern, wenn wir im Herbst wieder voll einsteigen. Also nicht lang zögern oder es vor Dir herschieben. ;-)

Mein Aufruf hat bereits Anklang gefunden und viele Neue sind hinzugekommen. Ich stelle alle kurz vor. Es ist wirklich großartig zu sehen, wie unsere Community wächst und bunter wird. Was ich noch hoffe ist, dass es mehr Austausch unter Euch und Impulse aus der Community selbst gibt. Das darf und soll gern noch interaktiver werden!

Währenddessen arbeite ich ab dieser Woche wieder fieberhaft am neuen Portal, das eine Community-Funktion haben wird. Damit werden wir unabhängig von anderen Plattformen. Darauf freue ich mich schon sehr.

Ich nutze die Gelegenheit, Dich noch einmal auf steady aufmerksam zu machen. Unterstütze mich auf dem Weg! Die Programmierung und das Moderieren der Community sind sehr zeit- und arbeitsintensiv. Dafür brauche ich eine finanzielle Basis, auf der ich aufbauen und mich voll darauf konzentrieren kann. Herzlichen Dank!

Werde Teil der Bewegung und Kooperative WandelMut und gestalte mit!

Das “WandelMut Arbeitsbuch”, meine Reportagen, zahlreiche Gespräche mit Impulsgeber:innen, Fachbeiträge, die “LeseLust” und noch viel mehr wie auch meine Berichte aus der Werkstatt  –  sie alle stehen kostenfrei und offen zur Verfügung.

Bitte wirf einen selbstgewählten Beitrag in meinen virtuellen Hut und schließe Dich unserer Bewegung an. Lass uns gemeinsam Zukunft gestalten!

DokuLiebe: Gebirgswelten

Um vom Bits & Bytes Schubsen abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen, schaue ich zurzeit sehr gern Dokumentationen an. MOSAiC hat meine tiefe DokuLiebe wiederentfacht. In der ZDF-Mediathek stieß ich auf die Doku-Reihe Gebirgswelten (verfügbar bis 26.07.2024 ).

Höhenrausch und Leidenschaft
in den Alpen

Im ersten Teil stellen Stefan Leifert und Nicolai Piechota das Leben und Arbeiten in den Alpen vor: Höhenrausch und Leidenschaft in den Alpen.

Zwischen Allgäu und Zugspitze, Matterhorn und den Nord- und Südtiroler Bergen kommen Menschen zu Wort, die sich ein Leben ohne ihre Berge nicht vorstellen können. […] Rund 100 Millionen Menschen besuchen jährlich die Berge und Täler dieser Gebirgswelt. […] Wandern, Klettern, ausgedehnte Touren und waghalsige Abfahrten mit dem Mountainbike, eine Höhle im Gletscher, eine Treppe über den Abhang. […] Die Dokumentation begleitet sie zu Gipfeln und Ausflugerlebnissen, zeigt aber auch, wie die Region den Massen-Ansturm organisiert, mit Buchungssystemen und Lenkungsportalen.

Stefan Leifert und Nicolai Piechota

Der erste Teil weckt in mir eigene Erinnerungen – ans Allgäu, an die Dolomiten und an Südtirol. Es sind schöne Erinnerungen, auch wenn ich von meinem letzten Schnee-Abenteuer in Oberammergau so schwer verletzt zurückkam, dass ich mehr als ein Jahr nicht laufen konnte. Mich zieht es wieder in die Berge!

Der Bericht über den Verlust der Gletscher – in der Doku leider reduziert auf das Naturschauspiel und viel zu wenig auf die klimatischen Konsequenzen, die diese Veränderung für Mensch, Pflanzen und Tiere haben wird – ist dramatisch. Schon allein deswegen sind Dokumentationen dieser Art so wichtig. Sie werden (trauriges) Zeitzeugnis sein, dass wir sehenden Auges in die Klimakatastrophe laufen. Es schmerzt. Und ist gleichwohl so wichtig. Ich hoffe ja weiterhin, dass wir Menschen noch die Kurve schaffen.

Ein besonderer Höhepunkt der Reportage sind die Gespräche mit Bergsteiger Andy Holzer und seinem Tandem-Partner Klemens Bichler. Andy ist von Geburt an blind. Für mich Sehende, die vor allem die grandiosen Ausblicke der Bergketten liebt, ist das tief beeindruckend, wie sich Andy die Bergmassive ertastet und so ein ganz eigenes Begreifen erfährt. Wow!

Geheimnisvolle Anden

Aus Fotos, Filmen und eigenen Erfahrungen sind mir die Alpen seltsam vertraut. Das ändert sich schlagartig mit dem zweiten Teil der Doku-Reihe Gebirgswelten: Geheimnisvolle Anden. Das ZDF-Film-Team um Christoph Röckerath entführt uns in die Anden (Cordillera de los Andes) in Südamerika. Mit rund 9.000 km Länge und einer maximalen Ausdehnung von 7.320 km sind sie über dem Meeresspiegel die längste Gebirgskette der Erde. Außerhalb Asiens sind die 42 Sechstausender und über 50 Fünftausender das höchste Gebirge. Entlang der Westküste ziehen sich die Gebirgsfalten durch 7 Länder: Chile, Argentinien, Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien bis Venezuela (von Süd nach Nord).

Über die Jahrtausende entstand ein eigener Kosmos alter Traditionen, am berühmtesten wohl die der Inka. Eines der beeindruckendsten Elemente der Reportage ist, dass es dem Film-Team gelingt, das Spannungsfeld herauszuarbeiten, das sich zieht zwischen dem tief verwurzelten Brauchtum der Bevölkerung – und den erschreckend brutalen Versuchen der Eroberer, diese Kultur mit ihren europäischen oder nordamerikanischen Dogmen zu zerstören (was mir immer wieder unbegreiflich ist). Ihm gelingt es, mir das Gefühl zu vermitteln, mittendrin und dabei zu sein. Wirklich beeindruckend und die hohe Kunst der Dokumentation.

Wie offen die Bevölkerung der Anden die fremde Kultur aufnahm und in ihre eigene Kultur integrierte, ist ebenfalls erstaunlich. Gleichwohl schäme ich mich, wie unsere Vorfahren danach strebten und sicher auch noch heute versucht wird, mit Gewalt diesen Menschen einen fremden Lebensstil und Glaube aufzuzwingen. Was für eine Hybris! Vor allem, wenn wir bedenken, wie stark wir mit unserer von Kapitalismus geprägten Lebensweise den Planeten zerstören, der über Tausende von Jahren im Einklang mit der Natur Bestand hatte und gedieh. Wir können so viel von den indigenen Völkern lernen und uns auf diese Weise die Welt intensiver anverwandeln. Die Reportage bietet Inspiration für Fehlerkultur, Diversität und Subsistenz-Wirtschaft beziehungsweise zirkuläres Wirtschaften – auch wenn es nicht explizit angesprochen wird. Da mal drauf achten, wenn Du es anschaust. Wirklich beeindruckend.

Blick vom Fuß des Yerupajá Grande zum Gipfel. Im Tal Grün, durch das Bergmassiv furcht sich der Gletscher und die Spitze ist schneebedeckt.. Bild: cc Thom95 (via WikiMedia)

Yerupajá Grande, Cordillera Huayhuash, Peru:
Mit 6.635m zweithöchster Berg in den peruanischen Anden
und höchster Gipfel der Cordillera Huayhuash.
[ 2006-05-29 Thom95 (via WikiMedia) ]

Wo der Westen noch wild ist:
Rocky Mountains

Im dritten Teil der Doku-Reihe entführt uns Claudia Bates und ihr Film-Team in die Rocky Mountains, dahin, wo der Westen noch wild ist.

Die Rocky Mountains sind wichtiger Teil des US-amerikanischen Gründungsmythos. Es waren die Pioniere und Siedler aus Europa, die – um ein neues Leben zu beginnen und neues Land im Westen zu erobern – die monumentalen Rocky Mountains bezwangen. […] Noch immer ist die Mentalität der Menschen, die im oder am Gebirge leben, geprägt vom Gedanken, Widrigkeiten zu überwinden und in der wilden Natur zu überleben.

Claudia Bates

Die beiden Stammesältesten John Murray und Tyson Running Wolf von den Blackfeet berichten, dass sie auch heute noch um ihren Lebensraum kämpfen müssen. Großkonzerne wollen um jeden Preis nach Öl bohren. Der Verlust der einzigartigen Natur und ein lebenswertes Dasein späterer Generationen auf unserem Planeten sind ihnen egal.

Und immer geht es auch um ihre Souveränität. Ihre Vision ist es, dem Leben der Vorfahren wieder näher zu kommen und zurückzukehren zu ihren Wurzeln. Auch um damit Verwerfungen in ihrer eigenen Kultur zu heilen.

„Wir sind keine Demokraten und wir sind keine Republikaner. Ja, wir sind sogar nicht einmal wirklich Amerikaner. Wir sind Piikáni, Blackfeet.“, sagt John Murray.

Claudia Bates

Besonders erschreckend sind die Berichte aus Montana. Die Gentrifizierung vertreibt Arbeiter:innen und Einheimische aus ihrer Heimat. Obwohl sie mehr als zehn Stunden pro Tag schuften, können sie sich keinen Wohnraum am Arbeitsort mehr leisten und hausen in Camping-Mobilen. Im Immobilien-Goldrausch treiben die Reichen nicht nur die Landpreise in die Höhe. Im Kampf um den besten Blick auf die Rockies wird die Natur unwiederbringlich zerstört. Welche fatalen Folgen Zersiedelung für die Biodiversität hat, ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Das Ganze wird noch dadurch ad absurdum geführt, das genau das, was sie suchen – die unberührte, wilde Natur der Berge – durch sie selbst zerstört wird. Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht raus und es tut mir in der Seele weh.

Claudia Bates & Co. widmen sich noch weiteren hoch brisanten Themen: Rinderzucht und Fleisch-Industrie am Fuße der Rocky Mountains sowie dem ins Gebiet drängenden Kohle-Bergbau. 4 Jahre Trump haben hier eine Schneise der Verwüstung in den Naturschutz geschlagen. Es ist erschreckend. Umso mehr kann man das Engagement der Menschen vor Ort nur bewundern, die den Großkonzernen und Juristen seit Jahrzehnten trotzen. Möge ihnen die Kraft (und das Geld) nie ausgehen.

DokuLiebe: Segeln

Von den Bergen auf die Ozeane (und das im doppelten Sinne): Gleich nebenan in der ZDF-Mediathek fand ich die Reportage Abenteuer Freiheit – Mit dem Wind um die Welt (verfügbar bis 14.08.2032). Andreas Sawall und Almut Faass besuchen in Französisch-Polynesien und Indonesien die Segeljungs. Was soll ich sagen, inzwischen binge ich mich durch den klasse YouTube-Kanal der Segeljungs und bin hellauf begeistert.

Ende September 2018 waren die Schulfreunde Tim Hund (Skipper), Tom Schwarz und Michael Bischof von Fehmarn aus ins Ungewisse aufgebrochen. Später in Frankreich gesellte sich noch Vincent Goymann dazu. Wenige Monate nach dem bayrischen Abitur stachen die Segelanfänger(!) in die Weltmeere:

Ablegedatum 20.September!!!!!
[ 2018-08-17 Segeljungs | 1'53'' ]

Ihre Weltreise kann man über ihren Vlog verfolgen. Allerdings muss ich Dich warnen: Heute sind es bereits mehr als 234 Folgen mit enormem Suchtpotenzial!

Tim, Tom, Michael und Vince (und weitere Freunde) hatten auch frühere Reisen schon filmisch dokumentiert. Seit vier Jahren nehmen sie uns Landratten nun schon auf ihr Weltreise-Abenteuer mit. Es ist großartig, wie authentisch die Jungs rüberkommen. Hier wird sich ehrlich von Herzen gefreut, nichts beschönigt oder gepimpt. Das macht die vier Blauwasser-Segler so wunderbar sympathisch. Ich fiebere mit, wenn mal wieder der Motor streikt oder in der Flaute mitten auf dem Pazifik der Spinnaker und kurz darauf auch noch der Gennaker reißt. Das Wasser läuft im Mund zusammen, wenn der Smutje Kochkünste aus der Kajüte zaubert – bestenfalls ist es sogar ein selbstgefangener Gelbflossen-Thun (Thunnus albacares). Vor allem aber staune ich über die Filmaufnahmen aus der Luft, auf dem Wasser und unter Wasser. Über ihre Eindrücke von Land und Leuten, die oft von O-Tönen aus der lokalen Bevölkerung ergänzt werden. Über ihren Mut. Über ihre konstruktive Art mit Problemen und Herausforderungen umzugehen. Über ihre tiefe Freundschaft.

Im September 2019 musste sich Michael aus der Crew verabschieden und kurz darauf, im Dezember, stieg auch Tom aus persönlichen Gründen aus – beides Entscheidungen, die ihnen sichtlich schwer fielen. Seither reisen Tim und Vince zu zweit um die Welt. Ihre Dokumentationen werden immer besser. Insbesondere die Reportage mit dem ZDF scheint sie im Film-Schnitt, Farbbearbeitung, Redaktion und Narration noch einmal einen großen Sprung vorangebracht zu haben. Es ist so schön, ihre persönliche Entwicklung über ihren Vlog verfolgen zu können. Das kommt auch super über die ZDF-Reportage rüber. Hier schauen sie sich das Video erstmals an, korrigieren Ungenauigkeiten und geben noch den ein oder anderen Hintergrund-Fakt:

Zuguterletzt

Zurück aus der Welt in mein beschauliches Quartier hier in Stuttgart. Ein ganz besonderer Höhepunkt meiner Woche war noch das Treffen mit Holger Bruch. Wir hatten uns schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, obwohl wir in derselben Stadt leben. Wir trafen uns im Café List zu einem gemeinsamen Mittagessen und ließen uns das leckere Tandoori mit Basmati schmecken.

Unser Gespräch war ein Feuerwerk an Ideen und Kooperationsmöglichkeiten – Schwerpunkt Mobilität mit Zukunft. Das ist etwas, was ich an Holger so sehr schätze: Die Vielfalt an Themen, sein enormes Wissen in diesem riesigen Themen-Komplex und das große Engagement für konkrete Projekte. Holger ist ein Mensch, der im Kleinen Wandel startet und dann nach und nach mit Erfolg größer macht. Ich bewundere das und finde es faszinierend. Wenn ich ihn treffe, kann ich wieder daran glauben, dass Vision Zero 1 eines Tages Wirklichkeit werden kann.

[ 1 ] Vision Zero verfolgt verschiedene Ansätze, die das Ziel vereint, Unfälle und Erkrankungen zu verhindern – bezogen sowohl auf die Sicherheit am Arbeitsplatz als auch im Straßenverkehr. Eine Grundannahme von Vision Zero ist, dass Menschen Fehler machen. Daher müssen Systeme so gestaltet werden, dass diese Fehlleistungen nicht zu lebensbedrohlichen Verletzungen oder langwierigen Beeinträchtigungen führen. Über Prophylaxe und kluges Auslegen von Maschinen, Anlagen, Leitsysteme und so weiter wird gleichwohl eine höhere Lebensqualität und das Wohlergehen auf unserem Planeten unter Wahrung der planetaren Grenzen angestrebt.
[ Quelle und Weiterlesen: Vision Zero (via Wikipedia) ]

Meine Woche in einem Lied zusammengefasst:

Soweit für heute!

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