Blick in den Maschinenraum

REDAXO, Barrierefreiheit, Redundanz und sichere IT-Prozesse

veröffentlicht: 22.04.2023 · Franziska Köppe | madiko
aktualisiert: 07.07.2023 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2023.

Jetzt da Du dies hier liest, ist der Maschinenraum auf dem neuesten technischen Stand. Unglaublich, schon wieder war einiges aufgelaufen, das ich ins System einbauen musste konnte. Ich lade Dich ein, mir auf meiner Reise des Verstehens und Umsetzens zu folgen. Auch wenn es vielleicht nicht Dein angestammtes Wissensgebiet ist, bemühe ich mich um eine verständliche Sprache. Wohlan, steigen wir ein in die Welt der Bits und Pixel…

Aus der Werkstatt 2023
[ 2023 Franziska Köppe | madiko ]

REDAXO 5.15 mit PHP 8.2

Beginnen wir beim Kern (core) und den individuellen Anbauten (AddOns). Das quell-offene Programm REDAXO bietet mir von Haus aus die zentralen, wesentlichen Bestandteile. Nicht mehr – nicht weniger. Alles stets sicherheitstechnisch auf Bits und Byts geprüft. Seit 2009 kann ich mich darauf nun schon verlassen. Vor allem, da ich weiß, dass die Entwickler:innen regelmäßig die Stabilität und Sicherheit prüfen, verbessern wo nötig und beständig die Qualität des Codes nach oben schrauben. Fein. Für mich galt es, die neueste Version zu implementieren:

Core & AddOns

Alles läuft nun auf PHP8.2.1. Ich profitiere von der genialen Vorarbeit von YAKAMARA (REDAXO 5.15.1 – dem Kern der Software) und der Friends of REDAXO (zentrale AddOns für das Content Management System). Sie übernahmen den Bärenanteil der Anpassungen und der Dokumentation für uns Entwickler:innen.

In einem klitzekleinen Beitrag trug ich erstmals selbst bei. Die Geschwindigkeit, mit der wir aktuell Neuerungen voranbringen, ist enorm. Die Lösung für meinen issue [10:57 Uhr ] war von Thomas so schnell programmiert und veröffentlicht [ 11:03 Uhr ], dass ich nur staunen konnte. Sechs Minuten. Wahnsinn! Und das ist lediglich einer von zahlreichen Fällen, die ich via Slack beobachten kann. So engagierte Menschen. Vielen Dank Euch allen!

Ich freute mich noch aus einem anderen Grund. Das Ergebnis ist genau das, was ich mir hergeleitet hatte. Ich kam nur nicht so schnell hinterher, das zu notieren und via GitHub als “Pull Request” einzureichen. Heißt: Ich sehe Fortschritte in meinen Fachkompetenzen beim Programmieren. Da mir Software-Entwicklung enorm schwer fällt (im Vergleich zu anderen Lernprozessen), stärkt das mein Selbstvertrauen. Das brauche ich dann für die Momente, wenn ich an einer Fehlermeldung zu verzweifeln drohe. Da also mal für Ausgleich sorgen.

Eigene Erweiterungen und individuelle Einstellungen des Systems

Insgesamt kann ich erfreut festhalten, dass es in Bezug auf mein System und den dafür notwendigen Adaptionen zum Glück nicht viel Code war, der abgelaufen oder abgekündigt war. Darauf hatte ich in der Vergangenheit hingearbeitet. Dennoch bedeutete der Sprung von PHP7.4 auf PHP8.2, alles zu prüfen und mein System einmal komplett abzuklappern. Ich schätze, so knapp fünf Tage waren es.

Die größte Herausforderung war die Umstellung von PHP7.4 auf PHP8.2 an sich. Ich hatte mich verheddert und zunächst die falsche Reihenfolge der Updates im Zusammenspiel von XAMPP und REDAXO vorgenommen. Dann wurde es kompliziert. Ich beobachtete das schon häufiger, dass in der Software-Entwicklung die Fehler-Suche, Fehler-Analyse und das Beheben selbiger ein weitaus aufwändigerer Prozess sein kann, als noch einmal zurück auf die letzte, funktionierende Version zu springen und neu zu starten. Ein Hoch auf Backups und Sicherungen!

Also zog ich nach einem Tag vergeblicher Arbeit den harten Schnitt. Ich löschte alles wieder und ging zurück auf Anfang. Für etwa 10 Arbeitsstunden war ich einen Umweg gelaufen. Durchpfrimeln und Rumtüddeln mit dem angerichteten Chaos hätte mich jedoch weitaus länger beschäftigt – Ausgang ungewiss. Und so lerne ich übers Programmieren, die eigenen Kunstwerke einzureißen, in den Papierkorb zu werfen und mit dem kreativen Prozess neu zu starten. Schau an. Das könnte sich auch in anderen Lebensbereichen als nützlich erweisen.

In Sachen PHP-Upgrades halte ich für die Zukunft grob fest: Erst alle Updates und Upgrades1 von REDAXO in der vorhandenen PHP-Version hochziehen – bis das System ausgereizt ist2. Dann erst die PHP-Version hochsetzen (der XAMPP-Rattenschwanz). Passt alles die nächsten Upgrades am REDAXO hochziehen. Dabei achte ich zudem stets auf die sinnvolle Empfehlung von Gregor, bei den Sprüngen der Updates jeweils die neueste Version zu verwenden – also die mit allen Bugfixes. Das Löschen des Caches sowie die Sicherungen dazwischen nicht vergessen. Sofern man wie ich eine längere Pause in den Aktualisierungen und Erweiterungen eingelegt hat3, kann so vorzugehen aufwändig erscheinen. Es ist verlockend, das abkürzen zu wollen. Mach’s nicht. Ich zahlte Lehrgeld und weiß nun, die vermeintliche Abkürzung im Prozess erweist sich gern als Sackgasse und wird zum Umweg. Am besten ist natürlich, man schaut spätestens alle drei Monate, ob es Updates gibt. Dann läuft da gar nicht erst so viel auf.

[ 1 ] Bei Updates handelt es sich um Verbesserungen und Fehlerkorrekturen der bestehenden Funktionen, Strukturen und Prozesse des Programms. Bei Upgrades werden diesen weitere Funktionen und Erweiterungen hinzugefügt, Veraltetes gegebenenfalls gelöscht. Zuweilen sind diese Neuerungen so gravierend, dass von Brüchen (bracking changes) gesprochen wird. Damit erhöht sich der Aufwand fürs Implementieren.

[ 2 ] Mein Fehler war, zuerst XAMPP mit der neuen PHP-Version in Betrieb zu nehmen.

[ 3 ] Bei mir waren es knapp 10 Monate.

Liste der AddOns in meinem System

Für die Nerds unter meinen Leser:innen hier die Liste der aktuell von mir implementierten AddOns. Du kannst das gern überspringen und direkt bei Redundanz fürs System weiterlesen.

System-AddOns

vom System mitgeliefert werden:

  • Backup (Sichern und Wiederherstellen der Datenbank, einzelner Datenbanktabellen und ausgwählter Datei-Verzeichnisse)
  • be_style (Styles, Skripte und Grafiken fürs REDAXO-Backend)
  • Installer (AddOn für Updates, Upgrades, Sicherheitspaches direkt aus dem Backend)
  • Medien-Pool (Verwaltung der Medien, wie Bilder, Dokumente, Audio, Video usw.)
  • MediaManager (Anpassen von Grafiken und Handling von Dateien anhand von Medientypen)
  • MetaInfo (Zuordnen von Meta-Tags für Kategorien, Artikel, Medien usw.)
  • Project (Entwickler-Tool, um REDAXO mithilfe eines Dateien-Systems ansteuern zu können)
  • Structure (Einrichten und hierarchisch gesteuertes Verwalten von Kategorien und Artikel)
  • Users (Anlegen von Benutzern und Rollen mit Steuerung der jeweiligen Zuordnung)

Individuelle AddOns – Eigen-Entwicklungen

Aus meiner eigenen Software-Entwicklung sind implementiert (weitere folgen):

  • Indexieren (AddOn, um übergreifend Beiträge verschlagworten und diese auf z. B. Übersichtsseiten selektieren und für Euch Leser:innen vorauswählen zu können)
  • WandelMut Realexperimente (Anlegen und Steuern meiner Initiativen/Projekte/Aktionen, via madiko.com sind es meine eigenen inklusive Inhalten, die spezifisch ausgelesen werden können nach Bedarf)
  • News (AddOn zum Erfassen, Zuweisen, zeitlich steuern und ausgeben von News, inklusive Web-Feed-Steuerung und Indexierung bzw. Zuordnen zu Realexperimenten)

AddOns der Friends of REDAXO – Entwicklungsumgebung

  • Access denied (Während Wartungsarbeiten am System den Zugriff verweigern, Seiten sperren)
  • Adminer (Datenbank-Verwaltung der MySQL-/Maria-Datenbank über eine REDAXO-freundliche Oberfläche)
  • be_password (Funktionalität zum Zurücksetzen des Passworts)
  • Cache Warm-Up (Generiert den Cache vorab, so dass die Website bereits beim Erstaufruf performant läuft. Funktioniert bei mir noch nicht reibungslos. Ich arbeite noch daran.)
  • CronJob (automatisierte Programme, die zeit- oder event-gesteuert ablaufen können, aktuell noch in Arbeit)
  • Debugger (Werkzeuge zur besseren Performance- und Fehler-Analyse für REDAXO)
  • Developer (Bearbeiten von Code-Bestandteilen im individuell bevorzugten Editor, organisiert die Synchronisation mit dem Core und den anderen AddOns)
  • E-Mail Obfuscator (Verschlüsselung von E-Mailadressen zum Schutz vor SPAM und JUNK)
  • MBlock (Erweiterungsfunktion für Module, um mehrere “Blöcke” inklusive ihrer Steuerung implementieren zu können)
  • Media Manager auto-rewrite (generiert automatisch über Output-Filter aus Media Manager URLs schöne Links und Webadressen)
  • Media Pool exif (Beim Einlesen in den Medienpool werden die EXIF-Daten ermittelt und gespeichert. Ich beschrieb es oben.)
  • MForm (sehr mächtige Erweiterung, die das Erstellen von Eingabe-Formularen für Entwickler:innen erheblich erleichtert.)
  • PHP Mailer (ermöglicht den Versand von E-Mails. Zusätzlich kann PHPMailer den Administrator bei aufgetretenen Fehlern im System per E-Mail benachrichtigen.)
  • sprog (Erzeugen einer Sprachbasis. Einfaches Erstellen von Platzhaltern und deren Ersetzungen.)
  • Theme (Verwalten aller Projektdateien für Frontend und Backend über das Datei-System mit Datenschutz-Funktionen wie public und private)
  • URL (automatisiertes Generieren sprechender URLs aus Datenbank-Tabellen)
  • Usage Check (prüft vor einem Löschen, ob die Datei, der Artikel usw. noch in Benutzung sind. Sucht nach verwaisten Medienpool-Dateien, nicht verwendete Module und Templates. Ein nützliches Tool, um Karteileichen regelmäßig zu eleminieren.)
  • YForm (hilft beim Erstellen von Formularen sowohl im Frontend als auch im Backend. Ein mächtiger Formular-Manager zum Anlegen, Konzipieren, Befüllen und Auslesen der Datenbank inklusive Relationen und – in Kombination mit PHP Mailer – E-Mail-Versand)
  • YForm GEO OSM (Erweitert YForm: Einbindung einer Geo-Coding-Funktion basierend auf Open Street Maps, Anpassen der Geo-Daten über Map-Marker, postleitzahl-basierte Umkreis-Suche möglich – bei mir noch in Vorbereitung, wird erst für WandelMut relevant)
  • YForm SPAM-Protection (Erweitert YForm: kombiniert verschiedene Maßnahmen, um zuverlässig SPAM und Bots abzuwehren)
  • YForm Standalone Validator (Erweitert YForm: Ermöglicht das Validieren von PHP Arrays ohne HTML Formulare.)
  • YForm Usability (erleichtert das Bearbeiten von YForm-Datensätzen, z. B. über Drag & Drop, oder schnelles Online/Offline-Schalten oder das Gruppieren sprach-abhängiger Felder in Tabs)
  • YRewrite (Multi-Domain-Fähigkeit für REDAXO, erweitert das CMS um “sprechende” URLs, Einrichten von alias-Domains, Weiterleitungen usw.)
  • YRewrite scheme (stellt ein optimiertes YRewrite-Schema zur Verfügung inklusive Optimieren für Mehrsprachigkeit von Websites)

AddOns der Friends of REDAXO
Redaktionelle Funktionen

  • Bloecks (Ergänzt die Grundfunktionalität von REDAXO um die Möglichkeit, einzelne Module granularer zu steuern, z. B. bezüglich online und offline; zudem Drag & Drop und Copy & Paste Funktionalität)
  • FlatPickr (leichtgewichtiger und leistungsfähiger Datums-Wähler)
  • FocusPoint (Erweiterung für den Media-Pool, um Bilder automatisiert zuschneiden und einen Bildausschnitt wählen zu können, steuert die layout-sicheren Zielformate und Ausgabe im Frontend)
  • FOR sa11y (Hervorhebungen von offenen Baustellen in Sachen Barrierefreiheit, wird nur im Rahmen der Entwicklung eingeschaltet, nicht im Live-Betrieb aktiv)
  • MarkItUP! textile (der von mir bevorzugte Editor)

An dieser umfassenden Auflistung wird überdeutlich: REDAXO ist in seinem Kern reduziert auf das Wesentliche. Je nach meinen Wünschen kann ich dann granular und leichtgewichtig Funktionen hinzunehmen oder löschen. Diese lassen sich über den Installer einfach handhaben und steuern. Um alles miteinander zu verweben, braucht es dann Kenntnisse in PHP, MySQL, HTML, CSS, JSON. Kein “Hompage-Baukasten” also. Dafür individuell und schlank genau nach Bedarf anlegbar.

Redundanz fürs System

Ebenfalls mit aufgebaut ist nun die Redundanz meines Systems: Online LIVE- und DEV-Instanzen, zusätzlich gesichert durch ein Backup auf einem Server an einem anderen Standort. Dasselbe lokal, oder wie die Entwickler:innen sagen: REMOTE und STAGING. Versionsverwaltung via GitHub.

Auf dem STAGING-System kann ich in Ruhe entwickeln. Die Zwischenergebnisse sichere ich via GitHub zeitnah und kleinteilig. Wenn die Technik soweit abgeschlossen und ein neues Release meines REDAXO möglich ist, kann ich von hier aus direkt die redaktionellen Änderungen vornehmen. So vermeide ich “Baustellen”-Meldungen, wie ich sie derzeit via www.arbeitswelten-lebenswelten.com habe. Das ist unschön. Die technische Basis für diesen Wunsch habe ich. Jetzt muss ich mich nur diszipliniert an die Prozesse halten. Schnell mal was Schludern ist nicht mehr.

Sind sämtliche, notwendigen Aufgaben fürs Freigeben der REDAXO-Version umgesetzt, lade ich alles aufs Online-DEV-System hoch. Dort testen. Alles OK? Dann LIVE schalten. Hört sich komplizierter an als es ist. Ich werde zusätzlich versuchen, die Datenbanken untereinander regelmäßig abzugleichen. “Cron-Job” heißt das Zauberwort. Da fehlt mir jedoch noch Wissen. REDAXO bringt das von Haus aus mit. Da also demnächst die Doku lesen und dieses kleine Helferlein einbauen. Das hat den Vorteil, dass viel der händischen Arbeit wegfallen kann.

Der Abgleich der Datenbanken via madiko.com ist vergleichsweise einfach. Hier bin ich die einzige Redakteurin und Administratorin. Schwieriger wird es beim WandelMut-Portal. Ein bisschen graut mir davor. Sobald alle ihre Profile und Angebote selbst pflegen, steigt meine Verantwortung für die Daten. Mein neues IT-System gibt mir Sicherheit. Sicherheit, die mich davor bewahrt, dass mir bei Aktualisierungen die LIVE-Instanz mit den Daten – ihrem Wert und der Arbeit der Community – um die Ohren fliegt. Datensicherheit und Datenschutz sind momentan meine größten Sorgen, wenn ich ans angestrebte Ziel für WandelMut denke. Daher ist es mir wichtig, Erfahrungen und Routine in diesen Prozessen zu sammeln.

Barrierefreiheit

Da ich sämtliche AddOns, PlugIns, Module, Templates anfassen musste, kümmerte ich mich auch um eine ganze Reihe der noch vorhandenen Barrieren für Menschen mit Behinderungen. Mir ist bewusst, das ist nur der Anfang. Immerhin, die gröbsten Baustellen sind umgesetzt:

Sequentielles und gezieltes Navigieren

Als allererstes prüfte ich, inwieweit “skip links” in Frage kämen. Ich verwarf das Konzept. Meine Lösung ist von Haus aus so gebaut, dass sich der Tab zunächst auf die Navigation setzt. Sofern ich nicht [ Enter ] drücke und so das Menü öffne, springe ich mit dem nächsten Tab auf das Logo (damit zurück auf die Startseite) und beim zweiten direkt zum nächsten Punkt auf der Seite und bin damit direkt im Seitentext. Nichts anderes machen “skip links”. Sofern gewünscht lassen sich via Menü die Meta-Links aufrufen, wie beispielsweise das Impressum. Das hoffe ich passt also.

Technisch neu und damit barriereärmer ist ferner die Navigation. Dass wir nicht mehr die nervigen Notlösungen für den Internet Explorer vorhalten müssen, hat den Code deutlich verschlankt. Danke Fred Heusschen. Feine Sache!

So glücklich bin ich dennoch mit MMenu nicht. Zum Beispiel läuft durch die neue Technik die Navigation nicht mehr mit, wenn Du nach unten scrollst. Stattdessen bist Du gezwungen, wieder nach oben zu fahren (oder die Seite neu aufzurufen). Das ist ein Rückschritt und nicht ideal. Mithin werde ich mich mit dem Thema Orientierung und Bedienerführung weiter auseinandersetzen (müssen). Ich habe schon Ideen für eine Verbesserung. Das ist allerdings elendig aufwändig. So viele verschiedene Geräte und auf allen soll es funktionieren. Mir graut’s.

Ebenfalls überarbeitet ist die Navigation redaktionell. Ich schnitt ein paar liebgewonnene Zöpfe ab. Zum Beispiel war ich sehr traurig über die Rückmeldung, dass “Zeitmaschine” nicht verständlich ist. Ich war seinerzeit so stolz auf dieses Wortspiel für meinen Blog. Doch was nützt es, wenn es nicht intuitiv verstanden wird, was sich dahinter verbirgt. Zudem löste ich einen Teil der zahlreichen Unterverknüpfungen auf. Jetzt sollte jede:r Punkt binnen maximal vier Klicks (plus einer für die Navigation an sich) aufrufbar sein. Klappts bei Dir?

Barrierearme Strukturen und landmarks

Was die redaktionellen Strukturen und “landmarks” einer Seite (page) betrifft, war mein Portal schon immer barrierearm. Beides fiel mir von jeher leicht. Hier melden die “Accessibility”-Werkzeuge für Web-Entwickler:innen keine Beanstandungen zurück. Hürden entstehen bei mir eher durch meine Neigung zu Gesprächstiefe – und daraus abgeleitet zu Langstrecken und fachlich fundierten Texten. Da meckern die Verfechter “leichter Sprache”. Gleichwohl ist das eine Form, meine Wunschkunden qua Angebot vorzusortieren. Das soll jetzt nicht überheblich sein. Ich bin ein Kopfmensch. Und ich ziehe eben Kopfmenschen und Akteure rund um erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen an. “Die Richtigen werden kommen” heißt es ja nicht für ungefähr.

Während meines Studiums lernte ich viel über Strukturen und (Text)Logik. Dieses wissenschaftliche Denken verfeinere ich über die Berufserfahrung mit jedem Konzept, mit jeder WissenschaftsKommunikation oder anderen analytischen Aufgabe. Zudem beschäftige ich mich seit vielen Jahren intensiv mit Nutzerführung, Gestalten von Auswahlhilfen und dem Ermächtigen zu klugen, eigenverantwortlichen Entscheidungen. Das kommt mir im Reduzieren von Barrieren und einer hohen Zugänglichkeit / Verfügbarkeit zugute. Gleichwohl bin ich mir bewusst, dass ich hier mit zunehmender Berufserfahrung und dem Einarbeiten in die Fachgebiete stets wachsam für meine blinden Flecke bleibe. Mich im redaktionellen Prozess immer wieder hinterfrage, was vereinfacht und von Fachwörtern befreit werden kann. Ein Hoch auf Papyrus Autor, mein treuer Begleiter dafür.

Doch noch einmal zurück zur Technik: Seit ich sie für Seminar-Arbeiten nutzte, bin ich Fan von Dokument-Vorlagen und Mark-up (Auszeichnungssprache). Ich mag es, mir initial und einmalig Gedanken um die Gestaltung zu machen. Mir die benötigten Formate und Formulare anzulegen. Beim Schreiben dem Text sein entsprechendes Format zuweisen. Ich legte mir die Format-Vorlagen in Papyrus so an, dass automatisch das Mark-up fürs Web ergänzt wird. So kann ich mich in Redaktion und Publikation auf die Inhalte fokussieren. Das Design wird vom System automatisiert zusammengebaut. Das finde ich klever. Digialisierung als Arbeitserleichterung.

Auch wenn mein REDAXO da schon erstklassig aufgestellt war, fand ich Optimierungspotenzial. Im Zusammenhang mit der Programmierung beziehe ich mich mit redaktionellen Strukturen beispielsweise auf die Hierarchie von Überschriften, das Aufteilen der Inhalte in Kapitel (sections) oder die Logik der Bedienungsführung in der Navigation. Da fielen mir bei den REDAXO-Modulen – den Online-Formularen zum Eingeben der Inhalte fürs Internetportal – ein paar Punkte auf, die ich in Kombination aus php und css leicht justieren konnte. So sind die Hauptüberschriften von “Karten” (wie ich sie beispielsweise bei den Neuigkeiten nutze) nun von h5 auf h3 gesetzt. Optisch sieht es gleich aus. Im Grunde war die Programmierung ein Faulenzer. Ein Logik-Bruch der über das feinere Justieren des Designs zu beheben war. Menschen mit Bildschirm-Lese-Geräten wird es freuen. Jetzt ist es logischer auch für sie.

Bessere Bildbeschreibungen

Verbesserungen nahm ich für Bildbeschreibungen vor. Bisher hatte ich für alt-tags die Bildunterschrift oder – sofern das Feld in der Datenbank frei blieb – den title-tag genutzt. Was ja doppelt-gemoppelt ist. alt-tags sollen Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Mein Programmier-Ansatz verleitete indes Redakteur:innen (mich) dazu, die Bildunterschrift nicht als Ergänzung zum Foto bzw. der Illustration sondern – ja – zu einer verkürzten Bildbeschreibung zu nutzen. Es wird weder Sehenden noch Blinden gerecht. Zumal dafür das title-tag eines Bildes da ist.

Also justierte ich das. Dabei musste ich einen klugen Weg finden, dass bereits vorhandene Seiten und neue Seiten harmonieren. Ich mithin nicht sämtliche Websiten meiner Online-Präsenzen überarbeiten muss. REDAXO lernt mit mir mit. Das half mir gleichzeitig, besseren Code zu entwickeln, der alle Eventualitäten – wie beispielsweise leere Datenbankfelder – einbezieht. Eine gute Schule, die mir an komplexeren Aufgaben in der Software-Entwicklung als geübte und verinnerlichte “good practice” zugute kommen wird.

Wie ich Bildbeschreibungen besser formulieren und von Bildtiteln und Bildunterschriften klarer unterscheiden kann, lerne ich übrigens derzeit in einem intensiven Schnellkurs via Mastodon. Da begegnen mir tolle Vorbilder. Die Fedi-Community legt Wert auf Barrierefreiheit und Inklusion. Allerdings ist der zusätzliche redaktionelle Aufwand nicht zu unterschätzen. Wir sehenden Menschen sind ungeduldig und verwöhnt. Da ertappe ich mich und muss mir das hin und wieder in Erinnerung rufen, privilegiert zu sein.

Um mir und zukünftigen Redakteur:innen die Arbeit mit meinem System zu erleichtern, automatisiere ich so viel wie möglich. Vor allem doppelten Pflege-Aufwand reduzieren, scheint mir wichtig. Also werden Bild-Titel, Bild-Unterschrift und Bild-Beschreibung weitestgehend über die exif direkt beim Hochladen vorbefüllt. Über die Detailseite zum jeweiligen Medium ergänze und justiere ich. Von der Medien-Datenbank wird es dann direkt ins Modul übernommen. Sollte ein Bild in einem besonderen Kontext stehen oder ich im redaktionellen Prozess weiter verfeinern wollen, kann ich jederzeit beim Editieren mit dem Ausfüllen des Inhalte-Blocks Daten überschreiben. Mal schauen, wie die überarbeiteten Eingabehilfen sich im Alltag bewähren. Bis dato ist es ein enormer Gewinn und ich freue mich sehr, was mir da gelungen ist.

ARIA-labels und ARIA-roles

Womit ich mich deutlich schwerer tue, sind die Vorgaben zu ARIA. Gute Praxisbeispiele zu finden, gestaltet sich weiterhin verdrießlich. Insbesondere knabbere ich an aria-label und aria-role. Diese beiden spielen eine besondere Rolle, eine Website geschmeidig mit Tastatur bedienen zu können. Hinzu kommt die immense Fülle an Vorgaben und Prinzipien, die es abzuarbeiten gilt. Da hilft nur: Eines nach dem anderen anschauen, verstehen, umsetzen. Perfektionismus zurückfahren. In kleineren Häppchen denken.

Ich weiß nicht, warum ich nicht früher drauf gekommen bin: Am meisten lerne ich derzeit, mir den Quellcode der Web Accessibility Initiative W3C durchzulesen. Das ist allerdings ein sehr mühsamer Prozess. Insbesondere mit “aria-label” tue ich mich weiterhin schwer. Ich denke, die Detail-Seiten und redaktionellen Beiträge sind jetzt richtig.

Was noch nicht klappt ist die optimierte Steuerung für Tastatur-Nutzer:innen für die Übersichten, die ja doch einen Großteil meiner Web-Präsenzen ausmacht. Dirk hatte das anhand des Fallbeispiels “Content-Cards” theoretisch hier beschrieben. Das finde ich genial und suche seither nach der technischen Lösung. Ich stecke in der Versuch-Irrtum-Schleife. Das ist leider offen. Da werde ich meinen Code nachziehen. Das Release wollte ich nicht davon abhängig machen. Sonst könntest Du dies hier nicht lesen. Das steht also weiter im Back-log.

Fazit & Ausblick

Soweit für heute. Dir ist vielleicht das optimierte Web-Design aufgefallen. Dazu berichte ich ein anderes Mal mehr. Da steckt ebenso viel Gedankengut und Erprobung drin. Das verdient seinen eigenen Raum und seine Zeit. Ich danke Dir fürs Teilhaben und Dein Interesse. Stelle mir gern Fragen, gib Anregungen und sachdienliche Kritik. So lernen wir alle etwas dabei.

Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

Weiterführende Links und Quellen

Hier eine Auswahl der besten Internet-Adressen, die mir in meinen Entscheidungen zum Retrofit des Maschinenraums eine gute Basis gaben:

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