Aus der Werkstatt

Wochenrückblick KW46 / 2021

veröffentlicht: 20.11.2021 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsenbrenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenzglas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt / Wissensarbeiter:innen. Dazu der Titel Aus der Werkstatt 2021.

Die Themen der Woche: Konzeptionelle Arbeit am Projekt “Nachhaltige Transformation”. “Ein Klima – viele Disziplinen” – Helmholz Klima Konferenz und die Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation. Mit Freunden sprechen und am Leben teilhaben.

Aus der Werkstatt 2021
[ 2021 Franziska Köppe | madiko ]

Diese Woche verbrachte ich viel Zeit mit Grübeln. Wenn ich konzeptionell arbeite, gehört das mit dazu. Am schwierigsten ist für mich, einerseits bereitwillig in die verschiedenen Hasen- und Fuchsbauten der Medien zu krabbeln und darin zu stöbern – und andererseits den Fokus meiner Recherche- und Denkaufgabe nicht zu verlieren. Dieses Internet ist so extrem weit verstreut und vernetzt. Dann in die Lüfte schwingen, die Vogelperspektive ein- und das große Ganze in den Blick nehmen. Um daraufhin wieder näher vergrößern zu können, wenn etwas Interessantes ins Blickfeld rückt.

Es ist ein wenig wie die Suche nach dem roten Faden, der erst noch gewebt werden muss. Hin und wieder blitzt etwas Rotes auf, das zum Ziel stimmig scheint. Oder – um als Fotografin zu sprechen: da ist eine Komposition, ein Rahmen, eine Perspektive, die mir den Weg weist. Ich bin in der Phase des Auftrags, wo ich beharrlich sein muss. Geduldig dafür, dass die zündende Idee kommen wird.

Das Gras wächst nicht schneller, nur weil ich daran ziehe.. Bild: copy Franziska Köppe | madiko

Das Gras wächst nicht schneller, nur weil ich daran ziehe.
[ 2014-12 Franziska Köppe | madiko ]

Es ist gleichzeitig eine Zeit, wo mir deutlich stärker auffällt, ob ich ausgeglichen bin. Ob ich die letzten Tage, Wochen, Monate zu viel gearbeitet, mit meinen Kräften gut oder weniger gut gehaushaltet habe. Ich mache mir keine Illusionen und weiß inzwischen, dass meine Leistungsfähigkeit einer Wellenbewegung und Dynamik unterliegt. Gleichwohl fordert es mich stets heraus. Hier ist eine Mischung aus Disziplin, aus intrinsischer Motivation und Neugier gefragt. Dranbleiben können ist der Schlüssel.

Ein Moment, wo mir bewusst wird, wie sehr ich Handwerker:innen für ihre Geduld bewundere. Oder Wissenschaftler:innen und Forscher:innen. Für mich sind ein paar Tage scheinbar ohne Vorankommen bereits eine Herausforderung! Glücklicherweise lernte ich auf mein Unterbewusstsein zu vertrauen. Wenn mir gelingt, gute Fragen in meinem Kopf zu verankern – und schon die Suche nach den wirkmächtigen Fragen ist wichtig – wache ich morgens mit Ideen auf, kann damit gezielter auf Pirsch gehen. Dann den richtigen Moment abpassen, wo es gilt, mich auf den Hosenboden zu setzen, um die Ideen, Quellen, Erkenntnisse und weiterführenden Anliegen aufzuschreiben.

Für die Phase des “mentalen Kehraus”* ist mir wichtig, keine (Be)Wertung der Vorschläge vorzunehmen. Das Aufschreiben geht dabei ohnehin zumeist nicht schnell genug und meine Hand hinkt dem Kopf hinterher. Das ist oft ein Feuerwerk, während dessen weitere Ideen entstehen. Erst wenn möglichst “alles” aufgeschrieben ist, hinsetzen, zuordnen, clustern, abwägen, aussortieren usw.

[ * Vielen Dank an Stephan List für die pfiffige Übersetzung zu “Braindump”. ]

Das Ganze ist alles andere als ein geradliniger Prozess. Ich profitiere von vielen Jahren Erfahrung in Recherche, Konzeption und strategischem Denken. Bisher konnte ich mir dabei eine gute Portion naiven Anfängergeist und Neugier bewahren. So wie das Adrenalin beim Lampenfieber vorm Konzert, ist es die Zutat, die mir den Blick weit und das Herz offen lässt für Überraschungen. In dem Moment, wo ich glaube alles zu wissen, habe ich verloren. So lerne ich beständig dazu, entwickle mich weiter. Wie heißt es so schön: Wir wachsen an und mit unseren Aufgaben.

E4F Stuttgart – Adventskalender

Von Nichts kommt Nichts. Und so braucht eine gute Idee Willige, die sie vorantreiben. Newsletter sind – selbst wenn es gelingt, sie einladend und kommunikativ zu schreiben – geduldig. Wenn unsere Adventskalender-Idee also funktionieren soll, müssen wir noch zwei Schippen drauflegen. Pardon, altes Bild (Kohle). Zwei Ritzel zulegen. Schon besser!

Wo war ich? Ach ja: Aktion. Den Montag Nachmittag verbrachte ich mit Informationsbeschaffung. Dieses Mal klapperte ich die Internetseiten der Entrepreneure For Future der Region Stuttgart ab. Ich formulierte darauf aufbauend individuelle E-Mails. Mein Ansinnen war, schon beim Schreiben der Mail Anhaltspunkte und Ideen zu geben, welches ihrer Projekte Teil unseres Adventskalenders werden könnte. Mein Gegenüber sollte eine bessere Vorstellung davon erhalten, wie sie ihr “Türchen” gestalten können. Oftmals fehlt uns im Alltagsgetümmel ja die zündende Idee. Oder etwas ist zu verschwurbelt formuliert und wir haben nicht den Nerv, auch nur zwei Sekunden länger darüber zu knobeln, was das Gegenüber gemeint haben könnte. Ist ja müßig.

Jetzt da ich dies schreibe haben wir 15 Unternehmen für unseren Kalender gewinnen können. Wenn wir aus dem Kernteam jede:r noch ein Türchen gestalten, haben wir 20 der Türchen gefüllt. Für Tag 1 und Tag 24 haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Mindestens 2 Türchen sind also noch frei – gern auch mehr. Wir bestehen nicht auf unseren Platz. Und wenn es noch mehr werden, dann gehen wir halt in die Verlängerung ;-)

Mittwoch am späten Nachmittag steckten wir vom Orga-Team für eine Stunde die Köpfe zusammen, wie wir nun strategisch und in der Kommunikation weiter vorgehen. Wir stimmten uns inhaltlich ab, wo im Tun Fragen und neue Ideen aufgetaucht waren. Wir feilten an der technischen Umsetzung. Und: Nicht zu vernachlässigen: Wir sammelten, strukturierten und verteilten die sich daraus ergebenden Aufgaben.

Daniela Röcker von den Kultur-Komplizen baute einen kleinen Web-Prototyp unseres Adventskalenders. Ich entwickelte kleine gifs für die Türchen, die wir dann via Social Media teilen werden. Mir gefallen sie richtig gut. Sie sind schlicht und haben eine zurückhaltende Animation, die etwas Winterstimmung verbreitet. Alle von uns sprechen weiter Unternehmen an, von denen wir wissen, dass sie tolle Klima-Projekte in diesem Jahr umgesetzt haben. Die Sammlung, die wir zusammenstellten, ist wunderbar bunt und vielfältig. Wir werden es in jedem Fall spannend machen und jeden Tag nur ein weiteres Türchen öffnen.

Der Austausch mit den E4F Stuttgart ist immer wieder klasse und sehr motivierend. Einen Großteil macht für mich die Wertschätzung aus, die wir füreinander entwickelt haben. Und dass wir es schaffen, die guten Ideen effizient umzusetzen.

“Ein Klima – viele Disziplinen”

Helmholz Klima Konferenz

Am 17.11. fand in Berlin die Helmholz Klima Konferenz statt. Ich hatte davon via Twitter erfahren. Mich einen ganzen Tag vor den Livestream zu setzen, dafür fehlten mir am Mittwoch die Muse und innere Ruhe. Erst am Abend gesellte ich mich zum Abendprogramm dazu. Tagsüber hatte ich den ein oder anderen Tweet vom Team schon aufgeschnappt, der mich neugierig macht. Umso schöner finde ich, dass man jetzt die ganze Konferenz via YouTube noch anschauen kann. Statt Netflix also am Wochenende mal das gebündelte Klimawissen aus 15 Helmholtz-Zentren bingewatchen!

Ich finde nämlich alles davon hoch spannend. Hier die Zeitmarken zu den Programmpunkten:

Auftakt & Begrüßung
Perspektiven und die Rolle der naturnahen Lösungen

Perspektiven und die Rolle der naturnahen Lösungen
0:22:15 Vortrag Thema I – Andreas Oschlies (GEOMAR)
0:32:25 Vortrag Thema I – Torsten Sachs (GFZ) 0:42:30 Diskussion Thema I

Erfolgversprechende Technologien und gesellschaftliche Diskurse

Erfolgversprechende Technologien und gesellschaftliche Diskurse
1:24:10 Vortrag Thema II – Roland Dittmeyer (KIT)
1:37:20 Vortrag Thema II – Till Markus (UFZ)
1:46:25 Diskussion Thema II

Anpassung an Klimaextreme in Gesundheit und urbanen Räumen

Anpassung an Klimaextreme in Gesundheit und urbanen Räumen
2:32:57 Vortrag Thema III – Thomas Jung (AWI)
2:46:01 Vortrag Thema III – Claudia Traidl-Hoffmann (TUM/HMGU)
2:58:25 Diskussion Thema III

Anpassung in Wald-, Land- und Wasserwirtschaft

Anpassung in Wald-, Land- und Wasserwirtschaft
3:32:58 Vortrag Thema IV – Claudia Künzer (DLR)
3:43:24 Vortrag Thema IV – Sabine Attinger (UFZ)
3:53:42 Diskussion Thema IV

Welche Rolle spielt die Kommunikation von Klimaforschung?

Welche Rolle spielt die Kommunikation von Klimaforschung?
4:36:35 Vortrag Thema V – Roland Koch (Helmholtz-Klima-Initiative)
4:49:10 Diskussion Thema V

Forschungs- und Kommunikationsarbeit

Forschungs- und Kommunikationsarbeit
5:46:15 Abschlussgespräch mit Georg Teutsch & Daniela Jacob

Abendprogramm

Abendprogramm
6:08:48 Poetic Recording mit Dominique Macri & Felix Römer
6:24:50 Auftritt Eckart von Hirschhausen 6:28:57 Film COP26 Glasgow 2021
7:03:50 Ankündigung Cornelia Betsch (Uni Erfurt)
7:04:28 Vortrag Cornelia Betsch
7:15:54 Eckart von Hirschhausen (Fortsetzung)

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021. Bild: cc Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021
[ 2021-11 Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb ]

Allen, die jetzt schreien “Über 7 Stunden?! Niemals!” seien zumindest die rund 10 Minuten Vortrag von Cornelia Betsch von der Uni Erfurt ans Herz gelegt. Sie spricht über Wissenschaftskommunikation und stellt unter anderem die Ergebnisse ihrer Studie zu Gesundheitskommunikation vor. Sehr aufschlussreich. Das werde ich mir bei Gelegenheit näher anschauen.

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021. Bild: cc Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021
[ 2021-11 Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb ]

Dabei lernte ich einen neuen Begriff, den ich gar nicht so gern lernen möchte: Solastalgie – das belastende Gefühl des Verlustes, das entsteht, wenn wir die Veränderung oder Zerstörung der eigenen Heimat bzw. des eigenen Lebensraums direkt miterleben. Zuweilen auch als KlimaAngst oder ÖkoTrauer bezeichnet.

Fand dazu diese beiden Internetseiten, mit denen ich mich wohl oder übel auch mal auseinandersetzen werden muss:

www.klima-angst.de
www.psychologistsforfuture.org/klimapsychologie

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021. Bild: cc Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb

Helmholz Klima Initiative – Dialog-Konferenz 2021
[ 2021-11 Helmholz Klima Initiative / Foto: Ulf Büschleb ]

Zur Helmholz Klima Dialogkonferenz kann ich weiterhin die Twitter-Zusammenfassung von Sara Schurmann empfehlen. Sie schreibt:

Auch die Wissenschaft müsse ihre Rolle überdenken, sagt Myriam Rapior von @BUNDjugend auf dem Panel zur Kommunikation von Klimaforschung und bekommt dafür – im Vergleich zu anderen Beiträgen – schon fast tosenden Applaus.

In der Zukunftskommission Landwirtschaft sei oft sie es gewesen, die wissenschaftliche Fakten einbringen musste und die Wissenschaftler:innen aufforderte, eben mit diesen Fakten zu widersprechen, wenn Politiker:innen nachweislich schädliche Entscheidungen treffen wollten.

Wie kann das sein?

Noch immer empfinden es viele Forscher:innen als ihre Rolle, Fakten vor allem zusammenzutragen. Sie dann auch entsprechend verständlich zu kommunizieren und zu verteidigen, gilt vielen als politisch – und damit als nicht schicklich.

Auch ich habe in den vergangenen Monaten diese Erfahrung gemacht, habe darüber – und welche Gründe & Schwierigkeiten ich auch nachvollziehen kann – hier auch schon geschrieben. Und ich weiß, dass auch viele Wissenschaftler:innen unzufrieden sind mit der Situation.

Vor der #btw21 [ Bundestagswahl 2021, A.d.R. ] habe ich viele Expert:innen gefragt, ob es denn stimmt, dass die kommende Bundesregierung realistische betrachtet die letzte sein wird, die evtl. noch ausreichende Maßnahmen umsetzen kann, damit wir unseren Anteil leisten, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten. Ja, genau so sei es – das versicherten mir alle, mit denen ich sprach.

Ob es unter Wissenschaftler:innen denn Initiativen gäbe, das vor der Wahl entsprechend größer zu kommunizieren, fragte ich daraufhin. Ob irgendwer eine Pressekonferenz, oder zumindest eine Pressemitteilung plane, denn offenbar komme das im öffentlichen Diskurs ja nicht an.

Einige hatten darüber nachgedacht, andere versuchten offenbar entsprechende Initiativen anzuschieben. Es scheiterte wohl daran, dass es zu wenige öffentlich unterstützen wollten. Das sei – so die Begründung – zu politisch.

Wenn es als politisch verstanden wird, Fakten öffentlich zu vertreten, dann haben wir ein Problem. Zumindest dann, wenn Wissenschaftler:innen (und ja auch Journalist:innen) sich deswegen nicht trauen, diese klar und deutlich zu benennen.1

Ich kenne viele Forscher:innen aus der 2. und 3. Reihe, die monatelang versuchten, genau das zu erklären, aber nicht durchdrangen. Prof. Stefan Rahmstorf war es dann – mal wieder –, der es nicht mehr aushielt und, zwei Wochen vor der Wahl, die Lage klar formulierte: “Entscheidende Klimawahl, bizarrer Wahlkampf: Eine ernsthafte Debatte über die Klimapolitik findet im Wahlkampf kaum statt. Dabei starten wir jetzt in die klimapolitisch wichtigste Legislaturperiode. Auf diese drei Instrumente kommt es jetzt an.”2

Nur bringt das nicht viel, wenn andere hochrangige Wissenschaftler:innen es vorziehen, öffentlich zu schweigen oder sich weniger klar auszudrücken. Vielen wird das nicht klar sein, daher beschreibe ich Ihnen mal das Bild, dass das im öffentlichen Diskurs für viele ergibt: Hans-Joachim Schellnhuber gilt vielen als Exzentriker, der gern markige Worte nutzt und – so der Eindruck – dabei die Realität etwas überzieht. Denn wenn es wirklich so schlimm wäre, naja, dann würden das ja auch andere so deutlich sagen.

Ein paar andere, am bekanntesten wohl Stefan Rahmstorf, Claudia Kemfert, Maja Göpel, Volker Quaschning, Mojib Latif, die sich ebenfalls klar ausdrücken, gelten – wenn auch langsam weniger – bei vielen Journalist:innen als „aktivistische Wissenschaftler:innen“, die nicht ganz objektiv seien.

Alle anderen, die es vorziehen, sich nicht zu klar auszudrücken, gelten als „die wahren Wissenschaftler:innen“ und solange die sich ruhig und ungerührt immer wieder erklären, solange muss die Situation ja unter Kontrolle sein.

Das ist sie nicht.

Nur: Dass Sie alle vom gleichen wissenschaftlichen Konsens ausgehen und die Bewertungen der Situation gar nicht so unterschiedlich sind, wie ich es lange Jahre wahrgenommen habe, war mir nicht ansatzweise bewusst. Und das ist es vielen anderen wohl auch nicht.

Wir sind in der wohl brenzligsten Situation, in der wir sein könnten. Noch ein paar Jahre und die Situation ist nicht mehr brenzlig, sondern sie wird katastrophal. Ja, auch dann wird es sich noch lohnen, um jedes Zehntelgrad und jedes Ökosystem zu kämpfen. Aber die planetaren Krisen sind nicht verstanden, weder wie akut sie sind, noch wie umfassend. Und solange das nicht der Fall ist, werden wir keine adäquten Maßnahmen ergreifen, um sie zu lösen.

Wann, wenn nicht jetzt, ist es Zeit, all das so deutlich wie möglich auszusprechen?

Ps: Auch darüber, dass Wissenschaftler:innen den geringsten Anteil daran tragen, dass wir in dieser Situation stecken, habe ich schon geschrieben. Aber es nutzt ja nichts, wir müssen jeden Hebel betätigen, den wir haben.

Sara Schurmann

Journalist | trying to explain #ClimateEmergency + solutions
formerly funk, @ZeitOnline , VICE, @nannenschule , @tagesspiegel

Mir erscheint dabei ein weiterer Aspekt unentbehrlich, der ebenfalls im Rahmen der Konferenz diskutiert wurde: Es reicht nicht, zu mahnen. Es gilt, Lösungen aufzuzeigen. Das ist insbesondere wichtig, wenn wir die Menschen nicht abstumpfen wollen, sodass sie aufhören, Nachrichten oder Klimadialogkonferenzen wie diese hier anzuschauen. Wir sollten genauso sorgfältig die Klimalösungsdiskurse leiten und dokumentieren, dass nachhaltige Vorgehensweisen und klimafreundliche Aktionen real (und kein Szenario irgendwann in der Zukunft) sind. Dass es schon heute Menschen gibt, die dies nicht nur im Privaten umsetzen, sondern die dicken Bretter im unternehmerischen Kontext bohren. Da bin ich dran. Deswegen ist mir EnjoyWork und das, was um unsere Bewegung und Kooperative entsteht, auch so wichtig.

Zuguterletzt

Nachdem ich mich letzte Woche eher zurückgezogen hatte und froh war, meine täglichen Aufgaben abgearbeitet zu bekommen, war ich diese Woche aufgeschlossener und führte verschiedene Telefonate mit Freunden. Ja, per Telefon. Voll retro!

So führte ich zum einen ein wunderschönes Gespräch mit meinem jung-gebliebenen Freund Christoph. Wir tauschten uns über COVID19 und Klimawandel aus. Besonders interessiert ihn die allgemeine politische Lage (er war sehr lange im Partei-Vorstand in seinem Örtchen), die gesellschaftspolitischen Herausforderungen und die Lösungen. Mit seinen 83 Jahren finde ich das wirklich eindrücklich, wie enthusiastisch er diskutiert und mich herausfordert, gute Argumente zu liefern. So bleibt er mein Lehrmeister in Diplomatie und Lobby-Arbeit der “alten Schule” – ein Feld, das nun nicht gerade zu meinen Talenten zählt. Diejenigen, die hier regelmäßig mitlesen, wissen das. Gleichwohl ist er offen für Argumente, hört zu und versucht zu verstehen. Mit anderen Worten, eine gute Basis für einen Diskurs auf Augenhöhe.

Derweil war Renate, seine Frau (zwei Lenze jünger), dabei, die fünfseitige Einleitung eines Kunst-Katalogs ins Französische zu übersetzen. Grandios! Sie hat ihr ganzes Leben berufsbegleitend schon so manchen anspruchsvollen Text übersetzt und war zuweilen ehrenamtlich als Simultan-Dolmetscherin tätig. Ich werde nie die Situation vergessen, wo wir auf dem Bio-Gemüsemarkt stehen und zwei Freundinnen von ihr treffen. Eine Schwäbin und eine Französin waren gleichzeitig auf sie zugegangen. Spielend wechselte sie von Hochdeutsch zu Französisch zu Schwäbisch und wieder zurück, gewürzt mit einer kräftigen Prise Humor. Wir vier verstanden uns prächtig und fühlten uns von ihr gewertschätzt. Von ihr habe ich gelernt, völlig angstfrei mit Sprachen umzugehen. Sich zu trauen, auch wenn es holpert. Und eine neue Art des Zuhörens, um das, was zwischen den Zeilen mitschwingt mit Übung und der Liebe für Menschen, zu erspüren. Ich bin mir sicher, dass sie genau das auch in ihrer neuesten Übersetzung herausgekitzelt haben wird.

Ich möchte bitte in dem Alter auch noch so quietschfiedel wie die beiden sein. Sie zu erleben gibt mir Mut für die Zukunft. ;-)

Die anderen Gespräche mit Freunden drehten sich um Familie (leider auch das Verarbeiten einer Scheidung), Arbeit, die Gesamtsituation. Wir wurschteln uns alle durch. Ich freue mich, optimistisch-positive Menschen um mich zu haben, die ohne große Anstrengung die schönen Dinge im Leben sehen und finden. Mich mit ihnen auszutauschen und am Leben teilzuhaben, ist eine Bereicherung. Wir gehen offen und ehrlich miteinander um, lachen über die Missgeschicke und rütteln uns gegenseitig auf, sofern nötig wird auch mal der Kopf gewaschen. Alles in Allem habe ich Freunde, die gestalten, sich weiterentwickeln und interessiert mitdenken. Das finde ich schön und immer wieder inspirierend. Danke, Ihr Lieben.

Soweit für heute. Bleib neugierig, gesund und munter,

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