Aus der Werkstatt

Wochen-Rückblick 2025-03

veröffentlicht: 18.01.2025 · Franziska Köppe | madiko
aktualisiert: 09.02.2025 · Franziska Köppe | madiko

Zeichnung eines Bunsen-Brenners mit Kolben an einem Stativ, Reagenz-Glas mit Setzling und ein Prisma als Symbole für eine wissenschaftliche Werkstatt. Dazu der Titel der Blog-Serie: Aus der Werkstatt 2025.

Die Themen der Woche: Ein halbes Jahrhundert – es ist kompliziert. Eine offene, freie, sichere digitale Zukunft für alle – Global Digital Compact als Ergänzung der allgemeinen Menschen-Rechte in Digitalien.

Aus der Werkstatt 2025
[ 2025 Franziska Köppe | madiko ]

Ein halbes Jahrhundert bin ich auf dieser Welt. Ich kann nicht sagen, wie es sich anfühlt. Denn die eigenen Befindlichkeiten wurden von außen extrem gestört.

Zum Einen begegnete mir die Gewalt meiner Vergangenheit. Ich wurde davon überrascht. Zeigt es mir, dass wir uns noch so gut auf derartige Ereignisse vorbereiten, unsere Erfahrungen reflektieren und lernen können, mit ihnen umzugehen. Letztlich funkt uns die traumatisierte Psyche dazwischen. Das Gute daran: Mein soziales Netzwerk ist stabil. Aus tiefstem Herzen danke ich meinen Freunden, dass sie sofort für mich da waren. Sie gaben mir in der entscheidenden Stunde Halt. Ihnen gelang es, mir das Richtige zu sagen. Mehr noch: Sie hörten zu. Sie stärkten mich mental und zeigten mir, dass ich nicht allein bin. Das war das Richtige. Ebenso unmittelbar erreichbar war professionelle Hilfe. Die Gespräche taten mir enorm gut. Was für eine Errungenschaft, dass wir diese Dienste an der Gesellschaft haben. Das kann ich nicht oft genug wiederholen. Inzwischen habe ich mich berappelt. Mit Insomnie werde ich eine Weile kämpfen. Da wieder konsequent die Reflexe und inneren Ressourcen aktivieren. Immerhin habe ich sie so gut verinnerlicht, dass ein Stubbs ausreichte, mich darauf zu besinnen. Die Erfahrung hat mich jedoch gehörig erschrocken. Die Angst vor der Angst ist nicht überwunden. Daran werde ich zu knabbern haben.

Ferner ist das, was in Deutschland und der Welt derzeit passiert auch nicht gerade förderlich für Optimismus und gute Laune. Mir fehlt diese Woche die Kraft, alles aufzuschreiben, das mich bewegt. Zeitzeugnis abzulegen, muss schon an der schieren Masse der Des-Informationen und rassistischen wie neo-kolonialen Aussagen und Handlungen scheitern. Ich bin mir der Ironie bewusst: Genau das bezwecken die Libertären mit ihrem Populismus und ihren Erregungs-Manipulationen. Das Ermüden, das Überfordern, das ständige Beschäftigen mit ihren Themen. Sie wollen uns spalten und schüren Hass. Ihnen geht es ja gerade nicht um Wahrheit. Ihnen geht es um unsere Aufmerksamkeit, um unsere Empörung. Wenn sie von “Volks-Mehrheit” palavern, beziehen sie sich nur auf eine kleine, von ihnen ausgewählte Gruppe von Über-Reichen. Über ihre Pfründe – die sie im Übrigen nur durch Übervorteilen und Ausbeuten anderer überhaupt erst erhalten haben – wollen sie allein herrschen. Die Errungenschaften der Gesellschaft – die freiheitlichen Grundrechte aller Menschen – sind ihnen ein Dorn im Auge. Daher zerstören sie Strukturen und Prozesse, die von Generationen zum Gemeinwohl und den Menschen-Rechten unter Blut, Schweiß und Tränen erkämpft wurden. Wissen ist Verantwortung und so fühle ich stark eine Verpflichtung, mich dagegen aufzulehnen. Doch woher die Reserven nehmen? Momentan habe ich sie nicht. Daher beschränke ich mich auf eine eigene ego-zentrierte Willens-Bekundung: Ich will das so nicht. Mir schauert, wenn ich sehe, wie erfolgreich sie mit ihrer Strategie sind. Und dann rufe ich mir in Erinnerung: Wir sind mehr. Wenn wir das begreifen, dass unsere größte Super-Kraft gegen diese kleine Gruppe unsere Fähigkeit zu Kooperation, zum Guten ist. Das müssen nun nur noch so viele Menschen wie möglich verstehen und daran sinn-koppeln.

Dazu passt ein Thema, das mir Silberstreif am Horizont in dieser ansonsten düsteren Woche war.

Eine offene, freie, sichere Digitale Zukunft für alle

Global Digital Compact als Ergänzung der allgemeinen Menschen-Rechte in Digitalien

Ende Mai 2022 luden die Vereinten Nationen alle Bürger:innen dieser Erde ein, eine Vereinbarung für die gemeinschaftlich geteilten Prinzipien einer offenen, freien und sicheren digitalen Zukunft für alle zu entwickeln. Ebenso eingeladen natürlich Menschen in ihren Rollen und Mandaten für Regierungen, Unternehmen, Wissenschaften und so weiter. Ein enormes Vorhaben der UN, das mit viel Akribie und insbesondere dem Wunsch nach einer starken zivil-gesellschaftlichen Beteiligung auf allen Kontinenten vorangetrieben wurde. Allen voran stand António Guteres, General-Sekretär der UN. Ich hatte in meinem Bericht vom April 2023 (Aus der Werkstatt 2023-15) davon berichtet.

Jetzt ist der Global Digital Compact da. Tausende Menschen beteiligten sich weltweit und erarbeiteten Grundsätze des Zusammenlebens in Digitalien. Viel Wert wurde dabei auf inter-sektorale Zusammenarbeit gelegt. Digitalisierung wird in den sicheren Handlungsraum zwischen planetaren Grenzen und sozialem Fundament gebracht. Technische Fortschritte werden so mit dem Schutz der Erd-Systeme, die unser Leben sicherstellen, mit Menschen-Rechten, dem Recht auf Teilhabe und dem Recht auf Chancen-Gleichheit verbunden. Es geht weiterhin um offene Daten, Transparenz, um Zugänglichkeit, um Selbstbestimmung und den Schutz und Respekt der Privat-Sphäre. Es geht um Prävention von Überwachung. Jeglicher Form von Gewalt soll im digitalen Raum Einhalt geboten werden. Die Mitglieder-Staaten bekennen sich ferner zu digitalen Gemein-Gütern, zu quell-offenen Programmen, zu unabhängigem Journalismus, freien Medien und souveräner Meinungs-Äußerung.

Entstanden ist ein Rahmen für die globale Regelung digitaler Technologie und künstlicher Intelligenz, die dem Gemeinwohl dienen. Ausgehandelt und unterschrieben wurde der Global Digital Compact von 193 Mitgliedsstaaten der UN. Der Pakt bindet die Regierungen, das Völkerrecht, die Ziele für nachhaltige Entwicklung und die Menschenrechte im Internet zu achten. Er verpflichtet sie, konkrete Schritte zu unternehmen, um den digitalen Raum sicher zu gestalten.

Nun liegt es an uns, den Global Digital Compact mit Leben zu füllen. Und so lade ich Dich, liebe Leserin, lieber Leser ein, Dich mir anzuschließen. Werde Teil des weltweiten Aktionsbündnis für Menschenrechte in Digitalien. Setze auch Du Dich für eine faire, inklusive, offene, sichere und nachhaltige digitale Zukunft für alle ein. Verbreite die Ideen weiter.

Der Global Digital Compact ist wichtiger denn je, da wir aktuell überdeutlich sehen, wie das Macht-Un-Gleichgewicht der digitalen Wirtschaft, angetrieben durch “Künstliche Intelligenz”, unser politisches System destabilisieren, gesellschaftliche Spaltungen fördern und dem Wohlbefinden schaden kann. Ein beherztes Umsetzen dieses globalen Rahmens ist also gefragt!

Die Weltkarte der Zeichner wird im zweiten Quartal veröffentlicht. Alle, die bis 28.02. den internationalen Vertrag zeichnen, werden auf dieser Weltkarte vertreten sein. Lasst uns ein Zeichen setzen! Danach wird die Karte in regelmäßigen Abständen aktualisiert (so wie von der UN üblich).

Zuguterletzt

Zum Abschluss der bewährte Griff in die Platten-Sammlung: “Protest”. Ja, doch. Das ist passend. Es spielen Chris Illingworth (Klavier), Nick Blacka (Kontrabass) und Rob Turner (Schlagzeug) – zusammen GoGo Penguin.

Protest
[ 2020-12-18 GoGo Penguin | 04'49'' ]

Soweit für heute! Bleib neugierig,
Franziska (handschriftliche Signatur)

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